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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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der jüngere
Bruder begehrte, sich auf der großen Sklavenauktion von
Bejaia »für die kalten Nächte des Alters etwas Weiches
und Warmes« zu erstehen, wie sein älterer Bruder, der
weise Mufti, spöttelte, »damit auch unser gelehriger
Scholar die Vorzüge eines solchen Marktes kennenlernt,
werden wir Rik mit uns führen«.
    Ahmed Nasrallah reagierte schnell. »Diese Erfahrung
muß Rik sich diesmal versagen, denn ich habe einen
höchst ehrenvollen und streng geheimen Auftrag für ihn!«
    Er führte den erstaunten Deutschen wieder zu dem
schattigen und verschwiegenen Plätzchen. »Ich habe in
Erfahrung gebracht«, eröffnete er ihm verschwörerisch
und vertraulich zugleich, »wo sich Eure Melusine aufhält,
als Gefangene –.«, und er entwickelte dem vor
unerwarteter Freude und klammen Bangen im ersten
Moment eher Bestürzten als Begeisterten bündig sein
Vorhaben. Das Schiff, das ihn nach Mahdia bringen
würde, läge schon bereit, er habe ihm Kleidung
mitgebracht, damit er dort respektheischend auftreten
könne. Hier seien noch ein paar Zeilen an den Baouab
namens Moslah, »ein Freund, dem Ihr Euch bedingungslos
anvertrauen könnt!«
    Der blonde Deutsche war so verwirrt, daß er fast vergaß,
sich bei seinem Wohltäter zu bedanken, wenn der ihm
nicht, perfide lächelnd ›Hals- und Beinbruch!‹ gewünscht
hätte. Ehe Rik sich’s versah, befand er sich an Bord der
Galeere, die Kurs auf Mahdia nahm.
    Auf dem weit ins Meer ragenden Felsenriff hatten die
Winterstürme auf ihre tückische Weise eingesetzt, sie
bliesen den Bewohnern des ›Hornes von Iffriqia‹ die
eisige Kälte durch Mark und Bein. Timdal hatte
inzwischen seine Stellung im Palast soweit gefestigt, daß
er freien Zugang zu der einzigen Insassin des Harems
hatte. Der Moslah suchte inzwischen den Rat des Mohren,
denn er war sich immer noch völlig unsicher, ob er dem
Emir mit der Hinrichtung des Gefangenen einen Gefallen
tat oder nicht, ersteres wollte er eigentlich vermeiden, so
verlockend es war. Timdal fiel es nicht schwer, ihn in
dieser Meinung zu unterstützen, so daß das Leben Pols
zwar an einem seidenen Faden hing, aber bislang hatte der
gehalten. Daß der Mohr gegenüber Melusine nichts von
dem Los des Unglücklichen hatte verlauten lassen, zahlte
sich somit aus.
    Alles veränderte sich auf Mahdia schlagartig, als die
Galeere des Obereunuchen von Tunis eintraf und Rik van
de Bovenkamp, trotz seines fürstlichen Gewandes, mehr
oder weniger an Land warf, unterhalb der Mauern der
Moschee, dort wo die Fischerboote auf den Strand
gezogen wurden. Der Moslah ließ ihn vor sich bringen,
und Timdal war dabei. Der Mohr und Rik erkannten
einander sofort, verbargen es aber zunächst, einfach aus
der Erfahrung heraus, daß zuviel Offenheit sich selten als
günstig erwies. Der Majordomus wußte auch nicht, wie er
dem offensichtlich nicht unbegüterten Gast gegenübertreten sollte; er gab sich also freundlich, bis Rik ihm
erwartungsvoll die Zeilen des Ahmed Nasrallah übergab.
Der Baouab las sie, sein Lächeln verkrampfte sich, er
winkte hastig die Wachen herbei, und die fielen über den
erschrockenen Rik her, rissen ihm dem Mantel vom Leibe,
eigenhändig schlitzte der Moslah das Futter des teuren ma’ataf dibaj auf und brachte den ›Brief‹ zum Vorschein.
Timdal mußte ihn laut vorlesen, was er auch stockend tat,
Rik wurde erst rot, dann blaß und schließlich zornig.
»Eine widerliche, hundsgemeine Fälschung!« keuchte er,
es half ihm nichts, er wurde abgeführt.
    »Der Meinung bin ich auch«, wagte Timdal dem Moslah
seine Meinung kundzutun. Der reagierte nicht einmal
empört, sondern eher unwillig.
    »Es wird zwar der Wahrheit entsprechen, daß auch
dieser junge Mann, den Ihr, Timdal, ebenso kennen müßt
wie den im Kerker, von einer verblendeten Liebe zum
Weib des Emirs hierher verschlagen wurde, sein Verhör
wird das klären«, erläuterte der Majordomus ärgerlich
seufzend ob des über ihn hereingebrochenen Ungemachs,
»aber das, was Ihr Fälschung nennt, ist in Wahrheit eine
gezielte Verleumdung!«
    »Eine Falle?!« fragte der Mohr nach, während sie sich
zum Palast zurückbegaben.
»Eine Falle?!« stöhnte der Moslah. »Ein Wolfseisen
wirkt vergleichsweise beschränkt! Ein Netz der
Vogelspinne, darunter eine verdeckte Löwengrube, um
hineinzustürzen in vergiftete Bambusspitzen, und über
allem hängt eine Damaszener Klinge an einer viel zu
dünnen Schnur-.«
»Und wem gilt ein

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