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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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auffordernd, ordentlich zuzulangen, während Gilbert stolz
über die Ereignisse in und um Saint-Denis berichtet. Die
ersten Haufen hätten sich bereits Richtung Rhone
aufgemacht, immer neue Scharen träfen aus dem ganzen
Land in Paris ein. »Sie tanzen und singen!« ›Diese
Ratten!‹ läßt er weg, um seine Schwester nicht unnötig
gegen sich aufzubringen.
    »Sie verlangen nach den liturgischen Texten«, läßt
Daniel stolz vernehmen, »und sind voll des frommen
Eifers!«
    »Den gilt es jetzt nach Köln zu tragen, das scheint mir
der beste Ort am Rhein, von dem aus Gottes Floß dann –
mit Hilfe aller Heiligen –.«
»Der Heiligen Drei Könige!« gibt Rik dazu, ohne den
Redefluß aufhalten zu können.
    »– den Strom hinaufgerudert werden kann, über die
Alpen hinweg an die Gestade Italiens!« endet der
Monsignore befriedigt.
    »Und was machen sie dann?« blafft Marie. »Teilt sich
auch hier das Meer oder schwimmt Euer Floß bis nach
Jerusalem!?«
    »Mit Hilfe der besorgten Kirche werden sich
Schiffseigner finden, die für Gottes Lohn, sich das
Paradies –.«
    »Für Euer unverantwortliches Tun, Gilbert, werdet Ihr
Euch die glühende Hölle verdienen«, faucht die Hofdame
aufgebracht, »vielleicht gefällt dem Teufel Euer purpurner
Kardinalshut!«
    Sie erhebt sich abrupt von der Tafel. »Unserem Herrn
Jesus Christus jedenfalls seid Ihr nichts als ein ärgerliches
Staubkorn im Auge!«
    Der Inquisitor lacht. »Nichts sähe der Heiland lieber,
auch tränenden Auges, als Euch als Äbtissin zu
Rochefort«, wendet er sich belustigt an die Tischgenossin,
»eingemauert, für immer zum frommen Schweigen
angehalten – und zur Reinheit des Herzens – von der
Keuschheit Eures sündigen Leibes ganz zu schweigen!«
    Marie stürmt aus dem Saal, nicht ohne den beiden
Deutschen einen keinen Widerspruch duldenden Wink
gegeben zu haben, ihr auf der Stelle zu folgen. Rik und
Oliver zucken verlegen die Schultern und tun wie
geheißen. Die vor Wut schnaubende Marie führt sie
stracks in ihre Kemenate, reißt sich die Kleider vom Leib
und wirft sich rücklings auf ihr breites Lager. Den Mohren
scheucht sie aus dem Raum, doch bleibt Timdal nicht
verborgen, daß bereits kurz darauf Rik aus dem Gemach
stolpert, unüberhörbar wegen seiner törichten Treue zu
einer dummen Gans aus dem Loiret beschimpft, während
Oliver die Erboste kalt abfahren läßt, er mache sich nichts
aus Weibern, schon gar nicht, wenn sie sich so schamlos
anböten. Maries Geheul, das bald in Schluchzen übergeht,
ist bis auf den Gang zu hören…
    In den frühen Morgenstunden läßt der Inquisitor die
Pferde anspannen und setzt Daniel in die Kutsche. Den
zugleich erschienenen Deutschen gestattet er, die bequeme
Reisemöglichkeit wahrzunehmen, schon damit sie seinen
Abgesandten sicher nach Köln geleiten.
    Während der gesamten Fahrt durch den Ardenner Wald
läßt Daniel kein Sterbenswort darüber verlauten, daß er
weiß, daß die von Rik ersehnte Melusine auf dem Weg
nach Marseille ist. Er will seine Reisebegleiter nicht
verlieren.
    Der Emir hatte den ›Erzieher des Prinzen‹ aufgefordert,
ihn auf einem Inspektionsrundgang über die Wälle zu
begleiten, zum großen Tor, dem Bab Zwaila, das
landseitig zwischen zwei mächtigen Türmen Mahdias
einzigen Zugang ermöglicht. Rik schwante, daß dies nur
ein Vorwand war, ihn aus der Bibliothek zu entfernen oder
um ihn allein zu sprechen, denn seit wann hätte sich Kazar
Al-Mansur für den Zustand der Verteidigungsanlagen
interessiert? Und wenn schon, dann gewiß nicht für die
Skifa al-Kahla, die mit sieben hintereinander angeordneten
eisernen Fallgittern den am besten gesicherten Abschnitt
der Festung bildete. In der Tat, sie hatten noch nicht
einmal den von außen unsichtbaren Burj al Joub erreicht,
den in die Mauern der nachgelagerten Moschee
eingefügten Turm der Zisterne, als Kazar mit seinem
wahren Anliegen herausrückte.
    »Jetzt haben die Freunde sich endlich in Paris, der
Hauptstadt der Franken an die Fersen von Melusine heften
können, sind bei ihr, auf Tuchfühlung sozusagen, da
schickt ihr den recht gescheiten Secretarius der
außerordentlichen Frau des Hafsiden fort in das Land, wo
du herstammst – als ob du nicht wüßtest, wie sehr es mein
Herz trifft, von der geliebten Frau, der einzigen meines
Lebens, weggerissen zu werden, als hätte Allah mich nicht
genügend gestraft –.«
    »Allah hat es aber so gefügt, edler Freund«, unterbrach

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