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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Kriegsminister. Er wird Louvois Trier nicht verbrennen lassen. Die Stadt wird nicht vernichtet werden, du wirst sehen“, versuchte Gustavo seinen Freund zu beruhigen.
    „Deine Worte in den Ohren des Allmächtigen Herrn. Ich werde wiederkehren. So rasch, wie möglich, mein Freund. Ich bringe den Schmuck nach Lenno. Dann kehre ich wieder. So rasch, wie nur möglich, die Reise zu bewältigen ist.“
    „Nun gut“, seufzte Gustavo. „Dann werde ich die Urkunden vollenden.“ Er machte sich wieder an die Auflistung der Stücke. „Morgen kommt der Zeichner. Er wird Skizzen anfertigen. So, dass dein Besitz unverkennbar sein wird.“
    „Giulia wird derweil Simon hüten, wenn Thomas seinen Dienst verrichtet. Wenn ich wiederkehre, und wir alle wieder vereint sind, dann gebe ich ein großes Fest. Du wirst der Erste sein, der seine Einladung dazu erhält!“ Ambrosius fasste neuen Mut.
    Gustavo blickte ihm in die Augen. „So soll es sein. Wo wirst du die Besitzurkunden verstecken?“
    Ambrosius lächelte. Zum ersten Mal an diesem Tag. „Ich habe einen prachtvollen Ort gewählt. Hinter unserem Wappen! Nur Giulia werde ich davon erzählen. Dort werden sie in Sicherheit sein …. falls mir etwas zustoßen sollte.“
    Schon wieder beschlich Ambrosius ein ängstliches Gefühl.
    Gustavo klopfte ihm auf die Schulter „Was soll dir schon passieren? Dein treuer Jacob wird doch mit dir sein!“
     
    *
     
    Ambrosius liebte den Blick von den Moselhöhen hinunter auf die Windungen des Flusses. Das Wetter war herrlich und er erfreute sich an dem zaghaften Sprießen des jungen Grüns an den Bäumen des dichten Frühlingswaldes. Endlich noch mal ein klein wenig Freude. Vorfreude auf die Reise und die Heimat, die er so viele Jahre nicht gesehen hatte. Er schnalzte mit der Zunge und trieb seinen braunen Wallach in einen leichten Trab.
    Lächelnd schaute er zurück und sah Jacob im hinteren Teil des Frachtwagens hin und her geschüttelt werden. Der Schmuck war gut versteckt. In einem der hölzernen Weinfässer. Selbst Ambrosius konnte im Moment nicht sagen, in welchem.
    Er strahlte Jacob an. „Du wirst begeistert sein von Italien. Der tiefblaue See inmitten von solch hohen Bergen, wie du sie noch nie gesehen hast. Von unserer Plantage aus kannst du bei gutem Wetter sogar den Monte Legnone sehen. Das ist der höchste von allen!“
    Jacob lächelte gequält zurück. „Warum schaust du so missmutig drein?“, fragte der Kaufmann seinen Diener und drehte sich auf dem Kutschbock wieder nach vorn. Er musste auf den steinigen Weg achten.
     
    *
     
    Hier endeten die Aufzeichnungen. Ambrosius Tagebuch war zu Ende. Seine Heimat hatte er nie wieder gesehen.
    Der Mann legte das alte Buch beiseite. Im Zimmer war es still. Absolut still. Der Mann wusste nicht, wann die Atemgeräusche der Mutter verstummt waren. Der Mann stand auf und erschrak sich über das laute Knarren des Stuhles in der unheimlichen Ruhe des Zimmers, als er sich erhob. Er nahm die Hände der Mutter und faltete sie über ihrer Brust. Wie zum Gebet. Dann nahm er den Rosenkranz aus der Schublade des Nachttisches und legte ihn in die gefalteten Hände hinein. Mit dem rechten Daumen schloss er behutsam die Augen der Frau, die leer an die Decke starrten. Erst das rechte, dann das linke. Er versuchte, auch den Mund zu verschließen, aber der Unterkiefer klappte immer wieder langsam nach unten. Wie in Zeitlupe. Der Mann ging ins Bad und nahm eine Binde aus dem Medikamentenschrank. Diese wickelte er der Frau vom Kinn an über den Kopf. Dann betrachtete er seine Mutter. Jetzt war alles getan. Fast.
    „Ich habe es so gut wie geschafft, Mutter. Ich stehe so kurz davor.“ Er streckte der Mutter zur Veranschaulichung seine rechte Hand vor das Gesicht und hielt dabei Daumen und Zeigefinger ganz nahe beieinander. Er wusste, dass der Geist der Mutter ihn hören und sehen konnte. „Nicht mehr lange, und ich habe den Eid der Familie erfüllt.“
    Die Leiche lag friedlich da. Der Mann glaubte, ein flüchtiges Lächeln auf ihrem Gesicht erkannt zu haben.
    Dann ging er los, um eine Kerze zu besorgen. Er stellte sie auf den Nachttisch und entzündete die Flamme vor dem Kreuz Jesu und einem Bild der Gottesmutter, die er sorgsam auf einer weißen Serviette auf dem Nachttisch wie einen Altar aufgebaut hatte. Dann ging er nach unten. Er musste den Pastor rufen.
     

Kapitel 18
     
    Hannes wurde durch das Rauschen von fließendem Wasser geweckt. Anne! Schnell schlüpfte Hannes in seine Klamotten. Er

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