Das Kreuz des Zitronenkraemers
Münzen.
„Wie wertvoll mag so ein Schmuck sein?“ fragte er, während er sich die einzelnen Stücke genau ansah.
„Offensichtlich mehr als ein Menschenleben“, hauchte Anne leise.
Hannes lief ein Schauer über den Rücken. Wo sollte dieser verdammte Schmuck nur stecken? Vielleicht in einem Bankschließfach? Doch selbst wenn, auf legale Weise würde Claire nicht an ihn herankommen – schließlich gehörte er ihr nicht einmal. Wenn überhaupt würde man ihn höchstens Andreas aushändigen. Aber offiziell war der ja schließlich auf der Flucht oder verschollen.
Im Büro piepste es leise. Das Fax. Endlich. Hannes sauste los und war Sekunden später mit den Ausschnitten des Juweliers zurück.
Bereits der erste Blick auf eines der Bilder bestätigte seine Vermutung. Eine schwere Silberkette mit herzförmigen Kettengliedern sprang ihm förmlich ins Auge. Die passende Beschreibung darunter deckte sich fast mit der aus der Besitzurkunde von Ambrosius.
Es handelt sich hier um eine Silberkette römischen Ursprungs, vermutlich erstes Jahrhundert. Sie ist mit 21 tiefroten Rubinen besetzt. Allein der Wert dieser Kette liegt mindestens im fünfstelligen Bereich. Ihr Zustand ist tadellos.
Hastig las er Anne die Zeilen vor.
„Rote Rubine. Das passt. Blutrot. Wie viel Blut wurde wegen dieses Schmucks wohl schon vergossen? Bernds auf jeden Fall. Hoffentlich kostet dieser Schmuck nicht noch mehr Leben!“, flüsterte Anne, während sie wie in Trance die abgebildeten Kostbarkeiten aus der Zeitung denen der Besitzurkunde von Ambrosius Carove zuordnete.
Alle abgebildeten Teile waren auf dem über dreihundert Jahre alten Dokument zu finden.
Es gab keinen Zweifel, der Schmuck der seit Generationen in den Händen der Familie Steinmetz lag, gehörte ursprünglich dem Zitronenhändler Carove aus Lenno.
„Wo hast du die Originalpapiere?“, fragte Hannes panisch.
„Zu Hause, ich habe Dr. Mezza nur Kopien anvertraut“, antwortete Anne hektisch.
„Du musst sie unbedingt in Sicherheit bringen! Am besten in ein Bankschließfach! Vielleicht können wir damit den Erpresser noch eine Zeitlang hinhalten. Am besten, ich fahre gleich mit dir nach Hause und wir bringen sie zur Bank!“
„Du Witzkeks! Heute ist Samstag, da werden wir kein Glück haben. Aber davon abgesehen, er wird meine Wohnung wohl kein zweites Mal auf den Kopf stellen, schließlich hatte er ja nichts gefunden!“
Vielleicht hatte Anne Recht. Ja, vielleicht war ihre Wohnung sogar der sicherste Aufbewahrungsort.
Aufgeregt drückte Hannes die Wahlwiederholung am Telefon. Claire nahm sofort ab. Hektisch erklärte er ihr die neuesten Erkenntnisse, als es an der Tür schellte. Laut johlend rannte Paula zur Tür. Ein Blick durch`s Fenster bestätigte Hannes Vermutung. Gritzfeld und Krischel!
Mist! „Claire, ich muss Schluss machen“, flüsterte er in den Hörer und legte auf.
Mit einem Wisch verschwanden sämtliche Papiere in der Besteckschublade unter dem Tisch.
Mussten die beiden denn auch schon so früh kommen!
Nervös blickte Anne an ihrem, besser gesagt Hannes Bademantel herab.
„Lauf hoch und zieh dich an“, sagte Hannes nervös. „Wir setzen uns ins Wohnzimmer.“
Zu Hannes Entsetzen begrüßte Paula den Pächter mit überschwänglichem Eifer. Wie konnte sich der Hund nur so in einem Menschen irren?
Hannes folgte misstrauisch seinen angeblichen Jagdgefährten in die Stube.
„Mein Gott Hannes!“, begrüßte ihn Gritzfeld herzlich, der sich gemütlich neben Martin Krischel auf die Couch fallen ließ. „Was machst du denn für Sachen? Vom Hochsitz fallen? Unsere Leitern sind doch dank dir in bestem Zustand!“
Kritisch blickte Hannes den beiden ins Gesicht. Eigentlich sahen sie aus wie immer, von Nervosität keine Spur. Konnten sie sich so verstellen?
„Na ja“, antwortete er, „ich hatte wohl Kreislaufprobleme. Oben auf der Plattform wurde mir plötzlich schwindelig und ich rutschte irgendwie ab. Im letzten Moment konnte ich noch nach dem kleinen Geländer greifen, aber für 90 freihängende Kilos ist es wohl doch nicht ausgelegt“, log er.
„Wo ist das denn passiert?“, meldete sich Krischel nun zu Wort.
„Beim Aulweiher, der Sitz über den Weiden“, log Hannes weiter.
„Um Himmels Willen“, stöhnte Gritzfeld, „die Kanzel ist doch bestimmt fünf Meter hoch! Du könntest tot sein! Da hast du aber echt noch Schwein gehabt! Wie geht’s dir denn überhaupt? Hast du noch starke Schmerzen? Hab schon versucht, dich im
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