Das Kreuz des Zitronenkraemers
Gedanken noch mal ihr Telefonat mit der Polizei durch. Sie sollte sich heute noch im Präsidium melden. Es seien verschiedene Fingerabdrücke sichergestellt worden, und wenn sie einverstanden sei, würde man nun gern von ihr Fingerabdrücke nehmen, um ihre von den andern abgrenzen zu können. Sie solle sich bei Hauptkommissar Berens melden, aber bitte vor 16.00 Uhr, denn um 16.30 war Feierabend.
Der Chef von der Kaminbaufirma war sehr freundlich. Er behauptete sogar, sich noch an Anne erinnern zu können. Trotzdem war ein Termin erst in 10 Tagen zu bekommen. Nächste Woche Mittwoch, vorher war leider nichts zu machen.
„Anne? Anne!“ Alle starrten sie an. „Was meinst du dazu?“ „Bitte?“, stammelte Anne. Sie fühlte sich wie ein ertapptes Grundschulkind, das nicht aufgepasst hatte. „Also, ich denke … wenn man es mal so betrachtet … ach, Shit, Leute, sorry, ich weiß gar nicht, worum es eigentlich geht…war mit meinen Gedanken ganz woanders … “ So etwas war ihr ja noch nie passiert!
Später in Annes Büro nahm die Chefin mitfühlend ihre Hand. „Schatz, wirklich, ich meine es ernst. Nimm Urlaub. Regele deine Sachen und komm dann wieder, in alter Frische.“
Anne dachte nach, ihre Chefin hatte Recht. Sie fühlte sich ja selbst nicht gerade produktiv zurzeit. In ihrem Job zumindest. Rein faktisch hatte sie heute gar nichts gearbeitet. Ihr schwirrten einfach zu viele Gedanken durch den Kopf.
Na gut, Urlaub war wahrscheinlich zurzeit wirklich das Beste.
Anne fuhr zum Polizeipräsidium.
Am Eingang fragte sie nach Hauptkommissar Berens. Man bat sie zu warten.
Schließlich schnaufte ein älterer Beamter um die Ecke und strahlte sie an.
„Frau Seifert, es gibt neue Erkenntnisse, die die Abnahme Ihrer Fingerabdrücke unnötig machen. Folgen Sie mir bitte.“ In einem klitzekleinen Raum, in den gerade ein Schreibtisch hineinpasste, machte Herr Berens erstmal eine künstlerische Pause.
„Wir hatten einen Treffer!“ Er ließ diese Aussage frei im Raum stehen und wartete sichtlich stolz auf deren Wirkung.
„Was heißt das, einen Treffer?“, wollte Anne gespannt wissen.
Der Hauptkommissar freute sich, berichten zu können, dass er und seine Kollegen eine „heiße“ Spur verfolgten. „Wissen Sie, normalerweise sind bei Fällen wie dem Ihren die ermittlungstechnischen Ergebnisse sehr gering und die Aufklärungsrate entsprechend niedrig. Häufig fehlen auch nur die geringsten Hinweise auf den oder die Täter. Aber in Ihrem Fall gab es eine Übereinstimmung.“
„Welche Übereinstimmung?“ Der Mann ließ sich aber wirklich alles aus der Nase ziehen.
„Nun ja, der Computer hat einen Namen ausgespuckt! Einer der sichergestellten Fingerabdrücke konnte identifiziert werden. Der Verdächtige ist erst einen Tag vor dem Einbruch in Ihre Wohnung aus der Haft entlassen worden. Sein Name ist Harenberg, Hannes Harenberg. Sagt Ihnen dieser Name irgendetwas?“
„Ja, allerdings.“ Anne war wie vor den Kopf gestoßen. „Es tut mir leid, aber ich muss Sie enttäuschen, Herr Kommissar, Herr Harenberg ist ein guter Freund von mir und hat mich am Freitagabend in meiner Wohnung besucht. Wie Sie richtig erwähnten, nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft, in der er übrigens unschuldig und zu unrecht saß!“
„Oh“, der Beamte war mittlerweile von einer leicht geröteten Gesichtsfarbe und lächelte dennoch tapfer weiter. „Na, dann tappen wir doch, wie heißt es immer so schön, im Dunkeln.
Neben den Abdrücken von Herrn Harenberg gab es nämlich nur noch welche, die überall und in großer Zahl ausgemacht wurden. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% Ihre eigenen. Ich denke, wir können auf eine Identifizierung verzichten.
Ihr Hinweis auf die ungebetenen Telefonanrufe hat leider nur ergeben, dass Sie recht häufig aus wechselnden Telefonzellen in der Innenstadt angewählt wurden, also auch alles andere als viel versprechend.
Da fällt mir übrigens ein, wir sind natürlich bereits der einzigen Spur, die wir hatten, nachgegangen.“ Er schaute auf seine Armbanduhr. „Ihr Freund Harenberg dürfte bereits Besuch gehabt haben. Zwei Kollegen waren damit betraut, ihn in dieser Sache zu verhören.“
Das durfte doch wohl alles nicht wahr sein! Der arme Hannes! Zweimal binnen kürzester Zeit tatverdächtig, eine Woche Knastaufenthalt inklusive und dann noch registriert in der Verbrecherkartei! Dabei war Hannes doch ein absolutes Unschuldslamm.
„Ja, Frau Seifert, Sie werden sich wohl
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