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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Käserolle und ausreichend dunklem Brot sowie zwei kleinen Holzfässern, die sie im Bach mit frischem Wasser aufgefüllt hatten, machten sie sich hoffnungsvoll auf die Fahrt. Ambrosius war furchtbar aufgeregt, er wollte die anderen Händler und Reisenden gern kennen lernen. Welche Ziele sie wohl hatten? Mit welchen Waren handelten sie? Ambrosius fühlte sich wie in einer großen Familie. Er sah sich um und betrachtete die mit Säbeln bewaffneten Reiter hinter ihm. Sie sahen stark und furchterregend aus. Ohne sich Sorgen zu machen, schnalzte er freudig mit der Zunge, endlich waren auch sie an der Reihe. Sein Pferd schritt munter und mit gespitzten Ohren drauflos. Ambrosius lachte vor Freude, als sich sein Karren rumpelnd und schaukelnd auf den Weg machte.
     
    Die Pferde zogen ihre Last im Schritt und daher kamen sie nur langsam voran, aber Ambrosius war es egal. Für ihn konnte das Reisen gar nicht lange genug dauern. Vier Tage waren sie nun unterwegs. Noch einmal soviel hatten sie vor sich. Ambrosius wusste das von Lorenzo, er hatte sich mit dem dunklen, bärtigen Mann angefreundet. Fast jeden Abend, wenn die Pferde abgeschirrt waren, überall die Lagerfeuer brannten, und die müden Menschen in ihre Decken gewickelt schliefen, war er bei den Wachen. Zuerst wollten sie mit ihm nichts zu tun haben, scheuchten den neugierigen Jungen weg. Aber Ambrosius gab nicht auf. Seinem Onkel und Vater gegenüber hatte er am Tage auf dem Kutschbock ein schlechtes Gewissen, aber heimlich wollte er schon Wachmann werden. Die Wachmänner hatten Waffen. Nicht nur Säbel und Dolche, sie hatten Schießwaffen. Ambrosius hatte davon gehört, gesehen oder aber in der Hand gehalten hatte er noch nie eine. Am dritten Abend zeigte Lorenzo ihm seine Pistole. Es war ein Rohr aus Eisen mit einem Zündmechanismus. Ein Steinschloss, hatte Lorenzo erklärt. Lorenzo war wortkarg und brummte meistens nur. Trotzdem hatte Ambrosius ihm aus der Nase gezogen, dass er von zu Hause weg ist, als er noch ein Kind war. Seine Familie war bettelarm. Bauern aus einem kleinen Dorf bei Bergamo. Lorenzo hatte den Hunger nicht aushalten können. Er hatte sich rumgetrieben und gebettelt. Gestohlen wohl auch, dachte Ambrosius. Dann hatte Borse ihn aufgelesen. Nun war er Wachmann und stolz darauf. Ein paar Mal hatte er die Reise nach Basel schon unternommen. Und mehr als einmal schon Wegelagerer getötet. Ambrosius konnte sich nicht vorstellen, einen Menschen zu töten. Aber er war bisher auch noch nie in echter Not gewesen. Er bewunderte Lorenzo. „Darf ich damit mal schießen?“, hatte er ihn gestern Nacht am Lagerfeuer der Wachen gefragt. „Ich weiß nicht.“ Mehr hatte Lorenzo nicht über die Lippen gebracht. Aber Ambrosius hoffte. Nun war es soweit. Sie lagerten unweit einer Stadt namens Luzern. Onkel und Vater waren zum Markt. Ambrosius sollte im Lager bei den Wagen bleiben. Borse war mit in die Stadt. Ein paar weitere Reisende würden sich von dort der Karawane anschließen. Im Austausch für die drei Gruppen, deren Ziel Luzern war und für die die Reise hier schon ihr Ende fand. Onkel Ambros hatte sich gewundert, warum der Junge widerspruchslos im Lager bleiben  wollte. „Er wird erwachsen und kennt seine Pflichten“, hatte der Vater stolz gelacht. Ambrosius war rot geworden. Kurze Zeit später war er mit Lorenzo im Wald unterwegs. Auf einer Lichtung machten sie halt. Lorenzo sah sich um. Dann nahm er das Eisen heraus. Dazu ein Säckchen. Er öffnete es. Ambrosius tauchte die Finger in schwarzes Pulver. „Schießpulver.“ Lorenzo nahm eine kleine Menge heraus. „Woraus besteht es?“, wollte Ambrosius wissen. „Weiß ich doch nicht, Hauptsache es zündelt … “ Lorenzo stierte den Boden an. „Hier“, die Kugel kommt in den Lauf“, er zeigte das Laden der Waffe. „Und hier das Pulver“, umständlich füllte er das beißend riechende Gemisch in eine kompliziert wirkende Vorrichtung. „So, nu kannste schießen.“ Er hielt Ambrosius das schwere Rohr hin. Schwer atmend nahm Ambrosius das Ding entgegen. Er hielt den Lauf irgendwo in den Wald. Dann suchte er ein Ziel. Dieser Baumstamm war gut. Eine alte Eiche. Ambrosius hielt direkt darauf zu. Der Abzug ging schwer. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ambrosius wurde zurückgeschleudert und fiel mit dem Hintern auf einen weichen Blätterboden. Sein ganzer Arm tat weh und er hielt sich die Schulter. Vögel kreischten lautstark ihren Protest in den Himmel und verließen fluchtartig diesen ungemütlich

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