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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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gewordenen Ort. Lorenzo hatte die Waffe aufgehoben und lachte. Die Eiche war unversehrt. Doch dahinter war unzweifelhaft ein ängstliches Gewimmer zu hören. Ambrosius rappelte sich auf die Beine und rannte los, Lorenzo im Schlepptau. Vorsichtig lugte Ambrosius hinter den Baum. Dann sah er das schönste Geschöpf, dass er in seinem Leben gesehen hatte. Beim Anblick von Ambrosius erhob sich der bis dahin auf den Knien kauernde und zitternde Engel und rannte mit fliegenden Röcken und lautem Gekreische davon. „Du solltest dir den Ruß aus dem Gesicht wischen, bevor du das nächste Mal ein Mädchen anschaust.“ Lorenzo blickte mitleidig auf den Jungen herab. „Fast hätte ich sie erschossen“, winselte Ambrosius.
    Er ließ Lorenzo einfach stehen und rannte zurück zum Lager. Von dem Mädchen keine Spur. Mit schlechtem Gewissen erinnerte er sich an seine Pflichten und stolperte zu ihren Karren. Er hatte eigentlich aufpassen sollen. Dem Herrn sei Dank war alles noch so, wie er es verlassen hatte. Er kontrollierte die Ware und sah unter die Planen. Nichts fehlte. Ambrosius zitterten immer noch die Knie. Er ließ sich vor einem Rad des Karrens auf den Boden sinken. Fast hätte er dieses himmlische Geschöpf erschossen. Ambrosius hatte Angst vor der Hölle. Er hatte Angst vor Vater und Onkel. Nie wieder würde er ein solches Schießeisen in die Hände nehmen. Das schwor er bei Gott.
    Im Lager schien alles seinen gewohnten Gang zu nehmen, nirgendwo war Aufruhr oder Lärm zu hören. Ambrosius achtete auf jedes Geräusch. Er würde sich seiner Tat stellen. Wo Lorenzo wohl war? Wo das Mädchen wohl war? Ambrosius sah ihr Gesicht vor sich. Er hatte sie noch nie hier bei der Reise gesehen, vermutlich fuhr sie auf einem Wagen weit vorn. Am liebsten wäre er losgerannt, sie zu suchen. Aber er hatte zu viel Angst. Sicher würde sie ihn erkennen und wieder schreien. Und dann wäre er dran. Ambrosius zog sich trotzdem auf die Beine, er würde nach Lorenzo suchen.
    Er fand ihn am hinteren Ende der Wagenkolonne. Er hatte Wachdienst und schlenderte immer auf und ab. „Lorenzo!“ Ambrosius war froh, dass sie allein waren. „Was sollen wir nur tun?“
    Lorenzo stapfte seelenruhig weiter. „Wieso?“ Er schien ernsthaft verdutzt. „Hab dich doch nicht so, Junge, ist doch nichts passiert.“ Ambrosius blieb stehen und hielt Lorenzo am Arm fest: „Aber fast hätte ich dieses Mädchen …“ Lorenzo unterbrach ihn mit lautem Gegröle: „Das arme Ding hat sich bestimmt vor Schreck in die Röcke gepisst.“ „Psst, sprich doch leiser“, Ambrosius sah sich verstohlen um und bemerkte, dass der zweite Wachmann bereits neugierig zu ihnen herüber blickte. „Du machst dir ja auch gleich die Hosen voll.“ Endlich schien Lorenzo Mitleid mit dem Jungen zu bekommen und blieb stehen. Er fasste Ambrosius an beiden Schultern. „Das Mädchen hat gedacht, es hätte einen Geist gesehen, als es in dein schwarzes Gesicht blickte, deshalb ist es weggerannt.“  „Aber den Schuss wird man doch im ganzen Lager gehört haben …“ „Na und, ich habe auf meinem Wachgang ein paar Bettler oder Schlimmeres verjagt… “ Der Wachmann sah, dass Ambrosius immer noch nicht beruhigt war. „Nun lauf schon und wisch dir endlich den Ruß aus dem Gesicht, ich habe dich den ganzen Morgen nicht gesehen … wenn mich jemand fragt.“
    Ambrosius schluckte laut und bedankte sich bei dem großen Mann mit einem Klaps auf den Arm, drehte sich um und lief zum Bach. Dort wusch er sich anständig Gesicht und Hände und machte sich auf den Rückweg zu ihrem Lagerplatz.
    Die Sonne hatte ihren höchsten Stand schon lange überschritten, als Ambrosius Reiter kommen hörte. Er lief Onkel und Vater entgegen. Bald half er beim Abladen der mitgebrachten Vorräte und verstaute diese in einem der Karren. Er freute sich schon jetzt aufs Abendessen. Es würde frisches Brot, Eier und sogar ein Stück Dörrfleisch geben. Bald darauf erreichte auch Borse gemeinsam mit drei weiteren Handelswagen das Lager. Die drei Neuen mussten sich hinten an die Wagenkolonne anschließen. So bildeten die beiden Karren der Caroves ab heute nicht mehr das Schlusslicht. Ambrosius freute sich darüber, insgeheim auch deshalb, weil Lorenzo und die anderen Wachen nun nicht mehr direkt hinter ihnen reiten würden. Er hatte beschlossen, Lorenzo nicht mehr aufzusuchen. Nicht, dass er noch mal in Versuchung geführt würde, so etwas wie heute Morgen zu tun. Auch Wachmann wollte er nicht mehr werden, schon

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