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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Blau schimmerte unnatürlich in dem schmutzig, milchigem Schein der Öllampe. Andreas beroch seine Hände wie ein schnüffelnder Hund. Er würde diesen Lebertrangestank nie wieder aus seinem Kopf verdammen können. Sein ganzes Leben lang nicht, dessen war er sich sicher. Sein ganzes Leben lang. Vielleicht hatte er Glück und sein jämmerliches Dasein fand bald ein Ende. Ein paar Tage vielleicht, höchstens ein paar Wochen. Lange würde er es nicht mehr aushalten. Andreas lachte höhnisch auf. Das Geräusch schallte unheimlich laut an den Wänden ab. Er hörte eine Ratte davonhuschen. Die Tiere machten ihm nichts aus. Wenigstens etwas, das außer ihm noch hier lebte. Die Ratten kannten Wege nach draußen. Andreas sprach mit ihnen. Mittlerweile hatten sie Zutrauen zu ihm gefasst und manchmal spürte er sie nahe bei sich auf der verrotteten Matratze. Andreas stöhnte leise, als er aufstand. Der Bundestrainer war lange nicht hier gewesen. Oder war er gestern da? Es gab keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, Heute oder Morgen. Aber der Aborteimer lief fast über. Klinsmann war bestimmt schon ein oder zwei Tage nicht mehr hier. Vielleicht kam er ja gar nicht mehr. Andreas verspürte ein aufwallendes Gefühl der Panik in sich hochkriechen. Wie es wohl sein wird, langsam zu verhungern? Wie zur Antwort knurrte sein Magen. Andreas schleppte sich ein paar Meter nach vorn. Dabei hob er die Kette an, die an seinen Handschellen befestigt war. Trotzdem scheuerten die Ringe mit jedem Schritt weiter über das geschundene Fleisch. Andreas trat die leeren Plastikflaschen mit dem Fuß durch die Luft. Sie klapperten auf dem steinigen Boden und kullerten noch eine Weile herum. Er fand eine Flasche, in der noch ein Rest war. Durstig schüttete er sich den letzten Schluck Wasser in den staubigen und trockenen Hals. Dann warf er die Flasche auf die anderen und jubelte laut darüber, dass er eine getroffen hatte. Nun hatte er kein Wasser mehr.
    Dieser Gedanke machte ihm unheimlichen Durst. Er hatte Durst wie noch nie in seinem Leben. Ohne Wasser würde es nicht so lange dauern. Das hatte er mal gelesen. Ohne Nahrung konnte ein Mensch Wochen überleben. Ohne Wasser nur zwei, höchstens drei Tage. Also würde er nicht verhungern. Er würde verdursten. Auch gut. Er wollte sich hinlegen, er musste sich ausruhen. Andreas ließ sich auf die Matratze sinken und legte die Kette der Handschellen behutsam neben sich, so dass sie nicht spannen würde, falls er sich im Schlaf bewegte. Er spürte sein Handy in der Hosentasche. Er hatte aufgegeben, es anschalten zu wollen. Schon länger tat es keinen Mucks mehr. Der Akku war so leer wie seine Wasserflaschen. Andreas schloss die Augen. Er freute sich auf den Schlaf.
     
    Er sah helles, strahlendes Licht. Endlich. Aber das Licht war so furchtbar grell. Es tat in den Augen weh. So hatte er es sich nicht vorgestellt. Irgendwie angenehmer, wärmer. Jemand gab ihm links und rechts eine Ohrfeige. Er blinzelte gegen das Licht und sah nichts. Endlich nahm Klinsmann die Taschenlampe runter. „Nun wach schon auf, ich hab dir was mitgebracht.“ Die Baseballmütze wirkte in der dunklen Höhle lächerlich. Die grinsende Maske lachte ihn aus. „Lass dich mal nicht so hängen, überarbeiten tust du dich ja wirklich nicht.“ Der Entführer legte die Lampe und seine Kühltasche auf den Tisch ab. „Im Gegensatz zu mir“, fügte er leise hinterher. Irgendwann hatte der Mann angefangen, ihn zu duzen. Andreas war es egal, er seufzte und versuchte, hoch zu kommen. Petrus wäre Andreas lieber gewesen. Trotzdem freute er sich, dass Klinsmann da war. Erleichternd stellte Andreas fest, dass er doch nicht verdursten musste. Sicher gab es angenehmere Tode. Außerdem, vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung und er kam hier noch mal lebend raus. Claire würde ihn nicht im Sich lassen.
     
    „Welcher Tag ist heute?“, rief er dem Bundestrainer nach. Dieser gab keine Antwort, er war bereits mit dem Eimer auf dem Weg nach draußen. Andreas rappelte sich hoch. „Verflucht noch mal!“, zischte er zwischen den Zähnen hervor. Er hatte vergessen, die Kette anzuheben. Der stechende Schmerz in den Handgelenken ließ nur langsam nach. Mit wackeligen Beinen tastete er sich zum Tisch. Die altmodische Kühltasche war einfach zu öffnen. Mit zitternden Fingern zog er langsam den Reißverschluss auf. In der Tasche befanden sich verschiedene Plastikbehälter mit Nahrungsmitteln, eine Bäckereitüte, ein paar Wasserflaschen und, Andreas

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