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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Leitung zutextete. Während sie die Erzählungen verfolgte, ließ sie all die Ereignisse der letzten Zeit nochmals in ihrem Kopf Revue passieren. Sie war so gefangen, dass sie erst gar nicht bemerkte, dass Willi scheinbar sein Telefonat beendet hatte.
    „Also, Frau Seifert.“ „Was?“ Anne war aus ihren Träumen erwacht und blickte dem Rechtsanwalt verständnislos in die Augen. Er ließ Anne automatisch an diese amerikanischen Filme denken, in denen die wichtigen Männer immer hinter riesigen Schreibtischen sitzen und in ihrer Hand ein Glas Whiskey auf Eis hin und herdrehen, natürlich aus der hauseigenen Bar. Wilhelm Lehnertz schlürfte allerdings morgens um diese frühe Uhrzeit Gott sei Dank nur Tomatensaft. Anne dachte an ihre Tasse mit Kaffee vor sich, der allerdings mittlerweile kalt war und ekelhaft schmeckte.
    „Also Frau Seifert, Joachim hat leider den ganzen Tag über Termine, Sie müssen wissen, er ist ein sehr angesehener Notar in der Stadt, aber er hält sich extra die Mittagspause für Sie frei. Ist das nicht toll?“ Wilhelm zwinkerte schon wieder, Anne überlegte, ob es sich vielleicht um ein chronisches Augenleiden handeln könnte. „Ja, das ist prima!“ „Ich denke, ich werde euch begleiten, ich habe Joachim auch schon länger nicht gesehen, obwohl wir unsere Büros in einem Gebäude haben. Kaum vorstellbar, nicht wahr? Und in der Mittagspause hab ich auch noch nichts vor.“ „Das ist ja … toll“, stotterte Anne und wusste gar nicht, wie ihr geschah, „also, wann und wo treffen wir uns?“
    „Es gibt einen netten Italiener in der Karl-Marx-Straße. Kennen Sie doch sicher, ist ja nicht weit von Ihnen.“ „Oh ja, natürlich.“
    „Also, so um halb zwei?“ „Gern.“ Anne erhob sich aus ihrem Sessel, Wilhelm war auch bereits aufgestanden und drückte den Knopf einer Sprechanlage. „Hallo“, säuselte eine Frauenstimme auch schon bald aus dem Gerät. „Larissa, kommen Sie doch bitte mal.“ Wilhelm wandte sich wieder an Anne: „Geben Sie Larissa Ihre Dokumente mit. Keine Angst“, beruhigte der Anwalt, als er Annes erschrockenes Gesicht sah, „Sie wird sie nur für sie kopieren, ich rate Ihnen, diese Originale nicht überall mit hinzuschleppen. Und zeigen Sie sie sonst keinem Menschen mehr, bis Sie wissen, was es damit auf sich hat. Sie können heute zum Essen die Kopien mitbringen, sie werden Joachim reichen, um zu sehen, ob er sie übersetzen kann, aber ich bin fest von seinen Fähigkeiten diesbezüglich überzeugt … ah, Larissa.“ Die Empfangsdame, die Anne schon von ihrem ersten Besuch in der Kanzlei kannte, schwebte in das Büro und nahm von ihrem Chef mit einem strahlenden Lächeln die Dokumente entgegen, bevor sie galant mit dem Hintern wieder aus dem Raum wackelte. „Ja, also dann“, der arme Willi konnte seinen Blick kaum abwenden und schüttelte Anne endlich überschwänglich die Hand. Er räusperte sich: „Also dann liebe Frau Seifert, bis gegen 13:30 Uhr im Restaurant, ich freu mich.“
     
    Anne atmete erst Mal tief durch, als sie wieder auf der Straße war. Ihre Besuche bei Herrn Lehnertz gestalteten sich irgendwie immer anstrengend.
    Trotzdem war sie froh, dass sie zu ihm gefahren war, vielleicht konnte ihr sein Freund Joachim ja wirklich helfen.
    Anne stieg in ihren Wagen und musste einige Male hin und her rangieren, bis sie aus der Parklücke kam.
    Endlich auf der Straße stoppte sie ihren Wagen erneut. Da vorn war dieser Tante Emma - Laden aus den Siebzigern. Mit dem farbigen Carove Wappen auf dem Schaufenster.
    „ … auf dem Haus in dem ich wohne und sogar in meiner Wohnung selbst befindet sich solch ein Zeichen, aber in Stein gemeißelt, ziemlich alt … “ Anne sah den Verkäufer, wie hieß er noch gleich, Schönberg, nein, irgendwas mit Schöne, Schönemann, genau, exakt vor sich. In seiner grünen Schürze, wie er sie freundlich anlächelte. Sie konnte sich genau an ihre Worte erinnern. Den hatte sie total vergessen. Auch ihm hatte sie von dem Wappen erzählt. Aber das war absurd. Herr Schönemann war so nett und hatte außerdem absolut keinerlei Interesse an ihrer Geschichte gezeigt.
    Aber trotzdem. Anne parkte ihr Auto direkt vor dem Laden. Sie stieg aus und blinzelte durchs Fenster. Im Laden war niemand zu sehen.
    Die Glocke ertönte, als sie die Ladentür zaghaft öffnete und irgendwo von oben rief eine Stimme: „Moment, bitte, komme gleich.“
    Anne wartete geduldig einige Minuten, bis sie endlich das Geräusch von Fußtrappeln hörte, die

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