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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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eine Treppe runter rannten.
    „Oh, Guten Tag!“ Herr Schönemann hielt einen Moment inne, als er durch den Vorhang sah, der den Laden vermutlich vom Treppenhaus trennte. Dann trat er mit entschlossenem Schritt hinter seine Theke mit der altmodischen Kasse. „Was darf’s denn sein, junge Frau?“ Er setzte ein typisches Verkäufer - Lächeln auf. Anne wusste nicht, was sie sagen sollte. Herr Schönemann war gekleidet wie bei ihrem letzten Besuch, er hatte wieder seine grüne Schürze an.
    „Äh, haben sie vielleicht noch mal diese italienischen Trauben? Die waren wirklich sehr lecker“, stammelte sie schließlich. „Aber natürlich, bekomme ich immer frisch rein, direkt aus dem wunderschönen Italien. Habe ich mir gedacht, dass sie Ihnen geschmeckt haben.“
    „Sie erinnern sich an mich?“ Anne war ehrlich verblüfft. „Aber ja, ich erinnere mich an jeden meiner Kunden“, verkündete der Verkäufer stolz, „und an so schöne Frauen erst recht!“
    „Äh, ja.“ Anne war verlegen.
    „Sagen Sie, was treibt Sie nach Feyen, wo Sie doch in der Innenstadt alle möglichen Einkaufsgelegenheiten haben.“ Herr Schönemann war bereits unterwegs zum Obsttisch. Anne folgte ihm. „Wieso wissen Sie, dass ich in der Innenstadt wohne?“ „Haben Sie doch selbst erzählt. Wie viel darf es denn sein?“ „Oh, ein Kilo bitte.“
    „Sie haben mir doch erzählt, dass Sie im Haus Venedig wohnen.“
    „Nein, hab ich nicht, nur dass sich dieses Wappen von Ihrem Schaufenster an der Fassade meines Hauses befindet.“ „Sag ich doch, das Haus Venedig. Es ist das einzige Haus mit diesem Wappen in Trier.“ Herr Schönemann hatte mittlerweile die Trauben abgepackt. Wieder in eine Zeitung, und war bereits auf dem Weg Richtung Theke. „Möchten Sie sonst noch etwas?“, fragte er geschäftstüchtig.
    „Aber Sie sagten doch, Sie hätten keine Ahnung von dem Wappen, Sie wüssten noch nicht mal…“
    „Ach ...“, er überlegte, bevor er weiter sprach, „das war reiner Selbstschutz. Sie sind nicht die einzige Hobbyhistorikerin, die mich bisher wegen dieses so genannten Gemäldes auf meinem Schaufenster ausfragen wollte, ich hatte einfach keine Lust mehr zu erzählen, dass ich absolut kein Interesse an der Geschichte dieses Ladens habe.“
    „Wissen Sie denn doch etwas darüber?“ Annes Neugier war wieder erwacht. „Nein, wie ich bereits sagte, ich habe diesen  Laden vor Jahren übernommen.“ Anne war versucht, dem Mann ihre Carove - Dokumente zu präsentieren, besann sich dann aber anders, als sie an die Worte von Lehnertz dachte, der ihr eben noch vor fünf Minuten geraten hatte, diese Sache für sich zu behalten. „Können Sie mir denn sagen, von wem sie damals das Geschäft übernommen haben?“ Anne wartete gespannt auf die Antwort. Vielleicht lag darin eine Spur und die Vorbesitzer hatten etwas mit Carove zu tun. Irgendjemand musste ja nun mal dieses Vogelkarrenwappen auf das Fenster gepinselt haben, von allein waren die Vögel mit Sicherheit nicht dorthin geflogen.
    „Mein Gott, das ist bestimmt 30 Jahre her“, Herr Schönemann schüttelte den Kopf, „ich habe wirklich nicht die Zeit … “
    „Es tut mir leid.“ Anne rief sich selbst zur Besinnung: „Ich will Sie natürlich nicht belästigen, es tut mir wirklich leid.“ Sie blickte dem Mann in die Augen und hatte ein schlechtes Gewissen. „Ich geh dann mal, das wäre alles, danke schön“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht.
     
    Anne verfolgte jede Bewegung mit den Augen. Dr. Joachim Mezza hatte eine Lupe mitgebracht und beschäftigte sich anscheinend mit jedem Buchstaben einzeln. Er wirkte auf Anne wie ein professioneller Wissenschaftler, der akribisch seiner Forschungsarbeit nachging. Sie war fasziniert und vergaß dabei fast ihr überaus fantastisches Lachs - Carpaccio, in dem sie mehr oder weniger lustlos herumstocherte.
    Willi Lehnertz schien ebenso gespannt zu sein wie Anne selbst, denn auch er starrte seinen Freund ununterbrochen an.
    Endlich räusperte sich Dr. Mezza umständlich. Dann setzte er doch tatsächlich zum Sprechen an.
    „Also“, er machte eine Pause, Anne konnte es kaum noch aushalten und legte die gerade voll geladene Gabel zurück auf den Teller. „Dies ist wirklich sehr interessant“, ließ der Notar verlauten, „nicht nur historisch, sondern in gleichem Maße sprachlich.“ Er stockte schon wieder. „Außerdem auch für mich persönlich.“ „Wieso, was hat das ganze denn mit Ihnen zu tun?“ Anne war froh, den Mund

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