Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
geschmiedet werden! Meinst du, ich will deinetwegen Ärger bekommen?« Er funkelte sie wütend an. »Wenn du am Sonntag schmiedest, ist das meilenweit zu hören!«
Ellen fand Pierres Gezeter etwas übertrieben, sagte aber lieber nichts.
»Wenn du sonntags sticken willst oder sonst etwas tust, daskeinen Krach macht, meinetwegen, aber die Schmiede betrittst du nie wieder am siebten Tag, ist das klar?«
Ellen nickte heftig. »Ja, Meister Pierre, es tut mir leid«, erwiderte sie kleinlaut.
Pierre mochte es, wenn sie ihn Meister nannte, deshalb entspannte er sich ein wenig. »Nimm die Kohlen zur Seite, die noch brauchbar sind, und dann raus hier«, befahl er nicht mehr ganz so wütend.
»Ich werde nur noch abends arbeiten und dann auch nicht zu lange, ja?«
»Das will ich dir geraten haben«, brummte er und verließ die Schmiede.
Als Ellen kurz darauf zu ihrem Zelt zurückging, hatte sie plötzlich eine Idee, wen sie um Hilfe bitten konnte. Beim Abendessen fragte sie Jean.
Der Junge hatte sich gerade ein viel zu großes Stück Brot in den Mund geschoben, an dem er sich umgehend verschluckte. Er hustete, bis sein Kopf rot wurde und ihm Tränen in den Augen standen.
Ellen klopfte ihm auf den Rücken.
»Ich …« Jean hustete abermals. »Hab mich …« Jean lief rot an und hörte gar nicht mehr auf zu husten.
»Verschluckt. Ich weiß, halt den Schnabel, bis es wieder geht«, beendete Ellen seinen Satz und verdrehte tadelnd die Augen. Dass jemand, der sich ganz offensichtlich verschluckt hatte, nichts Besseres zu tun hatte, als es zu erklären, auf die Gefahr hin, ganz zu ersticken! Ellen klopfte ihm noch einmal auf den Rücken. »Arme hoch, dann wird es gleich besser.«
Als Jean sich beruhigt hatte, wiederholte sie ihre Frage.
»Hast du den gesehen? Dünn wie Reisig.« Jean tippte mit dem Finger auf seinen rechten Oberarm.
»Sag mal, täusche ich mich, oder warst du selbst dabei, als ich gegen den Muskelmann angetreten bin? Ich habe es dir doch erklärt: Beim Schmieden kommt es nicht nur hierauf an.« Ellenzeigte auf ihre für eine Frau sehr ordentlich ausgeprägten Oberarmmuskeln. »Sondern vor allem hierauf!« Sie tippte sich an die Stirn. »Natürlich kannst du nicht zuschlagen, dazu hast du weder genug Kraft noch die richtige Technik. Aber das Eisen für mich halten, das kannst du. Ich habe schon als kleines Mädchen damit angefangen, dann wirst du das doch wohl auch schaffen.«
»Na klar, wenn das so ist, bin ich dabei.« Jean strahlte.
»Gut! Morgen nach der Arbeit? Ich verspreche auch, dass wir nicht zu lange machen, weil du ja mitten in der Nacht aufstehen musst.«
»Da mach dir mal keine Sorgen. Ich arbeite nicht mehr für den Bäcker. Er hat mir den Rücken grün und blau geschlagen. Ich würde lieber verhungern, als je wieder einen Finger für ihn krumm zu machen.«
»Aber Jeannot! Wieso hast du nichts gesagt?« Ellen sah ihn enttäuscht an. Obwohl er selbst immer ein offenes Ohr für den Kummer anderer hatte, hatte er sich ihnen nicht anvertraut.
»Ist nicht so wichtig. Ich komme schon zurecht, das müsstest du doch inzwischen wissen. Hab sowieso was Besseres gefunden. Am Brunnen habe ich einen jungen Pagen kennen gelernt. Er war lange schwer krank und ist noch nicht wieder so kräftig wie früher, da habe ich ihm ein bisschen geholfen, und sein Herr hat mich gefragt, ob ich das nicht während des ganzen Turniers machen kann. Er bezahlt am Tag zweimal so viel wie der Bäcker, und die Arbeit ist lange nicht so hart. Ist doch gut, findest du nicht?«
»Du bist ja ein richtiger Glückspilz, mein kleiner Jeannot«, neckte Ellen ihren jungen Freund und klopfte ihm erfreut auf die Schulter.
»Au!«, jammerte er. »Schlag deinen Schmiedehelfer nicht gleich zu Brei!« Jean grinste stolz. »Schmiedehelfer, klingt gut!«
Am nächsten Tag kam er gleich nach seiner Arbeit in die Werkstatt. »Also, was soll ich machen?«, fragte er und sah sich arbeitseifrig um. »Bekomme ich auch so eine Schürze?«
»Dort am Haken hängen die von den Aushilfen. Kannst dir eine nehmen. Die Hemdsärmel rollst du besser runter. Ich bin gleich so weit, muss erst noch das Werkstück hier für Pierre fertig machen, sonst ist er sauer. Du kannst mir ja so lange zugucken!«
Nachdem sie ihre Arbeit für Pierre beendet hatte, nahm sich Ellen den groben Barren vor. Sie drückte Jean eine schwere Zange in die Hand und zeigte auf das mächtige Eisenstück. »Das muss in die Esse.«
Jean sah sie mit großen Augen an und tippte
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