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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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die beiden Holzhälften und die Blätter für die Scheiden hin und nannte seinen Preis.
    Jean sah Ellen empört an.
    »Gut, du kennst den Mann, aber selbst wenn er den König belieferte, so wären seine Preise zu hoch. Er tut ja, als wolltest du nicht Holz, sondern Gold kaufen. Dabei ist der ganze Wald voll davon, man braucht es sich nur zu holen!«, ereiferte er sich.
    Poulet grinste. »Netter Junge!«
    Jean sah ihn irritiert an.
    »Er hat keine Ahnung von den Preisen und noch weniger von Holz«, seufzte sie, wohl wissend, dass Poulet ihr einen wirklichen Freundschaftspreis gemacht hatte.
    Jean jedoch hätte jeden Preis zu hoch gefunden, weil er nicht ahnte, wie wichtig es war, abgelagertes Holz zu benutzen, und wie aufwändig die Herstellung der Blätter für die Scheiden war.
    »Er wird es einmal weit bringen und du auch, wenn du immer auf ihn hörst!« Poulet senkte seinen Preis noch ein wenig. »Bist du nun zufrieden, junger Mann?«
    Jean lief rot an. Er nickte und war peinlich berührt, als Poulet und Ellen schallend lachten.
    »Hier, aus dem Eschenholzstück kannst du dir etwas Feines schnitzen.« Poulet streckte Jean ein längliches, knorriges Stück Holz hin.
    »Danke«, murmelte Jean trotzig, ohne ihm in die Augen zu sehen.
    »Wenn du Claire wiedersiehst, umarme sie von mir, und sag ihr, ich bete für Jacques und das Kind, das sie erwartet. Und Guiot grüße auch von mir, ja?«
    »Natürlich, meine Kleine, das werde ich tun. Passt auf euch auf!« Poulet nahm Ellen zum Abschied noch einmal in die Arme.
    Jean folgte ihr schweigend, bis sie das Dorf verlassen hatten.»Du hast dich über mich lustig gemacht und gelacht! Das fand ich überhaupt nicht witzig! Immerhin hat dein merkwürdiger Freund seinen Preis gesenkt. Daran siehst du doch, wie Recht ich hatte. Er war zu teuer!«, schimpfte er.
    »Ich sehe das anders. Er scheint mir ein besserer Freund zu sein, als ich gedacht habe! Sei kein Kindskopf, Jean. Poulet ist ein ehrlicher Tischler, sonst hätte er als Krüppel nicht so viele Kunden, dass er gut davon leben kann. Und ein schönes Stück Holz hat er dir auch noch geschenkt.«
    »Pah, so einen knorrigen Rest, den kann man ja in jedem Wald vom Boden auflesen.« Jean winkte ab.
    »Zum Schnitzen ist es ein wirklich gutes Stück, weil es richtig trocken ist. Was du im Wald findest, taugt nicht, solange es frisch ist. Grünes Holz, also junges, lässt sich nicht gut bearbeiten, es fasert und reißt, wenn es trocknet. Und älteres Holz aus dem Wald ist meist modrig und zerfällt leicht. Poulet lässt es sich niemals nehmen, das Holz im Wald selbst auszusuchen. Sein Geselle und die Lehrlinge schlagen nur die Bäume, die er bestimmt hat. Anschließend bringen sie das Holz in seinen Schuppen. Ein bis zwei Jahre muss es dort lagern, bis es ganz trocken ist. Und erst dann macht er Blätter daraus wie die, die ich gekauft habe. Glaub mir, es ist gutes Holz!«
    »Hm«, murrte Jean. Es war ihm unangenehm, zugeben zu müssen, er könne sich vielleicht geirrt haben, was Poulet anging. »Was ist eigentlich los mit ihm? Ich meine, mit seinen Beinen«, fragte er deshalb nur.
    Ellen zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Er soll mal ein ganz hübscher Bursche gewesen sein, auch wenn man sich das, so wie er jetzt aussieht, kaum vorstellen kann.«
    Jean dachte an Poulets viel zu großen Kopf, der direkt auf seinen Schultern gesessen hatte, nicht einmal ein Ansatz von Hals war zu erkennen gewesen. Er sah die ganze Gestalt noch einmal vor sich und schüttelte den Kopf. Der sollte einmal hübsch ausgesehen haben? Völlig unmöglich!
    Sie wanderten weiter von einem Dorf zum anderen und genossen den herrlichen Herbst mit seiner warmen, tief stehenden Sonne und dem bunt gefärbten Laub. Erst als es dämmerte, wurde es kalt und feucht. Also suchten sie sich einen sicheren Schlafplatz und machten ein Feuer. Madeleine sang Wiegenlieder. Mit ihrer klaren, hellen Stimme verwandelte sie die Melodien in Elfengesang, sodass Ellen mit Tränen in den Augen an den beiden Kirschbaumholzstücken arbeitete. Sie legte eine der beiden Hälften auf die Angel und ritzte mit dem Messer, das sie als Kind von Osmond bekommen hatte, die genauen Umrisse des Metalls in das Holz. Als Madeleine verstummte, wischte Ellen mit dem Ärmel über ihre Augen, dann vergewisserte sie sich, dass beide Stücke anschließend genau aufeinanderpassen würden, und ritzte in die andere Hälfte ebenfalls die Umrisse der Angel. Vorsichtig begann sie, das Holz auszuhöhlen.

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