Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
und du einen hoffentlich anständigen Handwerker. Jedenfalls wenn sich einer findet, der es mit so einer eigensinnigen Frau wie dir aufnehmen will«, setzte er verlegen grinsend hinzu.
»Du bist ja schon wieder ganz schön frech!« Ellen hob dieHand, in der sie noch das Messer hielt, und drohte ihm lachend, auch wenn ihr Herz noch immer steinschwer war. Sie dachte an Jocelyn, seinen furchtbaren Tod und daran, wie ungerecht die Welt doch war.
»Wenn es so weit ist und du heiratest, werden wir dir nur lästig sein«, sagte er leise und senkte den Blick, damit Ellen nicht sah, dass er schon wieder mit den Tränen kämpfte.
»Red keinen Unsinn, wir bleiben zusammen«, entgegnete Ellen energisch. »Und jetzt Schluss, ich will nichts mehr davon hören.«
In dieser Nacht träumte Ellen von England und erwachte ausgeruht und mit hervorragender Laune, die den ganzen Tag anhielt. In der Mittagszeit machten sie bei einem Bauern Rast und kauften ein Ziegenfell, von dem Ellen ein Stück für die Schwertscheide benötigte. Jean bewies erneut sein Geschick bei den Kaufverhandlungen, sodass sie sich sogar noch ein Stück von dem Fleisch der Ziege leisten konnten.
»Ich brauch noch Leim für die Scheide«, erklärte Ellen und hatte Mühe, das herzhafte, etwas zähe Fleisch zu zerkauen.
»Hättest du den nicht bei deinem Freund, dem Tischler, kaufen können?« Jean sah sie von der Seite an.
»Hätte ich, wollte ich aber nicht. Poulets Holz ist von hervorragender Qualität, aber sein Leim war nicht mehr ganz frisch.«
»Woher weißt du das denn?«, fragte Jean, offensichtlich verblüfft.
»Das habe ich gerochen. Mit Leim kenne ich mich aus. Könnte sogar selbst welchen machen, aber das ist aufwändig. Wenn Knochenleim länger als drei, vier Tage angerührt ist, fängt er an zu stinken. Und Poulets Leimtopf hat ziemlich streng gerochen. Vielleicht ist der Geselle zu faul, regelmäßig Leim zuzubereiten. Ich hätte zwar gekörnten Leim bei ihm kaufen können, aber ich nehme lieber frisch zubereiteten, und am besten kaufe ich ihn genau dann, wenn ich ihn brauche. Ist zwar etwas teurer,aber ich weiß dann wenigstens, dass er auch richtig klebt, und das ist ja wohl das Wichtigste, nicht wahr?«
Jean grinste. »Sollte man meinen! Ich hab mal für einen Schildmacher gearbeitet, als sein Sohn schweren Durchfall hatte und ihm nicht helfen konnte. Schildmacher brauchen viel Leim. Er macht regelmäßig welchen, kannst ja schauen, ob du auf dem nächsten Turnier bei ihm kaufen magst. Ob er allerdings was taugt, kann ich dir nicht sagen.«
»Das werden wir schnell herausbekommen!« Ellen nickte.
Seit sie Tancarville verlassen hatte, war Ellen weit herumgekommen. Sie kannte fast die ganze Normandie, Teile von Flandern und der Champagne. Auch durch Paris war sie schon einmal gekommen, aber in Compiègne, das ein ganzes Stück nördlich von Paris lag, war sie zum ersten Mal. Die Wälder der Umgebung, dort, wo auch das Turnier stattfinden sollte, waren ein beliebtes Jagdgebiet des französischen Königs und die Stadt selbst Ziel vieler Pilger, die in der Abtei einen Blick auf das heilige Grabtuch und die vielen anderen Reliquien zu erhaschen hofften. Unzählige Kirchen und der hoch hinaufragende runde Wohnturm der königlichen Burg bestimmten das Bild der beeindruckenden Stadt.
Die drei bummelten gemütlich durch die Gassen, sahen sich die Auslagen der Händler und Handwerker und die Stände auf dem Markt an. Bei einer Leinenweberin erstand Ellen genügend Stoff für die Wicklung der Schwertscheide, und bei einem Seidenhändler fand sie eine lange, dunkelrote Seidenkordel für das Gehilz.
»Ich brauche noch Leder für Scheide und Gürtel …« Ellen sah sich suchend um. Es dauerte nicht lange, und sie fand ein Stück feines weinrotes Leder für die Scheide und einen Gurt aus gutem Rindsleder zu einem angemessenen Preis. »Ich denke, wir bleiben heute Nacht hier und ziehen erst morgen weiter, was haltet ihr davon?«, schlug sie Jean und Madeleine zufrieden vor, nachdem sie noch eine Messingschnalle gekauft hatte.
»Du meinst, wir bleiben in einem Gasthaus?«, fragte Jean ungläubig.
»Um Gottes willen, nein, natürlich nicht. Sind wir Herzöge oder reiche Kaufleute? Wir fragen in einer Kirche nach einem Schlafplatz für die Nacht. Bei so vielen Pilgern dürften sie auf Gäste eingerichtet sein.«
»Ach so, ja sicher.« Jean schien erleichtert. Er sah Madeleine an, die er hinter sich herziehen musste, damit sie nicht an jedem Stand
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