Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Federn lassen mussten, auch nicht!«, rief William empört. »Würdest du mich etwa töten, weil sie zugelassen hat, dass der Bader deinen Arm abschneidet?«, fragte er entsetzt.
Isaac dachte an den Streit mit Ellen und wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er schüttelte nur stumm den Kopf.
»Ich werde nicht wie Wieland, und niemals werde ich Schmied!«, fauchte der Junge.
»Ach, William!« Isaac nahm ihn in den Arm. »Du bist nochviel zu jung für so einen Dickkopf. Natürlich wirst du Schmied werden. In unserer Familie sind alle Männer Schmiede: dein Großvater, mein Vater und alle unsere Vorväter.« Er lächelte den Jungen aufmunternd an.
»Und was ist mit meinem Vater?« Tränen schossen in Williams Augen. Er sprang auf und rannte den Hügel hinunter.
»Warte, Will, warte auf mich!« Isaac war ebenfalls aufgestanden und beeilte sich nun, den Jungen einzuholen.
»Du bist verdammt schnell mit deinem krummen Fuß«, keuchte er anerkennend, nachdem er den Jungen kurz vor der Schmiede endlich eingeholt hatte. William errötete vor Freude über Isaacs Lob und vergaß seinen Zorn.
»Gehen wir morgen wieder zusammen in den Wald?« Isaac lächelte den Jungen fragend an.
William nickte und stob glücklich davon.
»Ich könnte wieder schnitzen, wenn ich nur wüsste, wie ich das Holz halten soll«, murmelte Isaac am nächsten Tag, während sie auf der Wiese am Waldrand saßen. Er zog seine Schuhe aus und versuchte, mit den Füßen zu greifen.
William ahmte ihn begeistert nach, und schon bald stellten die beiden fest, dass es gar nicht so schwer war.
Wie ein Besessener übte Isaac von nun an jeden Tag. So lange, bis er ein Stück Holz fest genug halten konnte, um es vorsichtig mit dem Messer in der rechten Hand bearbeiten zu können. Isaac wunderte sich darüber, wie verbissen William ebenfalls übte.
»Warum tust du das? Du hast zwei gesunde Hände!«, fragte er ihn eines Tages verständnislos.
»Als du damit angefangen hast, fand ich es nur lustig«, sagte William und grinste, »aber es macht auch meinen Fuß stark. Seit ich mit dir übe, kann ich länger laufen, ohne dass er mir wehtut.«
Immer wenn er mit William zusammen war, spürte Isaac dieWärme der Zufriedenheit, die er so lange vermisst hatte. »Dann wird es Zeit, dass ich mit dem Schnitzen anfange, damit ich dir bald neue Holzschuhe machen kann!« Isaac klemmte ein Stück Holz zwischen seinen Zehen ein und hielt es geschickt mit dem zweiten Fuß fest. Er begann, eine Kuh zu schnitzen. Im Laufe der nächsten Zeit kamen noch eine Puppe für Marie und ein Hündchen für Agnes dazu. Später noch zwei Kühe, ein Schwein, ein Esel und ein Pferd, außerdem ein Bauer, eine Katze und eine Wiege mit einem Kind darin.
Die Augen seiner Töchter leuchteten, als Isaac ihnen die ersten Figuren schenkte. Jeden Tag bestürmten sie ihn, weil sie sehnlichst auf die nächsten warteten.
Mit jeder neuen Schnitzerei wurde Isaac geschickter und, was alle bemerkten, auch wieder fröhlicher.
Herbst 1178
W illiam lief barfuß durch das taunasse Gras zu der Stelle, an der Isaac für gewöhnlich saß und schnitzte. Der Boden war weich, duftete würzig und war mit bunten Blättern übersät, die William fröhlich vor sich herstieß. Anstatt wie sonst ein Stück Holz zu bearbeiten, stand Isaac mit einem Stein in der Hand da. William starrte ihn mit offenem Mund an. Immer wieder winkelte Isaac den Arm mit dem Stein an und streckte ihn dann weit vom Körper ab. Manchmal machte er ausholende Schwingbewegungen, dann wieder stemmte er den Stein gerade nach oben. William war fasziniert von dem, was Isaac da tat, und wagte erst nach einer ganzen Weile, ihn zu stören. »Was machst du da, Onkel Isaac?«
»Ich habe keine Kraft mehr in meinem Arm, es wird Zeit, dass ich das ändere.«
William nickte, obwohl er nicht verstand.
Isaac sah den Jungen an und lachte, weil er so ratlos aussah.
»Behalte meinen Arm im Auge, wenn ich den Stein hochhebe. Siehst du?« Er deutete mit dem Kinn auf seinen Muskel. »Meine Arme waren mal fast doppelt so dick, und das soll wieder so werden. Deshalb fange ich mit einem kleineren Stein an, später nehme ich dann einen größeren. Je schwerer der Stein ist, desto dicker wird mein Arm mit der Zeit werden.«
»Und der andere?« William zeigte auf den schlaff herunterhängenden linken Arm. »Soll der nicht dicker werden?«
Isaac antwortete nicht. Wie sollte er einen Stein mit einem Arm heben, der keine Hand hatte, um ihn zu fassen?
William
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