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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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bestehen. Bei dem Gedanken an den nächsten Morgen spürte Ellen ein Kribbeln im Bauch. Eine Mischung aus Hoffnung und Angst. Ellen versuchte, sich einzureden, dass sie gut genug war, um die Prüfung zu bestehen. Hätte Llewyn ihr sonst das Versprechen abgenommen, sich darum zu bemühen? Zur Sicherheit beschloss sie, in die Kirche zu gehen. Es konnte sicher nicht schaden, den Herrn um sein Wohlwollen zu bitten.

    Ellen hatte in einer Ecke der Kirche von St. Clement übernachtet und machte sich am Morgen auf den Weg zu Donovan. Als sie in die Werkstatt kam, begrüßte der Schmied sie erstaunlich freundlich, und Ellen fragte sich, was seinen Sinneswandel wohl verursacht haben konnte.
    Donovan hatte eine einfache Methode, um festzustellen, ob ein Junge etwas taugte oder nicht. Er holte Bruchstücke einer Eisenluppe hervor und zeigte sie Ellen. »Ich vermute, du hast bisher nur mit Eisen aus Barren oder Stangen gearbeitet?«
    Ellen nickte.
    »Das ist Renneisen, so wie es aus dem Rennofen kommt. Also ganz und gar ungeschmiedet. Wenn du dir die einzelnen Bruchstücke genau ansiehst, kannst du erkennen, dass sie an den Rändern unterschiedlich aussehen. An der Art der Bruchstelle kann ich sehen, wie ich das Eisen später verarbeiten muss und vor allem, wofür es sich eignet: für den zähen, weicheren Kern der Klinge oder für den härteren Klingenmantel. Du hast nichts weiter zu tun, als das Roheisen zu sortieren, in mantel- und kerngeeignetes Material. Ein körniger, glänzender Bruch deutet auf härteres Eisen hin, ein gleichmäßiger, feinkörniger Bruch auf weicheres. An den Farbunterschieden kannst du außerdem die Verunreinigungen erkennen.« Donovan drückte Ellen jeweils ein Stück in die Hand. Dann nickte er und zeigte auf den HaufenRenneisen, der vor ihnen lag. Donovan wirkte fast fröhlich. Vermutlich ließ er alle jungen Männer, die bei ihm in die Lehre gehen wollten, die gleiche Prüfung machen, und wahrscheinlich fielen die meisten dabei durch.
    Die Schwarzschmiede, die nur einfaches Werkzeug, Beschläge und Gitter aus schwarzem Eisen fertigten, bekamen vorgeschmiedetes Rohmaterial, das sie gleich verarbeiten konnten, deshalb war Ellen Renneisen völlig neu. Aber sie hatte Donovans Erklärungen genau zugehört und jedes Wort behalten.
    Ellen setzte sich im Schneidersitz auf den gestampften Lehmboden der Werkstatt und nahm die Stücke, die er ihr gezeigt hatte, noch einmal genau in Augenschein. Sie versuchte, die Eigenschaften, auf die es ankam, genau zu erfassen. Donovan tat, als beschäftige er sich mit etwas anderem, beobachtete sie aber heimlich. In aller Ruhe nahm Ellen die ersten beiden Luppenstücke in die Hand, wog und musterte sie ausführlich, drehte sie, roch an ihnen und befühlte sie. Nach einer ganzen Weile legte sie eines rechts, das andere links vor sich auf die Erde. Dann nahm sie das nächste Stück, sah es sich ebenso genau an, befühlte es, roch daran und legte es schließlich auf eine der beiden Seiten. Je öfter sie die Luppenstücke genau betrachtete, desto besser begriff sie, worum es ging. Sie war sicher, dass sogar Donovan sich genügend Zeit nahm, um solche Bruchstücke zu sortieren. Obwohl Ellen so gut wie nichts über die Herstellung von Schwertern wusste, ahnte sie, dass die Qualität einer solchen Waffe zu einem großen Teil vom Material abhing, aus dem sie gefertigt wurde, und beschloss, neben den beiden großen Häufchen noch zwei weitere zu machen. Als sie fertig war, stand sie auf und ging hinüber zu Donovan.
    Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
    »Meister, ich bin fertig.«
    Donovan begleitete sie zu den Häufchen.
    »Hier ist das Klingen-, da das Kernmaterial, und daneben habe ich die Stücke gelegt, die ich jeweils für besonders unrein halte.«
    Donovan sah sie skeptisch, aber neugierig an, dann wandte er sich den beiden größeren Haufen zu. Er musterte jedes Bruchstück einzeln, genauso wie es Ellen getan hatte, und nickte erst, nachdem er alle Stücke überprüft hatte.
    Ellen bemerkte, wie erfreut er über ihre Arbeit war. Doch sobald er sie ansah, verfinsterte sich sein Blick wieder. Was hatte sich Llewyn nur dabei gedacht, sie zu ihm zu schicken? Ellen hielt Donovan für hochmütig und unhöflich. Trotzdem war in dem Moment, in dem er ihr die Aufgabe erklärt hatte, etwas Besonderes entstanden. Etwas, für das sie keine Worte fand, verband sie trotz aller Unterschiede. Sie schienen beide eine Aufgabe in ähnlicher Weise anzupacken. Donovans Erklärungen

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