Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
waren überaus knapp, sehr sachlich und präzise gewesen, weder Llewyn noch Osmond hatten je so mit ihr gesprochen.
»Ich werde darüber nachdenken, ob ich dich nehme. Komm am Nachmittag wieder her, dann habe ich meine Entscheidung getroffen«, sagte Donovan und sah sie schon wieder grimmig an.
Er kann mich einfach nicht leiden, der Griesgram, dachte sie. Aber ich mag ihn ebenso wenig. Als Ellen aus der Schmiede kam, begegnete sie Glenna, die auf einer Schnur im Hof Wäsche aufhängte.
»Alan, ich grüße dich!«, rief sie freudig und winkte Ellen herbei wie eine alte Freundin.
»Ich grüße Euch auch, Frau Meisterin«, entgegnete Ellen artig, aber die Enttäuschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
»Und?«
»Ich habe getan, was er gesagt hat.«
»Hast du die Luppenstücke sortieren können?«
»Ja, ich habe es richtig gemacht, er hat sich jedes Stück einzeln angesehen und wieder dorthin zurückgelegt, wo ich es hingetan hatte.«
»Na, dann muss ich dir wohl gratulieren, aber warum siehst du so traurig aus?« Glenna nahm ein großes Leinentuch und hängte es über die Schnur.
»Der Meister hat sich noch nicht entschieden, ich soll später wiederkommen. Ich glaube, er kann mich nicht leiden.«
»Er ist ein verbitterter alter Sturkopf und braucht ein bisschen Zeit. Nicht du bist es, den er nicht leiden kann, sondern er selbst. Außerdem ist er immer noch böse auf Llewyn, aber das wird schon, glaub mir!« Aufmunternd lächelte Glenna Ellen an.
Während Donovan bei Ellen rebellisches Unbehagen hervorrief, gab Glenna ihr das Gefühl von Geborgenheit und mütterlicher Zuneigung.
»Ich komme also später wieder«, sagte Ellen lustlos und beschloss, noch einmal zum Markt zu gehen.
Als Ellen zu der Stelle kam, an der sie am Vortag die Pastetenverkäuferin getroffen hatte, war diese nicht da. Es war Mittag, und Ellens Magen knurrte. Sie sah sich aufmerksam in der Menge um; schließlich hatte sie noch eine Pastete gut. Gerade als sie enttäuscht weitergehen wollte, kam das Mädchen und winkte ihr freudig zu.
»Das Silberstück gestern war viel mehr wert als meine Pasteten und der Korb. Der Ritter hätte drei volle Körbe dafür bekommen müssen, und es wäre noch Wucher gewesen. Und dabei war mein Korb nicht einmal mehr ganz voll!« Sie suchte zwei schöne Pasteten heraus und reichte sie Ellen. »Hier, für dich!«
»Aber das sind ja zwei!«
»Ach, das ist schon in Ordnung«, winkte sie mit glühenden Pfirsichwangen ab.
»Danke, sind die besten Pasteten, die ich je gegessen habe!« Ellen biss gierig in die erste hinein. »Ich habe übrigens den Schmied gefunden, nach dem ich dich gestern gefragt habe. Ich erfahre aber erst später, ob er mich nimmt.«
»Oh, hoffentlich hast du Glück, dann könntest du mich öfter besuchen!« Die Pastetenverkäuferin zwinkerte Ellen verführerisch an.
Sie hält mich tatsächlich für einen Heiratskandidaten, dachte Ellen erschrocken, nickte ihr noch einmal kurz zu und drängte sich dann in die Menge, um noch ein wenig über den Markt zu schlendern.
Ihr Blick streifte einen stattlichen Mann, weit hinten im Gedränge. Ellens Herz machte einen Satz. Sir Miles! Vor Angst blieb sie wie angewurzelt stehen. Erst als sich der Mann ein wenig herumdrehte und sie sein Gesicht von vorn sehen konnte, erkannte sie, dass sie sich getäuscht hatte. Erleichtert atmete sie auf und bummelte weiter, bis sie das keifende Gezeter zweier Frauen hörte.
Es hatten sich bereits Schaulustige um die beiden geschart, und Ellen schloss sich ihnen an. Eine stämmige Händlerin mit schmutzig braunen Haaren hielt Stoffbänder und Borten aller Art feil, einfache aus Leinen ebenso wie edle aus glatter Seide oder Brokat, einfarbige und bunt gewebte, aufwändig bestickte, lange und kurze, dicke und dünne.
Die schrille Stimme der aufgebrachten Käuferin überschlug sich fast. »Ich habe Euch dreizehn Bänder bezahlt, jedes eine Elle lang, und jetzt verlangt ihr noch mehr Geld von mir, unverschämte Betrügerin!«
»Ihr habt mir das Geld für dreizehn einfache Bänder gegeben, aber fünf der Bänder, die ihr gewählt habt, sind aus Seide und bestickt, sie kosten mehr, genauso wie die vier bunt gewebten, die ihr genommen habt. Ihr schuldet mir also noch einen halben Shilling«.
»Holt doch den Marktaufseher!«, rief ihr die Händlerin vom Nachbarstand zu. »Diese wohlhabenden jungen Dinger sind entweder zu dumm oder versuchen, ehrliche Leute zu betrügen. Ihr solltet sie nicht damit durchkommen
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