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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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dass er kein Unmensch war. Er musste einfach erlauben, dass sie es versuchte! Ellen hatte zwar noch nie mit einem Stab gekämpft, aber es ging ihr weder um den Stockkampf noch um den Penny, der bezahlt werden sollte. Alles, was sie wollte, war Zugang zum Übungsplatz, um die Schwertkampftechniken aus nächster Nähe sehen zu können. Im Geheimen hoffte sie, dass man ihr, wenn sie sich geschickt anstellte, erlauben würde, auch den Schwertkampf mit den Knappen zu erlernen. Dann würde sie später noch bessere Waffen fertigen können.
    Ellen bestürmte Donovan und versicherte ihm, dass es völlig ungefährlich sei, gegen die Knappen anzutreten, weil die Jungen nur mit Holzschwertern übten. Der Schmied schien nicht begeistertvon ihrem Vorhaben und gab ihr die Erlaubnis nur widerwillig. Gleich am nächsten Tag ging Ellen zum Kampfplatz.
    Der Ausbilder von Sir Ansgars Knappen wurde Ours, also Bär, genannt. Ellen fragte sich, ob seine Eltern ihm den Namen gegeben hatten, weil sie wussten, wie stark er werden würde, oder ob Ours so stark geworden war, um seinem Namen gerecht zu werden. Auf die Idee, dass es nur ein Spitzname war, kam sie nicht. Ours war groß und kräftig wie alle Fechtmeister, aber er wirkte um einiges schwerfälliger. Vermutlich wurde er deshalb leicht unterschätzt. Ours war verschlagen, brutal und konnte entgegen aller Erwartungen erstaunlich schnell sein. Er hatte Freude daran, die jungen Knappen zu schinden, bis sie am Ende ihrer Kräfte waren, und weidete sich an ihrer Furcht vor ihm. Er war ein kaltblütiger, berechnender Soldat und ein erstaunlich guter Taktiker. Da die Jungen ihn fürchteten wie den Teufel, hörten sie ihm aufmerksam zu und setzten alles daran, ihn zufrieden zu stellen. Auf diese Weise machten sie schnell Fortschritte. Auch Ellen hatte Angst vor Ours, schließlich kämpfte sie zum ersten Mal mit den Pagen und hatte keinerlei Erfahrung mit dem Stock.
    »Du stocherst mit dem Ding herum, als wolltest du Schweine zusammentreiben. Du musst deine Augen überall haben«, regte Ours sich auf, stürmte von der Seite auf Ellen zu und griff sie an. Sein Schwert war nicht aus Holz. Mit wenigen Hieben hackte er ihre Stange in kleine Stücke.
    Die Jungen amüsierten sich köstlich, weil sie nicht mehr selbst das Ziel seiner Angriffe waren.
    »Das ist hier doch kein Damenkränzchen, wir sind schließlich nicht zum Sticken hier!«, dröhnte Ours.
    Ellen zuckte zusammen. Hatte sie sich verraten? Für einen Moment geriet sie in Panik.
    Ours riss ihr den Rest der Stange so heftig aus der Hand, dass sie erzitterte. »Entweder du strengst dich an und träumst nicht herum, oder du lässt es ganz. Für einen Penny kann ich auch einen geschickteren Burschen finden.«
    Ellen versuchte, so grimmig wie möglich dreinzuschauen. »Ja, Sire, ich werde mich anstrengen«, antwortete sie selbstbewusst.
    Ours ließ die Jungen immer wieder einen nach dem anderen gegen Ellen antreten und überforderte sie damit. Wut und Schmerz trieben ihr Tränen in die Augen, als sie erneut zu Boden ging. Der letzte Gegner war der einzige, der ihr kameradschaftlich die Hand entgegenstreckte und sie hochzog. Es war Thibault, der Junge, der Rose so gut gefallen hatte. Die sandfarbenen Haare trug er nach normannischer Art über den Ohren abgeschnitten. Seine braunen Augen mit den goldenen Sprenkeln musterten sie freundlich. Er musste den verräterischen Glanz von Tränen in Ellens Augen bemerkt haben, denn er flüsterte: »Ours hat uns alle schon zum Verzweifeln gebracht, Kopf hoch! Gönn ihm nicht, dich heulen zu sehen.«
    Ellen sah ihn dankbar an und nickte. Obwohl sie sich sehr um Beherrschung bemühte, musste sie blinzeln, und eine Träne rollte über ihre Wange. Sie wischte sie eilig mit dem Ärmel fort, damit es niemand sah.
    Nachdem sie aufgestanden war, ließ Thibault ihre Hand los und starrte sie irritiert an. Dann drehte er sich um und ging.
    Als Ellen am nächsten Tag wieder Prügel einsteckte, waren Thibaults Schmährufe nicht zu überhören.
    »Warum lachst du noch lauter über mich als die anderen, ich dachte, wir könnten Freunde sein?«, raunte sie Thibault zu, als sie gegen ihn antreten sollte.
    »Freunde?« Thibault spuckte das Wort aus wie eine faule Kirsche. »Wir können keine Freunde sein. Du gehörst nicht hierher, am besten du verschwindest.« Wie ein Besessener hieb er mit seinem Holzschwert auf Ellen ein, noch bevor sie genug Abstand voneinander hatten. Natürlich entsprach das nicht den Regeln, und Ours

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