Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
voller Liebe bei ihren Kindern tun, um sie zum Lachen zu bringen. Ellen konnte sich nicht satt sehen an seiner Art zu arbeiten und war überzeugt, dass man nur mit diesem ganz besonderen, tiefen Verständnis für das Material das Eisen so perfekt formen konnte, wie er es tat.
Obwohl sie jeden Augenblick in der Schmiede liebte, freute sich Ellen besonders auf die Sonntage, wenn sie alle zusammen zur Kirche gingen und nach der heiligen Messe ein wenig mit den anderen angelsächsischen Handwerkern plauderten. Bei gutem Wetter ließen sie sich oftmals im Gras nieder, um gemeinsam zu essen. Ellen setzte sich dann zu Rose, und die beiden schwatzten und lachten. Dabei musste sich Ellen besonders in Acht nehmen, um nicht als Mädchen entlarvt zu werden.
Seit Orford waren aus ihren empfindlichen kleinen Knospen auf der Brust zwei fleischige Hügel geworden. Obwohl sie die Schultern nach vorn hängen ließ, hatte sie immer öfter das Gefühl, jedermann starre sie an. Als sie eines Sonntags allein in der Kammer saß, zog sie den Kittel nach hinten straff, sodass ihre Brüste hervortraten. »Irgendwie müssen die weg«, murmelte sie stirnrunzelnd.
Plötzlich hörte sie ein Poltern auf der Treppe, und Art stürzte in die Kammer. Hastig drehte sich Ellen um und tat, als richte sie ihre Bettstatt. Sie atmete erleichtert auf, als sich Art, ohne etwasbemerkt zu haben, auf sein Lager fallen ließ und schon beim nächsten Atemzug schlief. Wie immer, wenn er zu viel Cidre getrunken hatte, schnarchte er laut. Ellen legte sich ebenfalls hin, aber sie fand nur schwer in den Schlaf und wälzte sich unruhig hin und her.
Mitten in der Nacht schreckte sie hoch. Sie hatte von riesigen Brüsten geträumt, die sie wie Trophäen vor sich hertrug. Ellen sah sich um. Es war noch dunkel, nur das weiße Mondlicht fiel durch die Bretterritzen des kleinen Fensterladens. Ellen versicherte sich, dass Art noch schlief, und setzte sich auf. Sie zog ihr Hemd über den Kopf und tastete nach ihren Brüsten. Natürlich waren sie nicht so groß wie in ihrem Traum. Ellen zog die Schultern zurück, beinahe stolz fuhr sie über ihren Brustkorb. Dann sank sie erneut in sich zusammen, lange konnte sie ihre weiblichen Formen wohl nicht mehr verbergen. Was also sollte sie tun? Erst vor kurzem hatte sie ein größeres Stück Leinen günstig erstehen können. Sie hatte daraus Einlagen für die unreinen Tage fertigen wollen, aber noch nicht damit begonnen. Vielleicht konnte sie ein Stück des Stoffes als Bandage benutzen, um ihre Brüste einzuschnüren? Ellen zog das Tuchstück unter ihrer strohgefüllten Bettstatt hervor und wickelte es auf. Mit ihrem Messer schnitt sie einen gut vier Hand breiten Streifen ein und riss ihn der ganzen Länge nach ab. Bei dem ratschenden Geräusch schnarchte Art laut auf. Ellen erschrak und schimpfte sich eine Närrin, weil sie ihr Hemd nicht länger anbehalten hatte. Fröstelnd nahm sie den abgetrennten Leinenstreifen und wickelte ihn, so eng es ging, um ihren Brustkorb. Dann hob sie den rechten Arm, als hole sie zum Schlag aus, ließ ihn aber sogleich wieder sinken und schüttelte unglücklich den Kopf. So konnte sie unmöglich arbeiten. Sie lockerte das Leinen gerade so viel, dass sie genügend Luft zum Atmen hatte und den Arm heben konnte. So musste es gehen.
Am anderen Morgen wickelte sie ihre Brust erneut. Anfangs bewegte sie sich noch steif, doch im Laufe des Tages schien siesich an die Enge gewöhnt zu haben. Am Nachmittag bemerkte sie jedoch, dass das Leinentuch heruntergerutscht war und auf ihren Hüften saß. Sie murmelte eine Entschuldigung und eilte aus der Werkstatt.
Immer wieder übte sie in den folgenden Tagen, das Tuch so um ihren Oberkörper zu schlingen, dass es nicht verrutschen konnte. Irgendwann gelang es ihr, und der Traum von den Riesenbrüsten kam nie wieder.
Arnaud grinste hämisch und lästerte, Alan sei schlimmer als ein Mädchen, mit seinem ständigen Gerenne zur Latrine, sodass sie schon fürchtete, er könne etwas ahnen.
Sie fluchte, spuckte noch häufiger aus und nutzte den für Männer so typischen Griff in den Schritt, um an den unreinen Tagen den Sitz des Leintuches in ihrer Bruche zu überprüfen. Trotzdem war sie in ständiger Angst, dass ihr Geheimnis aufflog.
Mit dem November kam die Zeit der dicken Nebel. An manchen Tagen hing das schwere, feuchte Nichts vom Morgengrauen bis zur Nacht über Tancarville, schwermütig und undurchdringlich. Manchmal schien sich der Nebel aufzulösen und weckte
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