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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Größen, Fotos von Hitler, der Abdruck seines Gebisses sowie ein Bild seiner Nichte in einem Abendkleid und mit dem ironischen Lächeln einer Frau, die weiß, daß alles böse enden wird. Menschen drängten sich auf Stufen, Sesseln und Sofas - eine Mischung verschiedener Nationalitäten, die genügend Zigaretten rauchende Russen aufwies, um einem die Augen tränen zu lassen. Aus dem Nebel tauchte Ludmilla wie eine mit langen Wimpern bewehrte Qualle auf, zwinkerte Arkadi zu und verschwand wieder.
    Stas warnte ihn: »Wenn Sie Ludmilla sehen, ist der Chef der Sicherheit nicht weit entfernt.«
    Am Getränketisch schenkte Rikki einem Mädchen in einem Mohairpullover ein Glas Cola ein. »Kaum daß ich sie vom Flughafen abgeholt hatte, mußte meine Tochter auch schon auf Einkaufstour. Gott sei Dank machen die Geschäfte spätestens um halb sieben zu.«
    Der Lippenstift des Mädchens war rot wie ein Alarmzeichen, das blonde Haar mit seinen dunklen Wurzeln zu einem Knoten zusammengebunden. »In Amerika sind die Einkaufspassagen die ganze Nacht über geöffnet«, sagte sie auf englisch.
    »Ihr Englisch ist gut«, sagte Arkadi.
    »In Georgien spricht kein Mensch mehr russisch.«
    »Es sind immer noch Kommunisten, sie spielen nur die alte Melodie auf einer neuen Flöte«, sagte Rikki.
    »War es bewegend, Ihren Vater nach all den Jahren wiederzusehen?« fragte Arkadi.
    »Ich habe seinen Wagen fast nicht erkannt.« Sie umarmte Rikki. »Gibt es hier eigentlich keine amerikanischen Militärbasen? Haben die nicht ihre eigenen Einkaufspassagen?« Ihre Augen leuchteten auf, als sich ihr ein junger, athletisch gebauter Amerikaner näherte. Er trug ein Hemd mit angeknöpften Kragenenden, eine Fliege und rote Hosenträger und betrachtete Arkadi und Stas mit forschendem Blick. Ludmilla hielt sich hinter seinem Rücken.
    »Das muß der Überraschungsgast sein, den wir heute in unserem Sender hatten«, sagte der Amerikaner. Er schüttelte Arkadi mit festem, demokratischem Druck die Hand. »Ich bin Michael Healey, verantwortlich für die Sicherheit. Wissen Sie, Ihr Chef, Oberstaatsanwalt Rodionow, hat uns ebenfalls schon besucht. Wir haben den roten Teppich für ihn ausgelegt.«
    »Michael ist auch für das Auslegen von Teppichen verantwortlich«, sagte Stas.
    »Dabei fällt mir ein, Stas: Gibt es nicht eine Sicherheitsanweisung, daß offizielle sowjetische Gäste rechtzeitig angemeldet werden müssen?«
    Stas lachte. »Die Sicherheitsbestimmungen im Sender werden so gründlich mißachtet, daß es auf einen Spion mehr oder weniger nicht ankommt. Ist der heutige Abend nicht ein gutes Beispiel dafür?«
    »Ich liebe Ihren Sinn für Humor, Stas«, sagte Healey. »Wenn Sie den Sender noch einmal besuchen wollen, Renko, vergessen Sie nicht, mich vorher anzurufen.« Er entfernte sich auf der Suche nach einem Weißwein.
    Stas und Arkadi nahmen sich einen Scotch. »Es geht das Gerücht«, sagte Stas, »daß der ehemalige Leiter der russischen Abteilung heute kommt. Mein früherer Freund, von dem ich Ihnen erzählt habe. Selbst die Amerikaner liebten ihn.«
    »Derjenige, der wieder nach Moskau zurückgekehrt ist?«
    »Genau der.«
    »Wo ist Irina?«
    »Sie werden sehen.«
    »Tä-rä!« Der Gastgeber der Party trat aus der Küche, eine Schokoladentorte mit einer von brennenden Kerzen umgebenen Zuckergußnachbildung der Berliner Mauer in beiden Händen. »Vergeßt es nie! Das Ende der Mauer!«
    »Tommy, du hast dich heute selbst übertroffen«, sagte Stas.
    »Ich bin ein sentimentaler Narr.« Tommy war einer jener dicken Männer, die dauernd ihr Hemd in die Hose stopfen müssen. »Hab ich dir schon meine Sammlung von Mauerstücken gezeigt?«
    Sie wurden von einer Unruhe an der Treppe unterbrochen, einer Welle der Erregung, die sich in der Wohnung ausbreitete. Neue Gäste waren eingetroffen. Der erste, der in der Tür erschien, war der Professor, den Irina im Sender interviewt hatte. Er befreite sich von einem Schal, der aussah, als sei er aus einem Büßerhemd geschnitten worden, und hielt die Tür für Irina auf, die wie auf Wolken zu schweben schien. Arkadi sah, daß sie in einem Restaurant gut gegessen und gut getrunken haben mußte. Champagner und sicher etwas besseres als Borschtsch. Sie war wahrscheinlich direkt vom Sender zum Essen gefahren, was den Umstand erklärte, daß sie so elegant zur Arbeit erschienen war. Wenn ihre Augen Arkadi bemerkten, so verrieten sie weder Interesse noch Überraschung. Hinter ihr betrat Max Albow den Raum, lose

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