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Das Lachen und der Tod (German Edition)

Das Lachen und der Tod (German Edition)

Titel: Das Lachen und der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pieter Webeling
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Sohn seinem geschwächten Vater Mut zusprach. Rein äußerlich ähnelten sie sich wie ein Ei dem anderen: ein birnenförmiger Kopf mit kleinen abstehenden Ohren. Dem Akzent des Jungen nach zu urteilen, waren es Österreicher. Ich fragte mich, wer noch zu ihnen gehörte. Mit wem waren sie gekommen? Wo war die Mutter? Gab es noch Brüder und Schwestern?
    Aber wozu wollte ich all das wissen?
    Plötzlich fasste sich der Vater an den Bauch. Er brach stöhnend zusammen und rollte in eine Grube. Krak! We-gen seines Gewichts brach er durch die Eisdecke und blieb liegen.
    »Vati!«, rief der Junge. Er eilte den Hang aus Lehm und Erde hinab und packte seinen Vater am Arm, der versuchte, sich wieder aufzurappeln. Die beiden SS -Männer liefen zur Grube. Sie berieten sich, ohne dass ich hören konnte, worüber. Der Blonde lachte und sah auf die beiden umschlungenen Männer hinab.
    »Vater und Sohn, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte der Junge gefügig. »Ich helfe meinem Vater. Das war ein Unfall. Entschuldigen Sie bitte. Wir kommen gleich.«
    »Stehen bleiben!« Der blonde SS-Mann zog seine Pistole und lud sie durch. »Du hast die Wahl: Entweder du bereitest dem Leiden deines kranken Vaters ein Ende oder ich mache kurzen Prozess mit euch beiden.« Er runzelte die Stirn. »Na, was ist?«
    Der Junge erstarrte und sah seinen Vater an. Der richtete sich auf und fixierte den SS -Mann. »Zu Boden schauen!«, befahl der Deutsche, aber der alte Mann wandte den Blick nicht ab. Er war gar nicht mal hasserfüllt, sondern eher forschend. Dann kehrte er den SS -Männern den Rücken zu und packte seinen Sohn mit beiden Händen an den Schultern. Der sah eingeschüchtert zu Boden, die Mütze in den Händen.
    »Das ist schon in Ordnung, mein Junge«, sagte der Mann. »Mir bleibt ohnehin nicht mehr viel Zeit. Du musst leben. Tu es!«
    Er weinte. »Nein, Vati. Nein, nein.«
    Der Vater kniete sich in die Pfütze. Das Eiswasser reichte ihm bis zur Taille. »Du bist der Beste, mein Junge. Es ist in Ordnung.«
    »Ich kann das nicht«, flüsterte er.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Es herrschte Totenstille. Der Sohn starrte entsetzt auf die Peiniger am Rand der Grube. Er blieb einfach mit seinen Holzpantinen im eiskalten Wasser stehen, als hoffte er wider besseres Wissen, dass dieser Moment an ihm vorüberginge. Der SS -Mann zielte und schoss. Die Kugel schlug in der Grubenwand ein. Der Junge zuckte zusammen.
    »Tu es!«, befahl sein Vater.
    Ich schloss die Augen, und alles wurde schwarz. Doch nun drangen die Geräusche nur umso brutaler an mein Ohr: Ich hörte den Todeskampf im Wasser, den lang anhaltenden, lau ten Schrei, der mir durch Mark und Bein ging. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, wie der blonde SS -Mann ner vös grinste. Ich sah ihm an, dass er ebenfalls erschrocken war.
    »Na so was!«, stammelte er. »Er hat es getan, Fritz. Er hat es getan!«
    Sein Kumpel fuhr sich mit den Fingerspitzen über seine Narbe. Mit sichtlichem Widerwillen holte er seinen Geldbeutel aus der Innentasche und reichte seinem Kollegen einen rosa Schein, zehn Reichsmark. »Es erstaunt mich jedes Mal wieder, wie kaltschnäuzig und gewissenlos diese Scheißjuden sind«, sagte er gereizt. »Heinz! Mach ihn fertig.« Während der Kapo mit seinem Knüppel hinabstieg, lief ich mit zugehaltenen Ohren davon.
    Gegen Ende des Tages war ich sogar zu müde, um mich darüber zu freuen, dass ich es fürs Erste überstanden hatte. Ich zitterte vor Anstrengung, Kälte, Hunger und Entsetzen. Insgesamt hatte es sechs Tote gegeben. Wir nahmen sie mit ins Lager und wechselten uns beim Tragen der Leichen ab. Bei einigen Toten schleifte ein Fuß oder Arm über den verschneiten Boden. Verletzte oder geschwächte Schicksalsgenossen versuchten wir soweit wie möglich zu stützen.
    Das Lagerorchester spielte wieder dieselbe Marschmusik. Aus verschiedenen Himmelsrichtungen sah ich endlose Kolonnen von Außenkommandos zurückkehren. Am Rand des großen Appellplatzes lagen die Toten. Auch sie wurden mitgezählt, zum letzten Mal, bevor man sie in den Ofen schieben und ihre Nummer durchstreichen konnte. Zumindest vermutete ich das. Erst dann waren sie für die Deutschen endgültig gestorben.
    In der Baracke schaffte ich es beim Austeilen der Kartoffelsuppe nicht, mir einen guten Platz in der Schlange zu erkämpfen. Ich ließ mich wegschubsen. Das hier war wirklich eine Nahrungskette, in der ich irgendwo ganz weit unten rangierte.
    Ich betrachtete die Sprüche auf den verschiedenen

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