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Das Lachen und der Tod (German Edition)

Das Lachen und der Tod (German Edition)

Titel: Das Lachen und der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pieter Webeling
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Familie werde bald nach Berlin ziehen, und sie dürfe mit, sei also in Sicherheit. Ich küsste sie, während sie sprach. Und dann verschwand sie.
    Ich hielt die Augen geschlossen – sie kam nicht zurück.
    Er wurde hell und dann wieder dunkel, hell und wieder dunkel, hell und wieder dunkel. Die Luke ging auf.
    »Raus! Schnell!«
    Ich steckte meinen Kopf durch die Öffnung und blinzelte in das elektrische Licht. Sofort wurde ich aus dem Loch und durch den Flur in das mir bereits bekannte Zimmer gezerrt. Dort saßen erneut Herr Sturmscharführer und der verliebte Henker. Der Offizier musterte mich angeekelt wegen des Kotgestanks, der mich umgab.
    »Herr Komiker«, sagte er, »versuchen wir es noch einmal.«
    »Wasser«, bat ich heiser. Ein Hustenanfall. Ein scharfer Schmerz in der Kehle. »Wasser, bitte! Wasser.«
    »Wasser, Sepp.«
    Der Henker verließ das Zimmer.
    »Also, Herr Komiker, Sie hatten Zeit zum Nachdenken. Sind Sie etwas weiser geworden?«
    Ich hustete und röchelte. »Wasser …«
    »Ja, ja, kommt gleich.«
    Wir warteten, bis der Henker einen Becher Wasser auf den Tisch gestellt hatte. Ich sprang auf, aber der Offizier war schneller. Er griff nach dem Becher und erhob sich.
    »Alles hat seinen Preis«, sagte er.
    Ich spürte, wie mein Kopf wieder ganz leicht wurde. Oder schwer.
    »Wissen Sie was? Sepp? Wir sind doch keine Unmenschen, nicht wahr? Trinken Sie lieber erst etwas.«
    Er stellte den Becher vor mich hin. Ich stürzte mich darauf und trank dermaßen gierig, dass Wasser über meine Wangen lief.
    »Wer war noch an dem Komplott beteiligt?«
    Ich schüttelte erneut den Kopf. Wenn ich einknickte, war ich tot.
    »Kein Komplott, kein Komplott, kein Komplott …«
    Ich schloss die Augen. Drei Peitschenhiebe auf den Rücken. Kaum verheilte Wunden brachen erneut auf. Ich schrie.
    »Namen, Herr Komiker? Namen!«
    »Grosso … ist ein Clown …«
    Dann ein paar Schläge.
    Ich verlor das Bewusstsein.
    Wieder wurde mir Wasser über den Kopf geschüttet. Ich leckte ein paar Tropfen ab.
    Der Henker bohrte mir seine Finger in den Nacken und zog mich hoch. Der Offizier schüttelte den Kopf. »So kommen wir nicht weiter, Herr Komiker. Also versuchen wir es eben anders. Wie würde es Ihnen gefallen, wenn Helena im Puff arbeiten müsste? Sie steht wieder gut im Futter, und so ein gesundes Kindermädchen dürfte einigen Kapos oder Blockältesten gut gefallen.«
    Ich erstarrte. »Das … Nein, Herr Sturm … führer.«
    Er lachte. »Ich weiß, das sind grobe Kerle, die Ihnen bereits sehr wehgetan haben. Was glauben Sie? Werden sie Ihrer Freundin auch wehtun?«
    Ich presste die Lippen zusammen.
    Der Offizier warf seinem Henkersknecht einen funkelnden Blick zu. »Was meinst du Sepp? Du wüsstest bestimmt was mit dem Judenmädchen anzufangen, was?«
    Ich vermied es, den primitiven Kerl anzusehen.
    »Weißt du was, Sepp? Du darfst als Erster.«
    Am liebsten hätte ich sie umgebracht. Das Attentat, über das sie dauernd redeten, wünschte ich ihnen weiß Gott an den Hals! Ich hätte mein Leben dafür gegeben, diese Kakerlaken unter meinen Absätzen zermalmen zu dürfen. Aber ich musste auf meinen Verstand hören.
    Der Offizier trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Los, jetzt sagen Sie schon, Herr Komiker! Geben Sie uns die Informationen, die wir wollen, oder lassen Sie zu, dass Ihre Jüdin eine Dirne wird?«
    Hunger, Schmerzen, Krampf- und Erschöpfungszustände führten dazu, dass ich kaum mehr klar denken konnte. Ich hätte alles gesagt, was sie von mir verlangten, nur um Helena vor dem Bordell zu bewahren. Doch selbst dann hätte ich keinerlei Garantie gehabt: Ein SS -Mann fühlte sich einem verlausten Juden gegenüber nicht an sein Wort gebunden. Außerdem wäre ich nach einem Geständnis tot. Nein, sie blufften, nur. Das war das Wahrscheinlichste, daran musste ich mich klammern.
    Ich hustete. »Sie möchten keine Lügen hören, Herr Sturmscharführer. Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Richten Sie dem Kommandanten aus, dass ich das beim Grab meines Vaters schwöre.«
    »Der Kommandant hat mit dieser Sache nichts zu tun«, sagte er barsch. »Von ihm brauchen Sie sich nichts zu erhoffen.« Er stand auf. »Ganz wie Sie wollen. Wir haben Zeit. Sie kehren jetzt in Ihre Zelle zurück, und glauben Sie mir, darin hält es niemand lange aus.«
    Noch am selben Abend bekam ich einen Becher Suppe. Der Fäkalieneimer wurde gegen einen leeren ausgetauscht. Sie ließen mich immerhin nicht krepieren! Ich lachte und weinte im

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