Das Laecheln Deines Moerders
dürfte schon halbwegs in Virginia sein.«
Ihre Hand auf dem Handy verharrte, dann ließ sie sie langsam sinken. »Was soll das heißen?«
Er überlegte einen Moment, ob er es ihr sagen sollte, denn natürlich würde es sie zutiefst verletzen. Dann entschied er, dass es nur zu ihrem Besten war. »Er ist an mir vorbeigerauscht, als ich vom Parkplatz fahren wollte. Ungefähr mit achtzig Sachen.«
Trotz der Dunkelheit sah er, dass sie blass wurde. »Er war hier?«
»Ja.«
»Dann hat er uns miteinander reden sehen.« Sie machte eine Pause. »Und auch, dass ich Sie zum Abschied geküsst habe.«
Sie hatte zu zittern begonnen. Das war sicherlich auf den Schock zurückzuführen, innerhalb kürzester Zeit zweimal attackiert worden zu sein, vielleicht auch auf die Erkenntnis, dass nichts davon geschehen wäre, wenn sie Rudy Lutz nicht vom Footballteam suspendiert hätte. Aber zu einem nicht geringen Teil war wohl auch die Tatsache dafür verantwortlich, dass Steven Thatcher ihr nicht vertraute. »Es tut mir Leid, Jenna.«
»Mir auch«, war alles, was sie sagte, bevor sie sich zum Gehen wandte.
»Warten Sie. Wohin wollen Sie?«
Sie drehte sich um, und er sah die Linien, die sich durch den Schmutz auf ihren Wangen zogen. Tränenspuren. Verdammt, sie weinte, und es gab nichts, was er für sie tun konnte.
»Ich … weiß nicht«, flüsterte sie.
»Nun setzen Sie sich doch. Die anderen zwei Kerle laufen hier noch irgendwo herum. Warten Sie wenigstens, bis die Cops hier sind.«
Einer der Jungen drehte sich mit einem wütenden Knurren halb auf die Seite. »Sie haben gesagt, Sie wären ein Bulle.«
Neil entblößte die Zähne. »Man ist schon fast ein armes Schwein, wann man nicht zuständig ist, weißt du? Die ganze Verantwortung, aber keine Amtsgewalt!« Er drückte die Schuhspitze in den Rücken des Jungen, und – ja, wahrscheinlich trat er etwas fester, als es nötig war, aber wer wollte ihn schon verraten? Wohl kaum Jenna, die immer noch wie angewurzelt dastand, und wohl kaum Josh, der aussah, als sei er im falschen Film gelandet. Und ganz gewiss nicht er selbst. Teufel auch, er würde noch ganz andere Dinge tun, falls es notwendig wäre.
Jenna räusperte sich hinter ihm. »Könnte ich vielleicht doch einmal Ihr Handy benutzen?«, sagte sie leise.
Er verengte die Augen. »Sie wollen doch nicht etwa Thatcher anrufen?«
Sie lächelte humorlos, schnitt jedoch eine Grimasse, als ihre geplatzte Lippe brannte. Wieder tupfte sie das Blut mit seinem Hemd ab. »Nein, ich will nicht Steven anrufen.« Sie wählte und lauschte. »Dad? Kannst du mich abholen? Ich bin an der Schule.«
Donnerstag, 13. Oktober, 18.45 Uhr
Steven bog ein paar Meilen entfernt auf einen Parkplatz ein und schaltete den Motor ab, während er versuchte, seinen Herzschlag zu beruhigen. Der Schmerz in seinem Inneren war … unerträglich. Schlimmer als bei Melissa damals. Viel schlimmer.
Jenna hatte gesagt, dass sie ihn liebte. Hatte in seinen Armen gelegen, als sie es ihm gesagt hatte. Und zwölf Stunden später küsste sie einen anderen. Und nicht irgendeinen anderen.
Sondern Neil Davies. Stevens Blut begann zu kochen, als er daran dachte. Der Mann hatte ihre Ermittlungen behindert. Er hatte sein Team von dem wahren Killer abgelenkt, während zwei weitere Mädchen entführt worden waren. Und dann hatte er noch die Nerven, sich an seine Frau ranzumachen.
Aber Jenna war nicht seine Frau. Sie konnte nicht zu ihm gehören und gleichzeitig Davies küssen. Er legte die Stirn auf das Lenkrad und spürte, wie sich sein Herzschlag normalisierte. Wenigstens das. In seinen Eingeweiden schien ein Messer zu stecken und in seinem Schädel ein Presslufthammer zu arbeiten.
Wie hatte sie das nur tun können?
Aber vielleicht hat sie es gar nicht getan.
Er hob den Kopf und blinzelte. Aber sie hatte es doch getan. Er hatte es gesehen.
Was hast du denn gesehen?
Jenna hatte Davies geküsst.
Sie hat ihn auf die Wange geküsst. Genau wie du Liz auf die Wange geküsst hast.
Aber das war etwas anderes gewesen.
Aber warum? Weil es sich um Neil Davies handelt? Weil du ihn von Anfang an nicht wirklich mochtest? Weil er sie angestarrt hat, sie ganz offensichtlich begehrt?
Ja, genau deswegen.
Aber hat sie ihn je auf dieselbe Art angesehen?
Er biss sich auf die Lippe und starrte in den Nachthimmel. Nein. Wenn er ganz ehrlich war, hatte sie das nicht. Er blickte auf die Uhr und erstarrte. Sie wartete auf ihn. Sie war ganz allein und verwundbar.
O Gott, und er hatte
Weitere Kostenlose Bücher