Das Laecheln Deines Moerders
beinahe in jeder schlaflosen Nacht gestellt hatte. »Dr. Marshall, glauben Sie, dass mein Sohn Drogen nimmt?«
Sie legte sich einen Finger auf die Lippen und schwieg einen Moment lang, der sich ewig hinzuziehen schien. Schließlich seufzte sie. »Auch die vernünftigsten Kinder können Probleme mit Drogen bekommen, Agent Thatcher.« Sie begegnete freundlich seinem Blick. »Aber das wissen Sie besser als ich. Leider kann ich Ihnen keine Antwort auf Ihre Frage geben. Ich weiß es einfach nicht. Ich hoffe, dass dem nicht so ist, aber wir dürfen diese Möglichkeit nicht einfach außer Acht lassen.«
Steven beobachtete, wie sie sich auf die Lippe biss, und spürte plötzlich, wie sich eine seltsame Ruhe in ihm breit machte.
Wir.
Sie hatte
wir
gesagt. Er hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung, was er wegen Brad unternehmen sollte, aber das Wissen, dass diese Frau sich ernsthafte Sorgen um seinen Sohn machte, war wie ein Halt, eine Chance, einen kurzen Moment etwas von der Verantwortung abzugeben und sich auszuruhen. »Wie sollen wir also vorgehen?«
Sie lächelte, so leicht, dass sein Herz sich zusammenzog. »Ich denke, es ist klug, mit dem Vertrauenslehrer zu beginnen. Er ist ein Freund von mir und hat sehr viel Erfahrung mit solchen Dingen.« Sie zog einen Zettel aus der Tasche und schrieb einen Namen und eine Telefonnummer darauf. »Rufen Sie Dr. Bondioli am Montag an. Er ist informiert.«
Steven faltete den Zettel und steckte ihn in die Tasche. »Sie wussten schon vorher, dass ich gewillt sein würde, mit ihm zu reden.«
»Brad ist ein feiner Kerl. Jungen wie er erziehen sich selten selbst.«
»Danke. Ob Sie es glauben oder nicht, ich fühle mich schon etwas besser.«
Dr. Marshall stand auf, verlagerte das Gewicht auf den gesunden Fuß und streckte die Hand aus. »Das freut mich.«
Auch er erhob sich. Er nahm ihre Hand und spürte plötzlich einen enormen Unwillen, sich von ihr zu trennen. Fast brüsk ließ er ihre Hand los.
Nein.
Bindungen aufzubauen war unklug und unerwünscht. »Danke, dass Sie sich heute noch die Zeit für mich genommen haben. Wie geht’s dem Fuß?«
Sie belastete ihn vorsichtig und zuckte zusammen. »Etwas besser.«
Steven zögerte. »Gibt es jemanden, den Sie anrufen können? Damit er Sie nach Hause bringt?« Unwillkürlich suchte sein Blick ihre linke Hand. Kein Ring. Kein Ehemann.
Keine Chance,
dachte er.
Denk nicht einmal dran.
Aber das hatte er. Er hätte gerne gewusst, ob sein Gesicht ebenfalls so gerötet war wie das ihre. Sie senkte den Blick.
»Ich fürchte nicht«, murmelte sie fast zu sich selbst, und er fragte sich, ob er versehentlich einen wunden Punkt berührt hatte. Aber als sie aufschaute, lächelte sie wieder. »Da sind nur meine treuen Hunde.« Rasch schob sie ihre Sachen zusammen und verstaute sie in der Tasche. »Aber das ist kein Problem. Ich fahre Automatik, und mein rechter Fuß funktioniert ja ganz wunderbar. Allerdings könnte ich jemand gebrauchen, der mir zum Wagen hilft, wenn’s Ihnen nichts ausmacht.«
»Ganz und gar nicht.« Er nahm ihre Aktenmappe und bot ihr den Arm an, wobei er sich innerlich gegen die Wärme ihrer Berührung wappnete.
Sie ist nicht verheiratet.
Zähneknirschend schob er den Gedanken beiseite und versuchte, das Flämmchen zu ersticken, das in seinem Inneren zu flackern begonnen hatte. Schluss damit! Er musste sich einzig darauf konzentrieren, sie zum Wagen zu bringen, dann in seinen eigenen zu steigen, nach Hause zu fahren und herauszufinden, was zum Teufel mit seinem Sohn los war. Genau darauf sollte er sich konzentrieren. Wenn er ein guter Vater wäre,
würde
er sich darauf konzentrieren. Aber offenbar war er kein guter Vater, denn sein ganzes Sein, sein ganzer Körper reagierte auf die leichte Berührung ihrer Schulter an seiner, als sie, auf seinen Arm gestützt, über den gefliesten Boden humpelte.
Sie passte gut an seine Seite. Sie war groß, größer als seine Frau gewesen war, und der Vergleich schmerzte so sehr wie die Erinnerung. Er versuchte, sie beiseite zu schieben, die Erinnerung zu tilgen, noch bevor sie sich zu entfalten begann, aber es war bereits zu spät. Wie immer lief ein Film vor seinem inneren Auge ab, ohne dass er ihn stoppen konnte. Es hatte eine Zeit gegeben, als die Jungen noch klein waren … als Melissa ihre Wange an seine Brust geschmiegt hatte … als er den Kopf gesenkt und seine Nase in ihrem Haar vergraben hatte …
Ein scharfer Schmerz traf ihn mitten ins Herz. Nein! Melissa war fort
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