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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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die Patronenhülsen, die wir am Kilometerstein 12, an der Stelle, wo der Legionär ermordet wurde, gefunden haben. Aber das ist noch nicht alles. Sie haben selbst gehört, was Ihr Sohn gegen Sie aussagt.«
    Saljutow blickte Kolossow an. Er schaute diesen Major von der Kripo an . . . und sah den Legionär vor sich. Die beiden Männer hatten eine gewisse, rein äußerliche Ähnlichkeit miteinander. Vielleicht hatte es mit ihrer Jugend zu tun? Die Jugend ist wie ein Stempel, der mit den Jahren verblasst. . . Er musste daran denken, wie Kitajew im Auto dem Legionär mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte, außer sich vor Wut und Rachsucht. Und er, Saljutow? Er hatte ja eigentlich schon Schluss machen wollen, hatte sich die Pistole schon an die Schläfe gesetzt. Und alles wäre längst vorbei, wäre nicht Kitajew dazwischen gekommen mit seinem verzweifelten Geschrei, seinen flehentlichen Bitten und seinem betrunkenen, erregten Gerede davon, dass dieser Maulwurf wirklich existiere! Und dass es kein anderer als der Legionär sei . . .
    Kitajew hatte ihm gesagt, er habe die Miliz absichtlich auf eine falsche Spur geführt. Eine fiktive Adresse, wo sie den Legionär niemals finden würden. Denn dies sei ihre ganz persönliche Angelegenheit – Rache zu nehmen. Er selbst werde mit dem Maulwurf abrechnen, mit seinen eigenen Händen würde er diesen Hund in Stücke reißen. Jetzt gleich wolle er losfahren, keine Zeit verlieren, ihn aus seinem Loch zerren und kurzen Prozess machen.
    Nein, der treue Gleb hatte ihn nicht gebeten mitzukommen. Er nahm immer alles selbst auf sich. Aber Saljutow war trotzdem mit ihm gefahren. Denn dieses Märchen vom Legionär als dem Maulwurf, das er so liebend gern glauben wollte, diese fantastischen Anschuldigungen Kitajews waren ja ein Ausweg! Die Rettung. Sie bewahrten ihn vor dem schrecklichen Eingeständnis der eigentlichen Wahrheit, die er, Saljutow, von Anfang an geahnt – nein, was sollte er heucheln – gekannt hatte. Nur hatte er nie den Mut gehabt, sich diese Wahrheit einzugestehen.
    Auf der Fahrt nach Moskau hatte er von seinem Auto aus die Nummer seines Sohnes gewählt, die Nummer, die er selbst schon lange nicht mehr anrief, sondern Kitajew damit beauftragte. Und er hörte eine fremde Stimme – die Stimme des Mannes, an dem sie sich rächen wollten. Er sagte ihm, er habe schon längst einmal mit ihm über seinen Sohn sprechen wollen, weil dessen Benehmen und Lebensstil ihm große Sorgen machten. Er fragte den Legionär, ob sie sie sich jetzt gleich treffen und über Philipp sprechen könnten. Vielleicht würden sie einander ja verstehen. Der Reaktion nach zu urteilen, fühlte der Legionär sich geschmeichelt. Jedenfalls war er sofort mit einem Treffen einverstanden. Saljutow bat ihn zum Schluss noch, er möge Philipp vorläufig nichts davon sagen.
    Sie holten ihn direkt vom Haus in der Pjatnizkaja-Straße ab. Sobald er im Auto saß, versetzte Kitajew ihm einen Schlag auf den Kopf und fesselte dem Bewusstlosen die Arme mit einem Strick. Als sie ihn auf der Rubljowskoje-Chaussee nach draußen in den Schnee zerrten, kam er wieder zu sich. Er versuchte etwas zu sagen, mit blutigen Lippen etwas herauszuschreien. Wahrscheinlich irgendetwas zu seiner Rechtfertigung . . . Aber Saljutow gab ihm keine Gelegenheit mehr dazu – zweimal schoss er mit seiner Makarow. Er schoss, weil er Angst hatte, sonst Dinge zu hören, die er nicht hören wollte, die seine Illusionen zerstören könnten.
    Aber es hatte alles nichts genützt.
    »Waleri Wiktorowitsch, was haben Sie? Ist Ihnen nicht gut?«
    Saljutow hob den Kopf. Wovon redete er, dieser Major? Was wollte er denn noch?
    »Sie haben selbst gehört, was Ihr Sohn ausgesagt hat«, wiederholte Nikita. »Er hat Sie des Mordes beschuldigt. Ich gebe zu, das ist für uns eine völlig unerwartete Wendung. Aber außer Nikolaj Djakow hat es ja noch drei andere Tote gegeben. Und diese Morde sind nicht von Ihnen begangen worden, Waleri Wiktorowitsch . . .«
    Saljutow wartete, was er weiter sagen würde.
    »Wollen Sie nicht erst mit Ihrem Sohn unter vier Augen sprechen, bevor ich die Staatsanwaltschaft benachrichtige?«, fragte Kolossow.
    Es folgte eine lange Pause. Schließlich sagte Saljutow: »Ja.«
    »Ich muss Sie darüber informieren, dass wir das Gespräch mithören und aufzeichnen werden. Sie können auch darauf verzichten«, sagte Nikita.
    Saljutow gab keine Antwort.

35
    Nikita kehrte zu Katja zurück.
    »Gehen wir hinüber.«
    Sie gingen den Flur

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