Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
Vom Netzwerk:
nicht so wichtig.«
    Kolossow warf seinem Gesprächspartner einen Seitenblick zu. Ein Ausländer. Bürger eines anderen Staates. Jetzt gehören sie alle nicht mehr zu uns, dachte er verdrießlich. Und im Falle eines Falles kriegt man Ärger mit ihrem Konsulat.
    »Besuchen Sie das Kasino › Roter Mohn ‹ öfters?«, fragte er.
    »Nicht allzu oft.«
    »Was tun Sie überhaupt in Moskau?«
    »Ich studiere. Ich bin an der Fakultät für Management der Rundfunk – und Fernsehakademie eingeschrieben.«
    »Von einer solchen Akademie höre ich zum ersten Mal. Wahrscheinlich eine private Hochschule?«
    »Ganz recht. Außerdem arbeite ich. Ich habe eine Arbeitserlaubnis für Russland.«
    »Und wo arbeiten Sie?«
    »Bei einer privaten Werbefirma. Manchmal trete ich selber in Werbespots auf.«
    »Na, die scheinen ja gut zu bezahlen, wenn Sie solche Kasinos besuchen können. Spielen Sie Karten, Roulette?«
    »Jeder amüsiert sich auf seine Weise und nach seinem Geschmack«, sagte Vitas, »aber welche Beziehung hat mein Lebensstil zu . . .«
    »Tja, wer weiß, wer weiß.« Kolossow zuckte unbestimmt die Schultern. »Mord ist eine Sache, da ist manchmal nicht so klar, was dazu eine Beziehung hat und was nicht.«
    Er stellte die Heizung ab und schaltete das Autoradio ein. Das Gespräch mit dem »Ausländer« zog sich quälend in die Länge. Im Radio wurde gerade furchtbar laute, misstönende Orchestermusik übertragen. Er wollte schon die Lautstärke herunterdrehen.
    »Nein, bitte, lassen Sie. Das ist Wagner. Die symphonische Vision der Walhalla.« Vitas lehnte sich bequemer im Sitz zurück. »Eine sehr stimulierende Musik.«
    »Sie haben da einen Wagen, der ist wirklich Spitze. Haben Sie ihn hier gekauft?«
    »Nein, aus Deutschland mitgebracht.«
    »Im › Mohn ‹ haben Sie wohl den großen Reibach gemacht.«
    »Ein paar Mal hatte ich Glück, das stimmt.« Vitas lächelte.
    Kein süchtiger Spieler, dachte Nikita. Verliert kaum ein Wort über seine Gewinne, gibt überhaupt nicht an.
    »Um wie viel Uhr kamen Sie am Abend des fünften Januar ins Kasino?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht mehr genau, irgendwann nach sieben.«
    »Kamen Sie, um zu spielen?«
    »Ja, ich brauchte ein bisschen Ablenkung.«
    »Was haben Sie gespielt?«
    »Poker, glaube ich.«
    »Hatten Sie Glück?«
    »Ein bisschen.«
    »Und was ist weiter passiert?«
    »Nichts. Plötzlich, um Ihren unsterblichen Leo Tolstoi zu zitieren, ging alles drunter und drüber im Hause der Oblonskis. Irgendwelche uniformierten Männer in Masken stürzten herein und begannen, die Ausweise der Gäste zu kontrollieren.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie erst in diesem Augenblick von dem Mord erfahren haben?«
    »Ja, genau.«
    »Und vor der Ankunft von OMON und Miliz haben Sie nichts gehört, weder den Lärm im Spielsaal noch das Geschrei aus dem Vestibül? Hat der Sicherheitsdienst des Kasinos die Gäste nicht aufgefordert, an ihren Plätzen zu bleiben und nicht ins Vestibül hinauszugehen?«
    »Nein, es tut mir Leid, ich habe nichts dergleichen bemerkt. Ich war völlig ins Spiel vertieft.« Vitas lächelte. »Ich bin erst zur Besinnung gekommen, als man mir die Mündung einer Maschinenpistole unter die Nase gehalten und meine Papiere verlangt hat.«
    »Muss ja ein tolles Spiel sein, dieses Poker.« Kolossow schüttelte begeistert den Kopf. »Sind Sie vor der Ankunft der Miliz ins Vestibül gegangen?«
    »Nein.«
    »Wie, weder zur Geldwechselstelle noch zur Chipskasse? Auch nicht zur Toilette?«
    »Geld hab ich gleich nach meiner Ankunft gewechselt, und Chips habe ich mir auch sofort geholt. Deswegen brauche ich nicht dauernd mein Spiel zu unterbrechen.«
    »Sie haben den Spielsaal also auch nicht verlassen, um nach oben in den ersten Stock zu gehen?« Kolossow dachte an das Videoband. Darauf hatte man gesehen, wie Vitas die Treppe aus dem ersten Stock ins Vestibül herunterkam.
    »Nein.«
    »Aber Ihnen ist bekannt, was in der ersten Etage gelegen ist?«
    »Das Kaminzimmer, der Wintergarten, einige Gästezimmer, verschiedene Diensträume.«
    »Und Sie sind an jenem Abend nicht dorthin gegangen?«
    »Nein, das sagte ich doch. Ich war die ganze Zeit im Roulettesaal. Und der liegt im Erdgeschoss.«
    Das war eine offensichtliche Lüge. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, den Verdächtigen darauf festzunageln.
    »Sie kannten den ermordeten Teterin?«, fragte Kolossow.
    »Ich habe nur gehört, dass der Toilettenwärter erschossen worden ist«, antwortete Vitas. »Dass er Teterin hieß,

Weitere Kostenlose Bücher