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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pilipp Bobrowski
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die Reiter von allen Seiten in die offene Schlacht stürmten, gefolgt von den Söldnern und Kriegern zu Fuß. Von Süden und Norden kamen sie heran und auch links und rechts der Oststraße brachen sie aus dem Wald hervor.
    »Wie lange wird es dauern, bis auch für uns der Kampf beginnt?«, fragte sie Magor.
    Der Ritter zuckte die Schultern. »Das ist schwer einzuschätzen.«
    Lothiel griff nach den Köchern, die sie neben sich bereitgelegt hatte. Außer dem mit den Pfeilen Leithians lagen dort vier weitere.
    »Was hast du vor?«, fragte Magor.
    »Ich will nicht länger zusehen!«
    »Der Befehl lautet zu warten.«
    »Warum seid Ihr hier, Herr Magor? Keiner der Fürsten hier ist Euer Lehnsherr. Ihr habt mir gesagt, die Grafschaft Eures Herrn gehöre zum Fürstentum des Hochfürsten Dagnir. Sicher reitet Gwesthir mit ihm. Wollt Ihr nicht Euren Eid erfüllen?«
    »Ich leistete einen Eid gegenüber der Königin, dich zu begleiten.«
    »Ich bin keinem der Fürsten hier die Treue schuldig. Ich bin die Tochter eines Freien auf den Gütern des Grafen Glanost. Ich werde reiten und wenn es Euer Eid verlangt, begleitet mich!«
    Sie ging zu den Pferden. Magor folgte ihr. Als sie an der Barrikade vorbeiritten, gab es niemanden, der sie aufzuhalten suchte.
     
    Viele der Zelte im Lager brannten. Auch auf eines der Katapulte hatte das Feuer übergegriffen. Inzwischen hatten die ersten Reiter den Rand des Lagers erreicht und fuhren zwischen die Maskenkrieger, die versuchten, sich dem Angriff entgegenzustellen. Schon aus großem Abstand hörte Lothiel das metallische Klirren der Klingen, das Krachen der getroffenen Schilde, das Sirren der Pfeile. Dazu die heiseren Befehle, Kriegsrufe und Schmerzensschreie.
    Für einen Moment nahm ihr die unglaubliche Masse an Menschen, auf die sie zuritt, den Atem. Wie auf riesigen Ameisenstraßen strömten die Kämpfer der Königin heran und auf die Fremdländer zu, die sich einer mächtigen Masse gleich zwischen ihnen und dem Fluss drängten. Dann war sie nahe genug. Vor ihr hatten bereits Schützen Stellung bezogen und auch Magor zügelte sein Pferd.
    Lothiel blieb auf Carroch sitzen und spannte den Bogen. Leithians Pfeile hielt sie zurück. Einen Augenblick lang brauchte sie, um sich aus der feindlichen Masse ein Ziel zu suchen, denn sie wollte sicher gehen, dass jeder ihrer Pfeile traf. Der Pfeil schnellte von der Sehne und sie meinte den Schrei ihres Opfers unter allen anderen herauszuhören. Sie wählte sofort den Mann hinter dem, den sie zu Fall gebracht hatte.
    Sie zielte schnell, achtete kaum darauf, dass vor ihr die ersten Schützen den Pfeilen der Gegner erlagen. Bald hatte sie den ersten Köcher leergeschossen. Sie schätzte, er habe etwa dreißig Pfeile enthalten, und sie wusste, dass keiner davon sein Ziel verfehlt hatte. Sie blickte zu Magor, der neben ihr auf seinem Rappen saß. Auch er schaute zu ihr.
    »Noch hält er seine Krieger zurück«, rief er. »Doch er wird bald einsehen, dass es ein Fehler wäre, nicht zum Gegenangriff überzugehen. Dann wird es hier nicht mehr so ruhig zugehen.«
    Kaum hatte er ausgesprochen, ertönte ein Signal vom Lager her und die vordersten Reihen der Maskenmänner, die noch nicht in die Kämpfe verwickelt waren, stürmten los, die Reihen dahinter drängten nach. Aus ihrer Mitte lösten sich Reiter, die auf die Schützenstellung zujagten.
    »Nicht weichen!«, hörte Lothiel einen Befehl. Sie sah, wie die Schützen weiter zielten. Sie riss einen Pfeil aus dem zweiten Köcher und nahm sich die Reiter vor.
    Sie kamen schnell näher. In vollem Galopp boten sie einen furchterregenden Eindruck, der durch die Maskenhelme und die schwere Bewaffnung noch verstärkt wurde. Auf Befehl rissen die fünf vor Lothiel postierten Schützenreihen lange speerartige Spieße hervor, die sie vor sich in den Boden rammten, und stellten sich hinter ihnen auf. Die ersten zwei Reihen waren mit weiteren Speeren bewaffnet, die anderen nahmen wieder die Bogen zur Hand. Die vor dersten der heranstürmenden Reiter erkannten die Situati on, versuchten ihre Rösser zum Stehen zu bringen. Die Tiere bäumten sich auf, doch die nachdrängenden schoben sie erbarmungslos vorwärts.
    Lothiel trauerte um die Pferde. Sie jagte einem Reiter nach dem anderen einen Pfeil in den Leib, bis Magor Carroch in die Zügel griff.
    »Zurück!«, schrie er.
    Während die Masse der Reiter sich vorwärts schob und mit dem Gewicht der Pferde die Wand aus Spießen niederdrückte, hatten die hinteren ihre

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