Das Lächeln der toten Augen
mitbekommen.
»Das ist mein Büro und kein Bahnhof«, maulte Beck.
»Sie sind nicht in Hjørring«, sagte Dietmar gelassen.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Trevisan entgeistert.
»Tina hat angerufen«, erklärte Dietmar. »Die Karte Nummer 143 wurde auf Mandø aufgenommen. Sie haben die ganze Umgebung überprüft. Es gibt dort ein Gehöft abseits der belebten Wege am Strand, es wurde von einer Firma als Schulungszentrum angemietet. Die Firma nennt sich Nordic Art und Culture. Sie stellen Dekorationsmaterial her. Du weißt schon, Schwerter, Trinkhörner, Schmuckstücke. Vorwiegend Nachbildungen keltischer Kultgegenstände. Offenbar läuft das Geschäft ganz gut. Sie haben sogar eine eigene Ladenkette in Skandinavien. Sie heißt Artwork.«
»Der Mercedes mit der dänischen Zulassung«, grübelte Beck.
Trevisan war der Erste, der sich fasste. »Es wird kein Nachtflugverbot geben, fahr mich raus nach Mariensiel und besorg mir den Piloten.«
Noch bevor Beck reagieren konnte, waren die drei Kriminalbeamten des Wilhelmshavener K l durch die Tür gestürmt.
Beck ließ sich in seinen Bürostuhl fallen. »Aber wir müssten doch zumindest das BKA …«, murmelte er fassungslos.
»Da ist noch etwas«, keuchte Dietmar, nachdem er, Alex und Trevisan das Treppenhaus hinter sich gelassen hatten.
»Was?«, antwortete Trevisan im Laufschritt.
Dietmar blieb stehen. »Der Komet wird das Sternbild des Drachen in drei Tagen durchquert haben.«
Trevisan verharrte und wandte sich um. »Noch was?«
»Maria Souza da Marques war schwanger. Im dritten Monat.«
Trevisan sah Dietmar an, dass er weitere beängstigende Neuigkeiten für ihn hatte. Er schaute ihn mit großen Augen an. »Was heißt das?«
»Die dritte Gefahr. Rein und jungfräulich muss das Opfer sein. Maria war befleckt, sie war unrein, verstehst du?«
»Die dritte Gefahr?«, murmelte Trevisan. »Das erste Opfer wurde nicht angenommen. Sie war befleckt, aber sie brauchen reines Blut.«
Dietmar sah zu Boden. »Tina hat mir das erzählt und sie hat gesagt, ich soll es dir genau so weitergeben. »Du wüsstest Bescheid, was das bedeutet.«
Trevisan schlug die Hände vor das Gesicht. »Mein Gott!«
40
Alex hatte einen Piloten gefunden, der die nächtliche Tour gegen ein entsprechendes Salär übernehmen würde. Trevisan hatte Jan Simac angerufen und ihn kurz über die Entwicklung in Wilhelmshaven informiert. Seine Abholung am Flugfeld in Esbjerg unweit von Mandø war organisiert. Trevisan atmete erleichtert auf.
Eine Stunde später saßen Alex und Trevisan an Bord einer modernen Beech und flogen mit ihrem Piloten in Richtung Norden. Alex hatte sich nicht abhalten lassen, ihn nach Dänemark zu begleiten. Mittlerweile war es fünf Uhr geworden. Trevisan war trotz der ständigen Sorge um Paula eingeschlafen. Die Müdigkeit hatte ihn einfach übermannt. Erst als das Flugzeug auf dem kleinen Rollfeld nahe Esbjerg aufsetzte, wurde er wach.
Jan Simac stand wie versprochen vor dem weiß getünchten Flughafengebäude und rauchte eine Zigarette. Er lehnte an seinem Volvo. Sein Gesicht wirkte finster.
»Ich sagte Ihnen doch, sie sind hinter Ihnen her«, begrüßte er Trevisan. »Im Altertum brachte es großen Ruhm, die Angehörigen der Widersacher den Göttern zu opfern, wenn der eigentliche Feind unerreichbar blieb. Es war eine grausame Welt, die Welt von damals. Unerbittlich und gottlos.«
»Die heutige Welt ist nicht weniger grausam, glauben Sie mir«, erwiderte Trevisan grimmig. »Aber ich werde mir meine Tochter zurückholen.«
»Ich weiß, dass Sie das tun werden«, sagte Simac und öffnete für Alex die Fondtür.
Sie nahmen im Wagen Platz und fuhren in Richtung Esbjerg. Ihr Weg führte sie an kleinen, verträumten Häuschen vorbei. Schließlich bogen sie in die Nyhavnsgade ein, wo die großen und eleganten Herrenhäuser aus dem frühen 18. Jahrhundert standen, passierten eine Ladenstraße mit hübschen kleinen Geschäften und bogen anschließend in die Frodesgade ab. Trevisan hatte für die schönen Fassaden und den malerischen Charakter der Stadt im Westen Jütlands keinen Blick. Ihn interessierte nicht, wie die Morgensonne mit den Wolken spielte, um ihre Schatten-Licht-Kaskaden über das Viertel zu streuen. Er dachte nur an Paula.
»Wohin fahren wir?«, fragte er in die Stille.
»Zur Polizei«, antwortete Simac. »Ihre Kollegin wartet schon sehnsüchtig auf Sie, und bei den hiesigen Kollegen haben Sie offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Seit
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