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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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verschwanden spurlos und tauchten nie wieder auf. Auch die Einbrüche in Museen und Privathäusern mit der Zielrichtung auf Kunstdiebstähle dürften auf das Konto dieser Gruppierung gehen. Dank Ihrer Ermittlungen ist es uns gelungen, die Gruppe ausfindig zu machen und ihr ein Gesicht zu geben. Vor allem der nicht leicht zu findende Hinweis auf der Ansichtskarte und der Name dieser Eskimofrau haben uns auf die Spur der Drahtzieher gebracht. Sie sitzen wohl schon einige Jahre direkt vor unserer Nase. Mittlerweile haben wir eine Überwachungsaktion laufen.«
    Der Commissioner erhob sich und faltete eine Landkarte auseinander. Er bat Trevisan zu sich. Auf der Karte waren vier Punkte rot markiert. Lund zeigte auf den ersten Punkt, unweit von Thule in Grönland.
    »Das ist wohl ihr Hauptlager«, erklärte er. »Eine Ausbildungsstätte für neue Rekruten. Ein ehemaliger Gutshof, der von Frau Namo Silivlis angemietet wurde. Wir vermuten, dass dort die größte Zahl ihrer Anhänger untergebracht ist. Wir schätzen mindestens einhundert.«
    Der Finger des Polizisten wanderte über die Karte zum zweiten Punkt nahe Arhus. »Dort befindet sich eine kleine Fabrik, in der so etwas wie der wirtschaftliche Zweig der Gruppierung arbeitet. Dort stellen sie Werkzeuge und Dekorationsobjekte her. Die Firma heißt Nordic Art and Culture, eine Vertriebsfirma mit dem Namen Artwork arbeitet von dort aus ebenfalls für die Organisation. Sonderbar ist, dass auf dem Betriebsgelände Wohnheime errichtet wurden, in denen die Belegschaft von vierzig Mitarbeitern sogar übernachtet. Es handelt sich vorwiegend um junge Leute.«
    Trevisan nickte. Pfarrer Lesch hatte ihm erzählt, dass all diese Gruppierungen und Sekten einen wirtschaftlichen Zweig unterhielten. Schließlich konnte jeder Glaube nur existieren, wenn auch ordentlich Geld dahintersteckte.
    »Der dritte Punkt markiert eine kleine Forschungsstation in den Sümpfen nahe Hillerup«, fuhr der Commissioner fort. »Ein altes, stillgelegtes Observatorium. Offiziell kümmern sich die Forscher dort um das Wattenmeer. Aus diesem Grund erhielten sie von der Bezirksregierung auch die Erlaubnis, einen Kleinflugplatz einzurichten, da sie immer wieder Kontrollflüge über das Watt unternehmen. Ich nehme an, nachdem wir Bilder von der riesigen Flugzeughalle gemacht haben, dass ihre deutschen Vertreter dorthin geflogen sind. In die Halle passen bequem zehn Flugzeuge, obwohl doch nur zwei auf die Forschungsstation registriert sind.«
    »Übrigens haben unsere Leute heute Nacht beobachtet, wie dort eine Maschine landete«, meldete sich Kommissarin Holt zu Wort. »Wenn wir gewusst hätten, dass Ihre Tochter an Bord sein könnte …« Sie blickte Trevisan mitleidig an und verschluckte den Rest des Satzes.
    »Punkt vier befindet sich auf der Insel Mandø«, berichtete Lund weiter. »Ein kleines Gehöft, das als Schulungszentrum für die Firma Artwork dient. Aber wir glauben, dass es sich dabei um die Geschäftszentrale dieser Organisation handelt. Übrigens dürfte der Pilot des Flugzeugs, das heute Nacht bei Hillerup landete, mittlerweile auch dort angekommen sein. Meine Leute meldeten, dass ein Geländewagen heute früh gegen vier Uhr auf Mandø eintraf. Leider fuhr der Wagen sofort in eine Halle, deswegen konnten sie nicht erkennen, wer aus dem Fahrzeug stieg.«
    Trevisan atmete tief ein. »So weit sind Sie schon?«
    »Wir sind sogar schon weiter«, erwiderte Lund. »Sonderpolizei und Spezialeinheiten haben die vier Orte umstellt. Wir registrieren genau, was dort vorgeht. Aber es hat nur Sinn, wenn wir gleichzeitig zuschlagen. Der Umstand, dass die Kerle Ihre Tochter als Geisel festhalten, verkompliziert die Lage. Wir wissen, dass die Burschen gefährlich sind. Wir vermuten sogar, dass sie schwere Waffen haben.«
    »Wie viele Männer gibt es auf Mandø?«, fragte Trevisan.
    Lund schaute seinen Kollegen Wiborg fragend an.
    Wiborg kniff die Augen zusammen. »Zehn bis zwölf.«
    »Wissen Sie, wer Ihre Tochter entführt hat?«, fragte Kommissarin Holt.
    Trevisan schlug die Augen nieder. »Sie wurde von einem Toten entführt«, antwortete er. »Der Mann hat nichts mehr zu verlieren.«
    Ungläubige Blicke hafteten auf Trevisan.
    »Sein Name ist Simon Halbermann«, erklärte er schnell. »Er hat vor ein paar Tagen seinen eigenen Tod vorgetäuscht. Außerdem gehe ich mittlerweile davon aus, dass er seine eigene Frau und einen Landtagsabgeordneten, der ebenfalls zu dieser Sekte gehörte, ermordet hat. Und das ist

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