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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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noch lange nicht alles.«
    Lund schaute nachdenklich auf die Landkarte. »Dann haben Verhandlungen wohl nur wenig Sinn«, murmelte er.
    »Da können Sie sicher sein«, antwortete Trevisan.
    *
    »Es ist Verrat«, sagte der Grauhaarige ärgerlich. »Du hast um deiner selbst willen gehandelt und uns alle in Gefahr gebracht. Es ist nicht der Schutz des Clans, es ist alleine deine Machtgier, die dich vorantreibt.«
    Simon Halbermann lächelte. »Sie wird uns von der dritten Gefahr befreien. Er ist der Bote des Kummersteins und ich weiß, dass er rechtzeitig hier sein wird.«
    »Du willst ihn töten?«
    »Er ist schon tot«, erwiderte Halbermann. »Seine Kraft ist erschüttert. Er ist nur noch ein Schatten. Und er wird kommen. Der Stein wird ihn zu uns führen.«
    Der Grauhaarige blickte auf den Boden. »Aber er wird nicht alleine sein. Ich darf das nicht zulassen. Ich werde es verhindern. Geh! Verlasse diesen Ort, du bist unserer Sache längst schon fremd geworden. Geh, geh fort, sonst ist der Untergang besiegelt. Du gehörst nicht länger zu uns, ich werde dich …«
    »Deine Macht reicht nicht mehr so weit, wie du glaubst, alter Mann«, fiel Halbermann dem Grauhaarigen ins Wort. »Deine Tage sind gezählt. Ich werde an deine Stelle treten. Ich werde der neue Ehrwürdige sein.«
    Der alte Mann erhob sich und trat an das Fenster. Er blickte hinaus auf das Meer. Das Wasser kehrte nur langsam zurück, aber der Wind hatte zugenommen.
    »Es steht geschrieben, dass alle es wissen sollen«, rezitierte er aus dem Buch des Garth. »Der Drache ist das Zeichen, der Ritter hält die Macht, doch die Götter zürnen. Der Stein wird euch entzweien. Er ist voller Kraft und Stärke. Er hat längst schon Besitz von euch ergriffen. Steht zusammen, wehret euch, die Boten des Steines reiten auf unsichtbaren Schwingen. Sie kämpfen weder mit Speer noch mit Schwert, sie werden in euch dringen. Sie kämpfen alleine mit des Geistes Kraft. Und einer wird kommen, der erfüllt ist von der Macht des schwarzen Steines. Hütet euch, sonst wird er euch zertreten wie das Gewürm im Grase. Er wird euch zermalmen und auf eure Gräber spucken, wenn ihr nicht zusammensteht. Kämpft, Brüder, kämpft! Aber bedenkt, euer Geist und euer Glauben ist es, der die Schlacht entscheidet, nicht das Schwert.«
    Mit müden Augen wandte sich der Alte seinem Widersacher zu. »Dein Glaube ist schwach geworden, dein Geist ist erfüllt von Hass und dein Schwert richtet sich gegen deine Brüder. Geh den Weg durch den Kreis, folge den Pfaden des roten Martyriums. Nur noch der Tod kann deine Seele befreien.«
    Halbermann erhob sich und ging auf den Alten zu. Unmittelbar vor ihm blieb er stehen und schaute ihm durchdringend in die Augen. »Das könnte dir so passen«, sagte er hasserfüllt. »Du willst, dass ich in den Kreis zurückkehre. Aber nicht ich bin gemeint, du bist es. Du bist schwach geworden, deine Kräfte sind erlahmt. Ich halte den Trumpf in meinen Händen, nicht du. Meine Zeit ist angebrochen.«
    »Willst du mich töten?«, fragte der Grauhaarige. »Willst du mir den Kopf abschlagen, so wie du es mit deinen Brüdern getan hast?«
    »Du bist alt und du bist feige«, spie ihm Halbermann seine Antwort ins Gesicht, wandte sich um und ging zur Tür.
    »Bring das Mädchen weg!«, rief ihm der Alte eindringlich nach. »Sie bringt uns alle in Gefahr.«
    »Das Mädchen wird bleiben, aber du wirst verschwinden, alter Mann!« Simon Halbermann und riss die Tür auf. Draußen standen zwei Männer. Halbermann ging an ihnen vorbei und nickte ihnen zu. Sie betraten den Raum und stellten sich neben den Grauhaarigen. An ihren Gürteln hingen Holster, in denen schwere Pistolen steckten.
    »So weit ist es gekommen«, sagte der Alte. »Der Stein hat über uns gesiegt. Er wird in zwei Tagen das Haus Draco verlassen und hinter Etabin verblassen und doch hat er bereits all sein Gift und seinen Geifer in euren Köpfen zurückgelassen. So ist es nun an der Zeit, dass ich endlich die Heiligen Stätten sehe.«
    *
    Paula kam mit einem leisen Stöhnen auf den Lippen zu sich. Ihr Kopf schmerzte und sie hatte entsetzlichen Durst. Sie wusste nur noch vage, was passiert war. So sehr sie auch versuchte, sich an ihre letzten wachen Momente zu erinnern, das Einzige, was sie noch wusste war, dass sie zusammen mit Nikolas Musik gehört hatte.
    Der Geruch von Heu drang ihr in die Nase. Um sie herum war es düster. Nur durch ein paar Ritzen in der Holzwand schien etwas Licht. Forschend schaute sie sich

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