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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gestern versammeln sich hier alle Abteilungen der dänischen Spezialeinheiten. Das ist mir in den ganzen Jahren nicht gelungen. Ihr Material muss sehr überzeugend gewesen sein.«
    »Was soll das heißen?«
    »Fragen Sie nicht mich, ich bin hier nur ein kleines Licht und muss draußen bleiben. Nur ab und zu holen sie mich dazu, damit ich ihnen das eine oder andere erkläre.«
    »Glauben Sie, er wird Paula umbringen?«
    »Lug?«
    »Es ist nicht Lug«, erwiderte Trevisan. »Lug ist ein alter Mann. Schon Mitte siebzig. Ich glaube, dass einer seiner Vertrauten längst an seine Stelle getreten ist.«
    Jan Simac hielt vor einem großen Gebäude. Es erinnerte Trevisan an eine Kirche. Ein großer Turm mit einer riesigen Uhr stand inmitten der Frontseite. An jedem Seitenflügel ragten kleinere Türmchen in den blau-weißen Himmel.
    »Es ist bald so weit.« Jan Simac stellte den Motor ab. »Der Komet verlässt das Haus des Drachen und das Kornfest steht bevor. Die vorchristlichen Kelten ließen sich schon ab und zu hinreißen, aus Dank für eine gute Ernte oder auch zur Besänftigung der Götter nach einem schlechten Ertrag einige ihrer Feinde auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen. Und die Söhne Uthers müssen noch eine Schuld abtragen. Unreines Blut muss rein gewaschen werden. Sie müssen die Götter besänftigen und das Unheil vom Clan abwehren. Die dritte Gefahr – der Teil des Fluches ist noch längst nicht überstanden. Die Reinheit des Blutes ist die Bedingung.«
    »Aber wurde nicht gefordert, die eigenen Nachkommen …«
    »Sie sind der Bote des Kummersteins«, fiel ihm Jan Simac ins Wort. »Ein mächtiger Mann. Ihr Blut fließt nicht nur in Ihren Adern und ein solch wertvolles Opfer wird den Göttern wohl gefallen.«
    Trevisan fuhr sich mit den Händen über seine feuchten Wangen.
    »Andererseits, wenn ein neuer Führer zu Lebzeiten des Ehrwürdigen an dessen Stelle treten will«, fuhr Simac fort, »so tut er sich leichter, wenn er mit einer großen Ruhmestat vor seinen Clan tritt. Zum Beispiel, wenn er den Boten des Kummersteins tötet. Helden haben es nun mal einfacher im Leben, ihr Ziel zu erreichen. In jeder Mythologie. Und Ihre Tochter ist ein idealer Köder, um Sie zu kriegen.«
     
    Die Schritte hallten durch den Flur. Schwarz-weiße Kacheln bedeckten den Boden und bildeten wundersame Muster. Trevisans Gefühl, sich in einer Kirche zu befinden, verstärkte sich. Der dänische Polizist in der dunklen Uniform führte sie in einen großen Saal. Bunte Fahnen hingen an den Wänden. Bilder großer, wahrscheinlich längst verstorbener Maler zierten die Holzvertäfelungen und zeigte allerlei Gestalten, die wohl zu Lebzeiten Macht und Einfluss in der Stadt und dem Land besessen hatten. Die Stuckdecke war mindestens acht Meter hoch. Der Raum wirkte wie ein Ballsaal in einem fürstlichen Schloss und wären nicht die schweren Mahagonitische gewesen, angeordnet in einem großen Karree inmitten des Saales, dann hätte Trevisan vermutet, dass hier so manches rauschende Fest veranstaltet worden war.
    »Nehmen Sie Platz!«, sagte der Polizist in akzentfreiem Deutsch.
    Trevisan hatte oft schon die Erfahrung gemacht, dass die Menschen der Nachbarländer Deutschlands sehr gut Deutsch sprachen. Und manchmal schämte er sich ein wenig, weil er außer dem üblichen Schulenglisch und dem längst vergessenen Latein keine weitere Sprache gelernt hatte. Nicht einmal Plattdeutsch verstand er.
    Es dauerte nicht lange, bis die große Tür an der Seite des Saales geöffnet wurde und eine kleine Gruppe hereinkam, darunter Tina und Loyen. Ein uniformierter Polizist mit goldbestickten Rangabzeichen schüttelte Trevisan die Hand. »Ich bin Commissioner Lund von der Staatspolizei. Loyen kennen Sie bereits. Das ist Kommissarin Holt aus Arhus und mein Kollege Ole Wiborg vom Reichskriminalamt Kopenhagen. Wir vermuten, dass Ihre Tochter auf Mandø gefangen gehalten wird. Sie können versichert sein, dass wir alles tun, um sie aus den Händen ihrer Entführer zu befreien.«
    Trevisan nahm Platz. Tina strich Trevisan mitfühlend über die Schulter und setzte sich an seine Seite.
    Commissioner Lund räusperte sich. »Nun, da wir Ihr Material ausgiebig geprüft haben, möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Wiborg leitet eine Sonderkommission, die sich schon lange um das merkwürdige Gebaren dieser Gruppe kümmert. Immer wieder fanden wir die Leichen von Menschen, die offenbar mit einem Schwert hingerichtet wurden. Vor allem junge Männer und Frauen

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