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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Freundeskreis, der bereits einen Führerschein hat. Mit wem bist du gestern weggefahren?«
    »Ich sagte doch schon, Anjas Mutter …«
    »Anjas Mutter fährt einen weißen Ford. Erzähl mir nichts!«
    »Ja, stimmt. Sie war es auch nicht. Sie konnte uns nicht abholen. Sie hat jemanden geschickt.«
    Trevisans forschender Blick lastete auf ihr wie ein zentnerschwerer Stein. Sie senkte den Kopf.
    »Vergiss nicht, dass es Teil meiner Arbeit ist, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden«, sagte er. »Ich möchte von meiner Tochter nicht belogen werden. Also, wer war der junge Mann am Steuer?«
    Wie vom Donner gerührt schaute sie auf. »Du hast mir nachgeschnüffelt!«
    »Nachgeschnüffelt? Was soll das heißen. Ich bin dein Vater, vergiss das nicht!«
    »Du bist mir nachgegangen. Du hast mich verfolgt, wie du einen deiner Verbrecher verfolgst. Du bist … du bist …« Sie erhob sich und stürmte zur Tür hinaus.
    »Bleib hier, verdammt!«, rief er, doch seine Worte verhallten unbeachtet. Paula war nach oben in ihr Zimmer gerannt und hatte die Tür hinter sich zugeschlossen.
    Er ärgerte sich über Paula, aber am meisten ärgerte er sich über den Verlauf des Gespräches. Sie hatte ihn durchschaut, dabei hatte er seine Beobachtungen wie einen Zufall in das Gespräch einfließen lassen wollen. Paula hatte wohl auch einiges von ihm geerbt. Sie durchschaute ihn. Er hätte es wissen müssen. Aber er konnte doch nicht zulassen, dass sie sich mit einem achtzehnjährigen Jungen traf, der bereits bestens im Kollegenkreis bekannt war. Wohin sollte das führen?
    Paula war aufgeklärt. Zwölf war sie damals gewesen und es war ihm nicht leichtgefallen. Aber es war doch noch viel zu früh. Er malte sich aus, was ein Achtzehnjähriger, noch dazu einer mit einem miesen Charakter, seiner Tochter alles antun konnte. Paula und ein straffällig gewordener … Schon allein der Gedanke war ihm zuwider. Er würde Paula den weiteren Umgang mit ihm verbieten. Wenn doch jetzt nur Angela hier wäre. Ihm wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, was es bedeutete, alleine eine Tochter erziehen zu müssen. Noch dazu als Vater. Er würde nicht zulassen, dass der Kerl ihr etwas antat.
    Er erhob sich und ging hinaus in den Flur. Er lauschte, doch kein Laut drang über die Treppe zu ihm herunter. Er blickte auf die Uhr. Es war Dienstag, Paula musste heute erst ab der zweiten Stunde in die Schule. Zwanzig Minuten bis acht. Zeit für ihn, zur Arbeit zu fahren. Trevisan war hin und her gerissen. Sollte er einfach gehen? Er dachte an den jungen Halbermann. Das Bild ging ihm seit Tagen nicht mehr aus dem Sinn. Langsam ging er die Treppe hinauf. Paulas Zimmertür war geschlossen. Er klopfte, doch nichts rührte sich.
    »Paula!«, rief Trevisan leise.
    »Was ist noch?«, trafen ihn Paulas schneidende Worte. Er drehte sich um. Sie stand in der offenen Badezimmertür und trocknete ihre Haare.
    »Paula, ich will doch nur dein Bestes. Ich will dir doch nur helfen.«
    »Und dazu schnüffelst du mir nach?«
    »Ich habe dir nicht … ich habe dich am Samstag in Wilhelmshaven am Bahnhof gesehen. Ich war mir nur nicht ganz sicher. Aber am Sonntag bist du in den gleichen Wagen eingestiegen. Ich möchte doch nur wissen, was da läuft«, sagte Trevisan mit weicher Stimme.
    »Du hast mir nachgeschnüffelt. Das ist gemein und niederträchtig«, erklärte Paula resolut, dann warf sie die Tür zum Badezimmer zu.
    Trevisan schüttelte den Kopf. Paula war zutiefst gekränkt. Er kannte ihre Art. Weitere Versuche hatten keinen Zweck, wenn sie nicht mit sich reden lassen wollte.
    *
    Simon Halbermann traute seinen Augen nicht. Er legte den blauen Umschlag zur Seite und schlug die Hände vor das Gesicht. Wie nur konnte jemand davon erfahren haben? Was hatte Sven ihm angetan? Nicht nur, dass der Junge sein Leben weggeworfen und dabei den Kreis unterbrochen hatte, er hatte auch noch die Frechheit besessen und seine eigene Familie beschmutzt.
    Die letzten Monate waren nicht leicht gewesen. Dieser ständige Ärger, dieser andauernde Streit. Sie war nun einmal nicht mehr hier. Sie hatte ihre Aufgabe zu erfüllen. Es stand mehr auf dem Spiel als das Schicksal eines Einzelnen. Die Sache war in Gefahr geraten. Sein Sohn war nicht dazu auserkoren, sich mit einer Fremden einzulassen und schon gar nicht, sich aus dem Leben zu stehlen. Aus der Wut, die Simon Halbermann anfangs auf seinen Sohn empfunden hatte, war mittlerweile Hass geworden.
    Ja, er musste zugeben, er hasste ihn. Er hatte

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