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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ist mit Svens Brief und dem Foto?«, fragte Jochen.
    »Das Foto«, zischte Tommy. »Was beweist das schon? Ein Mädchen, das mit verklärten Augen in die Kamera starrt.«
    Tommy verstummte, als die Türe aufgerissen wurde und Mike Landers den Raum betrat. Wortlos ging zur Couch in der Ecke und ließ sich darauf niedersinken. Drei überraschte Augenpaare folgten ihm.
    »Was ist los? Warum glotzt ihr so?«, sagte er mürrisch.
    Tommy war der Erste, der die Sprache wieder fand. »Hey, wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    »Ich war zu Hause. Mir ging es nicht gut«, antwortete Mike.
    »Hast du schon gehört? Sven wird in Dänemark beerdigt«, sagte Jochen.
    Mike nickte. »Ist jetzt auch egal.« Seine Stimme klang bedrückt.
    »Du hast es getan?«, fragte Tommy.
    Gespannte Blicke lagen auf Mike Landers. Er sah zu Boden.
    »Du hast den Brief abgeschickt?« Tommys Frage klang wie eine ultimative Feststellung.
    »Ja, zum Teufel!«, schrie Mike Landers laut und schlug die Hände vor das Gesicht.
    Luisa und Jochen Eickelmann waren sichtlich erschüttert.
    »Seht ihr, ich wusste es, er spinnt vollkommen«, polterte Tommy. »Jetzt haben wir den Salat.«
    »Wieso?«, fragte Jochen. »Was meinst du damit, jetzt haben wir den Salat?«
    Tommy wandte sich den beiden Freunden zu und stützte die geballten Fäuste auf die Hüften. »Jetzt sitzen wir alle im gleichen Boot. Der alte Halbermann ist nicht blöde. Der weiß doch, woher der Brief stammt.«
    »Wir können doch nichts dafür«, schluchzte Luisa.
    »Halbermann weiß doch, dass wir Svens beste Freunde waren. Wem außer uns hätte er ein solches Geheimnis anvertraut? Bestimmt denkt er gerade darüber nach, ob er zur Polizei gehen soll.«
    Mike Landers erhob sich und warf Tommy einen geringschätzigen Blick zu. »Ich habe es alleine getan«, sagte er. »Ihr braucht keine Angst zu haben.« Dann verließ er den Raum.
    *
    Paula lag auf ihrem Bett und trug ihren Kopfhörer. Sie bemerkte Trevisan nicht, als er ihr Zimmer betrat. Seit gestern hatten sie kein Wort mehr miteinander gesprochen. Er war nach seinem Dienst nach Hause gekommen und hatte sich vorgenommen, mit ihr zu sprechen, doch sie hatte sich nicht darauf eingelassen. Ihr Zimmer war verschlossen und blieb es auch. Schließlich hatte Trevisan resigniert. Doch heute würde er nicht nachgeben.
    Er hatte angeklopft. Einmal, zweimal, dreimal. Im Zimmer war es ruhig geblieben. Dann hatte er die Klinke heruntergedrückt. Wider Erwarten hatte Paula heute nicht abgeschlossen.
    »Paula!«, rief Trevisan, doch sie zeigte keine Reaktion. Noch immer lag sie lang ausgestreckt auf ihrem Bett und blätterte in ihrem Magazin.
    Trevisan kam näher. »Paula, so hör doch. Ich muss mit dir sprechen«, sagte er laut, doch seine Worte verhallten ungehört. Schließlich setzte er sich auf ihr Bett. Paula fuhr herum und blickte ihn mit großen Augen an.
    »Was willst du?«, zischte sie und riss ihren Kopfhörer herunter.
    »Ich will mit dir reden.«
    »Warum?«
    Trevisan zog die Stirn kraus. Jetzt sah sie ihn wieder an wie Grit, wenn sie ärgerlich war. Sie hatte wirklich viel von ihrer Mutter. Trevisan atmete tief ein. »Wir müssen über die Sache mit dem Jungen reden«, sagte er ernst.
    »Darüber gibt es nichts zu sagen.« Sie drehte sich wieder um und streifte ihren Kopfhörer über.
    Trevisan wurde es zu bunt. Ärgerlich griff er nach dem Kabel und zog daran. Der Kopfhörer fiel zu Boden. »Du hörst mir jetzt gut zu«, sagte er. »Es reicht mir jetzt mit deinen Spielchen. Ich bin dein Vater und du bist meine minderjährige Tochter. Ich will nicht, dass du dich schon mit Kerlen einlässt. Du bist fünfzehn.«
    Trevisan erhob sich und wartete auf eine Reaktion, doch sie blieb unbewegt auf ihrem Bett liegen.
    »Ich will, dass du dich mit dem Kerl nicht mehr triffst. Ich kenne diese Typen. Die haben doch nur eines im Kopf und wenn er kriegt, was er will, dann lässt er dich einfach fallen.«
    Zornig drehte sich Paula herum. »Nikolas ist nicht so …«
    »Was weißt du schon von ihm? Was hat er dir alles erzählt? Hat er dir auch gesagt, dass er ein Knacki ist, dass er ein Vorstrafenregister hat?«
    Trevisan war schon wütend, doch in Paula brodelte es geradezu. Ihr Gesicht wurde rot vor Zorn. »Du hast ihn überprüfen lassen. Du hast mir nicht nur nachgeschnüffelt, du hast auch noch in euren Polizeiakten geblättert. Du bist … du bist echt das Letzte.«
    »Hör auf, komm mir bloß nicht auf die Art. Ich bin dein Vater und ich habe ein

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