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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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nassen Gummianzug. Nur wenig später tauchte auch der zweite Taucher aus den dunklen Fluten auf und schwamm auf den Kreuzer zu. Dann erstarb der gleichmäßige Ton der Seilwinde und es kehrte wieder Ruhe am Süderhever ein.
    »Was liegt denn nun dort unten?«, rief der Steuermann des Trawlers einem der Männer auf dem Kreuzer über das Wasser zu.
    Einer der Beamten wandte sich ihm zu. »Dort unten liegt eine große Yacht. Ihr müsst eure Leinen kappen. Die Flügel haben sich bis zum Stert um den Rumpf gewickelt. Es ist unmöglich, das Netz freizubekommen.«
    Ratlos blickten sich die Fischer an. »Was für eine Yacht?«, rief der Steuermann zurück.
    »Ein Däne. Linda ist der Name. Sie liegt noch nicht lange dort. Ist möglicherweise in schwere See geraten.«

12
    Der stahlgraue Morgen schlich auf leisen Sohlen über das Wasser auf das Festland zu. Der aufkommende Wind blies die Wolken weiter nach Süden und führte kühle Luft heran. Es war kurz nach fünf Uhr. Trevisan hatte sich mit seinen Mitarbeitern am Tatort versammelt. Till und Tina hatten die Umgebung abgesucht, doch sie hatten nichts Ungewöhnliches festgestellt. Keine zerborstenen Flaschen, keine weggeworfenen Bierdosen, keinerlei Hinweise auf eine ausschweifende Feier unter Jugendlichen. Weder am Südstrand noch am Fliegerdeich noch bis hinüber nach Klein Wangerooge.
    Mittlerweile war Monika Sander wieder in den Hafen zurückgekehrt. Über das Melderegister hatte sie in Erfahrung gebracht, dass Mike Landers zusammen mit seiner Mutter in einem Mehrfamilienhaus in der Edenburgstraße wohnte. Trevisan stand ein schwerer Gang bevor. Dennoch war es ungewöhnlich, dass sich die Mutter bislang noch nicht bei der Polizei gemeldet hatte. Schließlich war der Junge erst sechzehn und bis zu den Ferien waren es noch ein paar Tage. Ginge es um Paula, so hätte Trevisan längst Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um nach ihr zu suchen. Aus welchem Milieu stammte der Junge?
    Trevisan amtete tief ein und wühlte mit seiner Schuhspitze im feuchten Sand. »Nach allem, was wir jetzt wissen, können wir nicht ausschließen, dass der Junge unfreiwillig auf den Mast des Schiffes gestiegen ist. Es könnte immerhin sein, dass er verfolgt wurde. Durch die gemeldeten Schüsse und den Brief an Halbermann ist zumindest wahrscheinlich, dass ein Tötungsdelikt dahintersteckt.«
    »Womit könnte der Junge Simon Halbermann erpresst haben?«, fragte Monika Sander.
    Trevisan zuckte mit den Schultern. »Das werden wir Halbermann fragen. Zuerst aber müssen wir die Mutter des Jungen informieren. Dietmar und ich werden das übernehmen …«
    »Ich kann nicht, ich habe noch einen wichtigen Termin«, fiel ihm Dietmar ins Wort.
    Trevisan zog die Stirn kraus.
    »Ich werde dich begleiten«, sagte Monika Sander rasch.
    »Also gut, dann kümmern sich Till und Tina um das Umfeld des Jungen«, fuhr Trevisan fort. »Schule, Freunde, alles was ihr in Erfahrung bringen könnt. Und Dietmar trifft sich um elf Uhr mit Doktor Mühlbauer. Mal sehen, ob die Obduktion noch etwas ergibt.«
    Dietmar verdrehte die Augen. »Nicht schon wieder, ich war erst das letzte Mal in der Pathologie. Ich kann doch zusammen mit Tina in der Schule …«
    »Mensch, Dietmar, was ist los?«, erwiderte Trevisan scharf. »Wir ermitteln hier in einem Tötungsdelikt und du hast einen wichtigen Termin. Was soll denn das?«
    Dietmar blickte verlegen zu Boden. »Du weißt doch, dass ich es hasse, Todesnachrichten überbringen zu müssen. Und das Zerlegen von Leichen ist auch nicht meine Sache. Warum kann ich nicht …«
    »Falls du es noch nicht ganz vergessen hast, du bist bei der Mordkommission«, sagte Trevisan grimmig und wandte sich um. Langsam ging er zu Monikas Wagen.
    Monika Sander schaute in Dietmars verlegenes Gesicht.
    »Irgendwann wirst du es ihm sagen müssen«, sagte sie, ehe sie Trevisan folgte.
    *
    Monika Sander parkte den Wagen gegenüber der angegebenen Adresse in der Edenburgstraße. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen und tauchte die Stadt in einen rötlichen Schimmer. Das Haus mit der Nummer 6 war ein gepflegtes Vierfamilienhaus mit einem ockerfarbenen Anstrich und einer kleinen Wiese vor dem Zugang. Trevisan wartete, bis Monika Sander den Wagen verschlossen hatte, dann überquerten sie die Straße.
    Sie gingen über bleichrote Klinkerplatten zur weißen Haustür. Trevisan atmete tief ein. Landers stand auf dem rechten oberen Klingelknopf. Trevisan trat einen Schritt zurück und musterte die Fenster, der

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