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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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genervten Blick zu und trat ein.
    »Was gibt es denn so Dringendes?«
    Till präsentierte seinen Dienstausweis. »Wir kommen wegen eines Schülers. Mike Landers ist sein Name. Er ist sechzehn und geht hier zur Schule.«
    »So, welche Klasse?«
    »Das weiß ich nicht. Er ist sechzehn.«
    »Ja, das sagten Sie schon, aber wenn Sie die Klasse nicht kennen, dann muss ich zuerst einmal in der Klassenverwaltung nachsehen. Wie ist noch mal der Name?« Die Frau zog die Tastatur ihres Computers zu sich heran.
    »Mike Landers«, wiederholte Till.
    Die Sekretärin tippte den Namen ein und starrte auf den Bildschirm. »Ah, da ist er ja, in der Zehnten. Und, was wollen Sie von ihm?«
    »Ich möchte bitte mit seinem Klassenlehrer sprechen. Mike Landers verstarb in der vergangenen Nacht.«
    Till beobachtete, wie sich die gelangweilten Gesichtszüge der Frau veränderten.
    »Oh Gott, das ist ja schrecklich«, sagte sie entgeistert. »Was ist denn passiert?«
    »Darüber würde ich gerne mit dem Klassenlehrer sprechen«, antwortete Till trocken.
    *
    Trevisan stand im Wohnzimmer und schaute sich um. Das Zimmer erschien geordnet und sauber. Die Möbel wirkten hell und freundlich. Drucke von Miró zierten die Wand. Ein Setzkasten hing neben der Tür, in dem allerlei Glasfiguren standen. Auf der Kommode standen Bilder. Sie zeigten immer nur zwei Personen. Teresa Landers und ihren Sohn Mike. Kein Bild des Vaters, kein Bild eines anderen Mannes. Offenbar war ihr Sohn der einzige Mann im Leben von Teresa Landers.
    Eine Nachbarin, offenbar die beste Freundin der Frau, hatte an der Wohnungstür geklingelt, nachdem sie die Schreie und das laute Weinen aus der Wohnung vernommen hatte. Teresa Landers hatte sich an ihr festgehalten und sie umklammert, als wäre sie der einzig verbliebene Rettungsanker, der sie vor dem endgültigen Untergang bewahren konnte.
    Inzwischen war der Arzt bei ihr. Sie lag im Schlafzimmer und wurde mit Beruhigungsmitteln behandelt. Trevisan ergriff die Gelegenheit und befragte die Nachbarin, um ein paar Hintergründe zu erfahren. Sie erzählte, dass sich Frau Landers vor vier Jahren nach der Scheidung von ihrem Mann mehr und mehr zurückgezogen hatte. Sie arbeitete als Verkäuferin in einem Juweliergeschäft in der Nähe der Nordseepassage.
    Mike sei stets ein guter Junge gewesen. Nett, freundlich und vor allem stets hilfsbereit. Vielleicht manchmal ein bisschen introvertiert. Zwischen ihm und seiner Mutter herrsche ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Sie hingen zusammen wie Kletten, hatte die Frau von gegenüber berichtet.
    Auch im Gesicht der Nachbarin lagen Trauer und Schmerz, als sie von Mike Landers erzählte. Er war kein Herumtreiber gewesen. Er war ein guter Schüler, ehrgeizig, wollte es weiter bringen als sein Vater. Johnny Landers hatte sich schon vor vielen Jahren aus dem Leben der Familie gestohlen und war zur See gefahren. Von Affären, Liebschaften und Alkoholexzessen berichtete die Nachbarin. Er war Maschinist und habe vor Jahren auf dem britischen Passagierdampfer Princess angeheuert. Seit mindestens einem Jahr habe Teresa Landers nichts mehr von ihrem Exmann gehört. Der letzte Brief von ihm war aus der Karibik gekommen.
    Monika Sanders schaute sich inzwischen im Zimmer des Jungen um. Als der Arzt dann der Nachbarin erlaubte, nach Frau Landers zu sehen, erhob sich Trevisan und inspizierte den Rest der Wohnung. Auch die Küche und das Badezimmer entsprachen dem ersten Eindruck, den Trevisan von der Familie gewonnen hatte. Es gab nichts Auffälliges. Die Verhältnisse wirkten nicht ärmlich, wenngleich Teresa Landers dafür auch hart arbeiten musste, wie die Nachbarin erzählt hatte. Warum also hatte Mike Landers den Erpresserbrief geschrieben? Um gemeinsam mit seiner Mutter ein sorgenfreies Leben führen zu können?
    Monika riss Trevisan aus seinen Gedanken. Sie stand in der Tür zum Jugendzimmer und hielt eine Zeitung in der Hand. »Ich glaube, das solltest du dir einmal anschauen.«
    Trevisan betrat das Zimmer von Mike Landers. Ihm fiel sofort auf, dass es sehr ordentlich aussah. Das Bett war unberührt. Entgegen den sonstigen Gewohnheiten der Jugend, ihre Stars und Idole an die Wand zu pinnen, waren die Wände voller Poster von Segelschiffen und Yachten. Dreimaster, Viermaster, eine alte Brigg, natürlich durfte auch ein Hochglanzposter der Gorch Fock nicht fehlen.
    Offenbar liebte er die See. Hatte er das Geld gewollt, um seinen Traum in die Realität umsetzen zu können?
    Monika Sander hatte den

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