Das Lächeln der toten Augen
Halbermann befand.«
Frau Jonas blickte nachdenklich drein. »Und Sie meinen, es war der Brief, den Mike an diesem Montagmorgen überbracht hat?«
Trevisan nickte.
»Ich fragte mich schon, weshalb sich Herr Halbermann für den Briefkasten interessierte. Es war irgendwie sonderbar. Ich hatte ihm am Vortag alle Briefe auf den Schreibtisch gelegt. Eine Kondolenzkarte enthält doch auch eine Unterschrift, warum fragt er also nach dem Briefkasten und ob ich dort jemanden gesehen habe.«
Trevisan teilte die Überlegung der Frau.
»Glauben Sie, Simon Halbermann hat etwas mit dem Tod von Mike Landers zu tun?«, fragte sie nach einer Weile des Nachdenkens.
»Wir ermitteln in alle Richtungen«, antwortete Trevisan.
»Oh Gott, ist das schrecklich …« Frau Jonas setzte sich wieder auf den Stuhl und vergaß den Tee, den sie sich aufbrühen wollte.
»Das ist noch nicht alles«, sagte Trevisan und blickte der Frau in die Augen. »Sven Halbermann hat sich umgebracht, weil er der Meinung ist, dass Maria von seinem Vater getötet wurde. Er ist auf ein Bild von Maria gestoßen. Es zeigt das Gesicht des Mädchens. Wir sind der Meinung, dass das Bild eine Tote zeigt.«
Das Gesicht von Frau Jonas wurde leichenblass.
»Wir suchen nach weiteren Hinweisen«, sagte Trevisan.
Die Frau schwieg. Es fiel ihr schwer, die Tatsachen zu verkraften.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte Trevisan besorgt.
Die Frau nickte. »Wenn Sie nach Hinweisen suchen, dann werden Sie hier im Haus keine finden. Er würde hier nie etwas aufbewahren, was ihm wirklich wichtig ist.«
»So, wo denn sonst?«
»Im Keller des Nebenhauses«, antwortete Frau Jonas. »Alles, was von persönlichem Wert für ihn ist, befindet sich dort. Der Keller ist mit einer schweren Stahltür gesichert. Nur er hat einen Schlüssel. Es gab vor ein paar Wochen einen Riesenärger, weil sich Sven offenbar des Schlüssels bemächtigt hatte.«
Trevisan wurde hellhörig. »Was ist in dem Keller zu finden?«
»Ich weiß es nicht. Ich hatte keinen Zugang. Er hat mir verboten, die Räume zu betreten.«
17
Das Nebengebäude lag dem L-förmig gebauten Haupthaus gegenüber. Dazwischen war ein nierenförmiger Swimmingpool angelegt. Doch obwohl es Sommer war und die Temperaturen an manchen Tagen zum Baden einluden, war eine schmutzige weiße Plane über das Schwimmbecken gespannt.
Die marmorierten Terrassenplatten waren blitzsauber und der angrenzende Rasen frisch geschnitten. Trevisans Eindruck von Simon Halbermann fand sich auch hier im Garten bestätigt. Er schaute auf die drei weißen Birken, die neben dem Haus standen. Im Rasen darunter war nirgends auch nur ein Laubblatt zu entdecken. Trevisan wurde das Gefühl nicht los, dass hier nichts wirklich lebte. Er empfand eine unerklärliche Kälte in dieser Umgebung, die langsam von ihm Besitz ergriff. Das Gefühl verstärkte sich, je näher Trevisan und seine Begleiter unter Führung von Frau Jonas dem weiß getünchten Nebengebäude kamen.
»Was ist da drinnen?«, fragte Trevisan die Frau.
»Ich sagte, doch, er hat sich im Keller …«
»Nein, ich meine oben«, erwiderte Trevisan.
Die Haushälterin zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete die Tür. »Das war einmal als Wohnung für Angestellte oder Gäste geplant«, antwortete Frau Jonas. »Den ersten Stock habe ich sauber gehalten, aber was sich darunter im Keller befindet, das weiß ich nicht.«
»Hat hier jemand gewohnt?«
»Nicht, solange ich hier arbeite.«
Gemeinsam betraten sie den kleinen Flur. Geradeaus befand sich eine Glastür. Der Gang führte direkt in eine kleine Wohnung, die für Angestellte vorgesehen war. Rechts des Eingangs gab es eine Garderobe und eine einfache Toilette. Nach links zweigte eine weitere, massive Holztür ab.
»Direkt dahinter ist noch eine Stahltür«, erklärte Frau Jonas. »Er hat einmal vergessen, die Holztür hier zu verschließen, da habe ich sie gesehen.«
Trevisan betrachtete das Schloss der massiven Tür. Es war ein modernes Sicherheitsschloss. »Haben Sie wenigstens dafür einen Schlüssel?«
Frau Jonas schüttelte den Kopf. »Normalerweise darf ich nur mit ausdrücklicher Erlaubnis von Herrn Halbermann in dieses Nebengebäude. Und dann auch nur, um einmal im Monat die Gästewohnung zu reinigen. Obwohl es hier, wie gesagt, nie Gäste gab.«
Trevisan rief Horst Kleinschmidt heran. »Glaubst du, du kannst das Schloss aufbrechen?«
»Mal sehen«, sagte er. »Ich glaube, ich habe einen Schlüsselsatz der Firma in meinem
Weitere Kostenlose Bücher