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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Koffer.«
    Es dauerte eine Weile, bis Kleinschmidt seinen Spurensicherungskoffer geholt hatte. In der Zwischenzeit schaute sich Trevisan in der Gästewohnung um. Sie bestand aus einem geräumigen Wohn-Esszimmer, einem Duschbad und einem kleinen Schlafzimmer. In einer Nische im Gang befand sich eine kleine Koch- und Kühlkombination mit einer Spüle. Trevisan fasste an das Holz der Möbel. Die hellen Oberflächen glänzten im Licht des hereinfallenden Sonnenlichtes wie Perlmutt. Obwohl hier offenbar niemand wohnte, war sich Trevisan sicher, dass die Möbel ein Vermögen gekostet hatten.
    Im Wohnzimmer über der Ledercouch hing ein riesiges Ölgemälde. Ein abstraktes Spiel der düsteren Farben. Trevisan hatte bereits ein ähnliches Bild im Wohnhaus gesehen. Weitere, kleinere Bilder, meist Drucke und Repros, schmückten die weiß und goldgelb gemusterte Tapete und verliehen der Wohnung einen gewissen Charme, ähnlich dem der goldenen zwanziger Jahre. Trevisan öffnete eine Schublade des stilvollen Wohnzimmerschranks. Sie war leer. Trevisan durchsuchte den gesamten Schrank. Lediglich in der Glasvitrine des Unikums standen Porzellanteller und Tassen. Eine Vase vervollständigte das Arrangement. Trevisan widmete sich dem kleinen Sekretär, der neben dem Schrank in der Ecke stand. Ein goldener Schlüssel steckte im Schloss. Trevisan öffnete. Bis auf einen Notizblock und einen danebenliegenden Bleistift enthielt der Sekretär keine weiteren Utensilien. Keine Briefe, keine Schriftstücke, nichts, das darauf hindeutete, dass hier jemand gelebt hatte.
    Trevisan griff nach dem Notizblock und sah tiefe Strukturen in dem Papier. Er hob den Block dicht vor seine Augen. Einzelne Buchstaben waren zu erkennen. Ein O oder eine Null, ein C erkannte er ganz deutlich. Schließlich griff er nach dem Bleistift und fuhr vorsichtig mit der Mine über die Vertiefungen. Eine Reihe von Buchstaben und Zahlen wurden durch das Grafit sichtbar. Druckbuchstaben. Ein M, ein E und ein nachfolgendes T, dann folgte ein Lücke und schließlich ein C, die Zahl 2000 und die Buchstaben S und V Die nachfolgende Vertiefung war undeutlich ausgeprägt, selbst der Bleistift taugte nicht dazu, den Text kenntlich zu machen. Unter dem Text stand etwas kleiner als die obere Buchstaben-Zahlenkombination das Wort ART, wobei nicht auszuschließen war, dass auch hier Teile des vollständigen Wortes fehlten. Nachdenklich musterte Trevisan das Papier. Wohl irgendeine Art Code, dachte er, als er den Notizzettel abriss und in einer kleinen Tüte verstaute.
    »Martin!«, erklang Kleinschmidts Stimme im Flur.
    Trevisan schob die Schublade wieder zu und verließ die kleine Wohnung. Die Holztür stand offen. Ratlos standen seine Kollegen vor dem Zugang. Eine schwere, rotbraune Stahltür mit wuchtigem Riegelschloss versperrte den Weg in den Keller.
    *
    Der Fischer saß auf einem einfachen Holzstuhl vor dem Schreibtisch in der nüchternen Amtsstube, trug ein blauweiß gestreiftes Baumwollhemd, eine weiße Leinenhose und hatte seine Schirmmütze lässig in den Nacken geschoben.
    »Ich hätte es mir denken können«, sagte er entmutigt und kratzte sich an der Stirn. »Die anderen haben mir schon gesagt, dass du mich für einen Spinner halten wirst.«
    Der Polizist lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Mensch, Thomson, wenn das wirklich wahr wäre, dann würde es jetzt da draußen von Booten nur so wimmeln. Es gibt eine Luftüberwachung. Jedes Flugzeug meldet sich an und wieder ab. Es erscheint auf dem Radarschirm und wird bis zur Landung von einem Fluglotsen beobachtet. Du musst dich verhört haben.«
    Der Fischer verzog keine Miene. »Ich weiß, was ich hör«, sagte er trotzig.
    »Vielleicht war es eine Fehlzündung eines Kutters in der Nähe?«, versuchte der Polizist die Situation zu entschärfen.
    »Meister, ich fahr nun schon zwanzig Jahre zur See. Ich weiß genau, wie ein Diesel klingt. Ich kann das sehr gut unterscheiden.«
    Der Polizist seufzte. »Du bleibst also dabei. Es war ein Flugzeug?«
    »Sonst wäre ich jetzt nicht hier.«
    Der Polizist griff in eine Schublade seines Schreibtisches und holte ein Blatt Papier hervor. Umständlich spannte er es in seine Schreibmaschine.
    »Fietje Thomson, Wangerooge, Süddeich 2a«, murmelte er. Rhythmisch erklangen die Tasten der alten Schreibmaschine. »Zeugenanhörung.«
    Der Fischer wartete geduldig, bis der Polizist den Anhörbogen mit den Personalien ausgefüllt hatte.
    »Nun erzähl mal!«, sagte der Uniformierte.
    »Hab ich

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