Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
eigentlich hatte entkommen wollen.
Cornelia schaute erstaunt auf den Urlaubsantrag, den ihr Beate auf den Schreibtisch gelegt hatte. »Du willst Urlaub nehmen?«
»Ja.«
»Davon hast du gar nichts erzählt. Hast du etwas Bestimmtes vor?« Cornelia kramte nach einem Kugelschreiber.
»Wir haben ein Ferienhaus in Norwegen gemietet.«
»Hört sich gut an«, meinte Cornelia, stutzte dann aber. »Wir?«
»Ich fahre mit Jana.«
Cornelia hielt in ihrer Bewegung inne, fühlte, wie ihr Magen rebellierte. Sie kramte geschäftig in einigen Papieren, räusperte sich. »Du kannst jetzt nicht in den Urlaub fahren. Ich brauche dich hier. Es gibt viel zu tun.«
»Jetzt?« fragte Beate ungläubig. »Wo alle sich über die Sommerpause schleppen und kaum etwas anliegt?«
»Ich plane eine Umstrukturierung der Abteilungen. Dabei brauche ich dich.« Cornelia kehrte die Chefin heraus.
»Eine was? – Seit wann?«
»Schon länger.« Cornelia machte ein undurchdringliches Gesicht.
»Du willst nicht, dass ich mit Jana wegfahre«, stellte Beate fest.
»Das hat damit gar nichts zu tun. Es ist eine rein geschäftliche Entscheidung. Hast du etwa erwartet, ich mache dir eine Szene?« Cornelia zog die Augenbrauen hoch, als ob das das letzte wäre, was sie sich vorstellen könnte.
»Verdammt, Cornelia! Wenn du es nur tätest!« rief Beate ärgerlich.
»Wozu sollte das gut sein?« Cornelias Gesicht nahm den Beate bekannten maskenhaften Ausdruck an. Ein typisches Zeichen, dass Cornelia ein Thema nicht behagte.
»Ich hätte dir entgegnet, dass ich nur mit Jana fahre, weil du es ja noch nicht einmal zu dem versprochenen Wochenende geschafft hast.«
Cornelia spielte nervös mit ihrem Kugelschreiber. »Ich weiß«, sagte sie bedrückt und senkte den Blick. »Tut mir leid.«
»Ist das alles?« Das ist doch nicht zu fassen! ärgerte Beate sich. Cornelia musste doch klar sein, dass jetzt der Moment gekommen war, etwas mehr zu sagen. Statt dessen saß sie nur stumm da. »Cornelia?«
Cornelia griff zu ihrem Kugelschreiber, setzte ihre Unterschrift auf den Urlaubsschein und reichte ihn Beate.
Beate nahm den Schein resigniert entgegen. »Ich werde heute abend ausziehen«, sagte sie leise und verließ den Raum.
Cornelia hörte, wie Beate die Tür hinter sich zuzog. Erst jetzt sah sie auf. Keine Panik, Cornelia! sprach sie sich Mut zu. Beate wird nicht gehen. Sie hat das schon oft gesagt, aber nie getan. Sie tut es auch diesmal nicht. Ich weiß es.
Und was, wenn doch? Cornelia fühlte Unruhe in sich aufsteigen. Sie ging zur Tür, wollte mit Beate reden. Ihre Hand lag schon auf der Klinke, da hielt sie inne. Das einzige, was Beate in diesem Fall umstimmen könnte, wäre, dass sie ihr klar sagte, dass sie sie liebte. Die Betonung lag auf ›klar‹. Kannst du das?
Cornelias Hand sank nach unten. Reglos stand sie vor der geschlossenen Tür, starrte auf sie. Wenn du es nämlich nicht kannst, brauchst du gar nicht erst durch diese Tür zu gehen. Zögernd fasste Cornelia erneut nach der Türklinke. Eine Weile stand sie so, die Hand auf den Griff gelegt. Schließlich ging sie langsam zurück zu ihrem Schreibtisch.
Beates Auszug verlief ganz unspektakulär. Viel hatte sie nicht zu packen.
»Willst du nicht wenigstens noch zum Abendessen bleiben?« fragte Cornelia hilflos. Beate hatte ihren Entschluss, wie befürchtet, diesmal nicht rückgängig gemacht.
»Nein. Danke.«
Cornelia folgte Beate zur Tür. »Wo willst du denn jetzt hin?«
»Da meine alte Wohnung aufgelöst ist, habe ich mir vorübergehend eine Pension gesucht.« Beate grinste schief. »Während der Arbeitszeit. Entschuldige.«
Cornelia lächelte schwach zurück. Das Taxi hupte draußen vor der Tür.
Beate umarmte Cornelia. »Danke für alles.«
Cornelia schluckte. »Du bedankst dich? Wofür?« Sie wartete die Antwort nicht ab und riss Beate in ihre Arme. »Geh nicht«, bat sie.
Beate machte sich vorsichtig los, nahm ihre Taschen, öffnete die Haustür.
»Beate!« rief Cornelia verzweifelt.
Beate eilte zum Taxi. Cornelia sollte ihre aufsteigenden Tränen nicht sehen. Der Fahrer nahm Beate die Taschen ab, verstaute sie im Kofferraum.
Sie stieg ein, ließ sich in die Polster sinken. Sie sah Cornelia in der Tür stehen.
Cornelia stand dort noch, als das Taxi längst abgefahren war.
23. Kapitel
D er nächste Tag begann nicht besser, als der letzte geendet hatte.
Als Cornelia morgens in die Küche kam, lag Victor apathisch auf dem Boden. Zunächst dachte sie sich nichts dabei
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