Das Land am Feuerfluss - Roman
Tochter musste sich das nicht zweimal sagen lassen. Sie rannte aus dem Untersuchungszimmer – direkt Frances in die Arme, die hysterisch versuchte, ihren Sohn davon abzuhalten, wieder zum Feuer zurückzugehen.
»Lass ihn gehen, Frances«, sagte Rebecca und zwängte sich in dem schmalen Flur an ihr vorbei. »Da draußen brauchen sie jede Hilfe, die sie kriegen können, und dein Junge hat heute bewiesen, dass er Manns genug ist, sich ihnen anzuschließen.«
Ohne auf Frances’ Reaktion zu warten, lief sie hinaus auf die Veranda, um festzustellen, dass es inzwischen ziemlich dunkel war und ein warmer Wind den Staub über die Straße trieb.
Ihre erste Reaktion auf die Szene waren gemischte Gefühle. Nicht Danny und Django waren zurückgekehrt, aber wenigstens einer aus ihrer Familie hatte es unversehrt nach Hause geschafft. Denn Delilah thronte hoheitsvoll auf ihrem Pferd, ihre Kinder klebten an ihr, während sie den Konvoi aus Carey Downs in die Stadt anführte.
Die Einwohner der Stadt hießen den langen Zug aus Fuhrwerken, Pferden, Personenwagen, Lastern und Kleinlastern willkommen, aber Rebecca sah keine Spur von dem weißen Krankenhauswagen. Von Grauen gepackt lief sie die Stufen hinunter und holte Delilah ein, die sich gerade vom Pferd schwang. »Wo ist Dad?«
Die einheimische junge Frau runzelte die Stirn, drehte sich um und betrachtete die ungeordnete Versammlung, die ihr durch den Busch in die Stadt gefolgt war. »Missus Milly haben Baby kriegen«, antwortete sie. »Doc sagen, ich soll schnell machen. Wir haben gute Spur gelegen, er folgen.«
»Das ist der Rest des Konvois, Delilah.« Rebeccas Stimme war angespannt vor Angst. Der Wind zerzauste ihre Haare. »Er ist nicht da, und das heißt, er ist noch irgendwo da draußen – und der Wind frischt auf.«
»Ich gehen ihn holen. Sie nehmen Kinder.« Sie drückte Rebecca das Baby in die Arme und schob die beiden Kleinkinder zu ihr hin. »Gehen zu Missus Becka«, trug sie ihnen auf. »Mum gleich wieder da.« Mit diesen Worten stieg sie barfuß in den Steigbügel, schwang sich in den Sattel und trieb das stämmige Pferd zum Galopp an.
Das Baby begann zu schreien, und die beiden kleinen Mädchen schauten mit weit aufgerissenen, tränenfeuchten Augen und bebendem Kinn zu Rebecca auf. Wenn sie nicht rasch etwas unternahm, hätte sie drei heulende Kinder am Bein. »Kommt mit«, sagte sie, schaukelte das Baby in einem Arm und streckte die freie Hand aus. »Ihr wollt doch bestimmt ein paar Plätzchen und etwas Milch?«
»Ich trinken sie warm«, sagte das älteste Kind. »Ja, ich auch«, piepte ihre Schwester.
»Dann wollen wir mal sehen, ob wir welche haben.«
Die Kinder packten Rebecca am Handgelenk und bewältigten langsam die Stufen, und die Erinnerung daran, dass Danny es genauso gemacht hatte, als er klein war, brachte beinahe ihren Entschluss ins Wanken, nicht zu weinen.
»Ich passe auf die Bande auf«, sagte Sandra und griff nach dem schreienden Baby. »Geh und trink eine Tasse Tee und plaudere mit Amy hinten auf der Veranda. Du hast erst einmal genug getan.«
Rebecca sah, wie zärtlich Sandra das Baby in die Arme schloss und wie liebevoll sie die beiden verwirrten kleinen Mädchen anlächelte und ihnen die Hand entgegenstreckte. Langsam rann ihr eine Träne über die Wange, als Sandra die Kinder in die Küche führte. Ihre Schwägerin war offenbar eine wunderbare Mutter – wie grausam vom Schicksal, ihr den kleinen Jungen zu nehmen!
Die Tränen liefen weiter, als sie auf einen Stuhl sank und inständig darum betete, dass Danny nach Hause kommen möge.
Er konnte durch den Rauch gerade das Gesicht des Jungen und die Hand erkennen, die sich nach ihm ausstreckte. Einen Moment lang war er wieder in Malaya, und es war Hakim, der gerettet werden musste. Er schüttelte die Erinnerung ab und konzentrierte sich auf den verängstigten Jungen, der voller Hoffnung und Freude zu ihm aufschaute.
»Daddy? Bist du das wirklich?«
Sein Herz hämmerte, und sein Mund trocknete aus, als er in diese vertrauensseligen Augen schaute und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie tief ihn diese Frage berührt hatte. »Ich bin nur hier, um dir zu helfen«, sagte er ruhig. »Ich bin nicht dein Daddy.«
»Aber du siehst so aus wie er«, stammelte der Junge, Tränen in den Augen.
Er trat durch den Rauch, der zwischen ihnen hing, und ging in die Hocke. »Wir Soldaten sehen in diesen Mänteln alle gleich aus«, sagte er, wobei er Schürfwunden, Schnitte und Prellungen
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