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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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viel zu tun bekam und Rebecca in der Sprechstunde gebraucht wurde, schickte Amy ihren Sohn George in die Krankenhausküche, wo sie ihm auftrug, für Frances Baker abzutrocknen und Tabletts für das Abendessen aufzustellen. Unterdessen organisierte sie die Zubereitung der Mahlzeiten und endloser Tassen Tee.
    Allmählich trafen zuhauf Verletzte ein, und sie litten nicht nur an Verbrennungen. Die Stimmung unter den Frauen in Morgan’s Reach war bis zum Zerreißen gespannt, und Unfälle waren unvermeidlich. Annie O’Halloran war über einen Topf mit kochendem Wasser gestolpert und hatte sich den Arm verbrüht; eine andere Frau trennte sich fast einen Finger ab, als sie in aller Eile eine Dose Corned Beef öffnen wollte; und zwei weitere hatten ziemlich schlimme Verletzungen davongetragen, weil sie ein Pferd besänftigen wollten, das sich nur widerwillig in den Versorgungswagen einspannen ließ.
    Die Verletzungen der Feuerwehrleute waren allerdings schlimmer. Terry hatte fast den ganzen Tag im OP gestanden, bevor er mit Gwyneth aufbrechen musste. Sandra hatte sich als ein Segen erwiesen: Sie arbeitete tüchtig und bedächtig und hatte stets ein freundliches Wort, das richtige Instrument und vernünftige Vorschläge parat. Rebecca wusste nicht, wie oder warum Sandra die rasche Verwandlung von einer verzogenen Göre in eine zuverlässige Krankenschwester vollzogen hatte, aber sie waren alle dankbar dafür – und hofften, es würde so bleiben.
    Als Big Mac von einem der Baker-Zwillinge ins Hospital eingeliefert wurde, war klar, dass die Narben seiner Begegnung mit dem Feuer ihn für den Rest seines Lebens zeichnen würden. »Wo ist meine Frau?«, fragte er heiser, als der vom Rauch geschwärzte Junge ihm die Stufen hinaufhalf.
    »Maeve ist unterwegs«, besänftigte Rebecca ihn. »Versuch dich zu entspannen, Mac. Du tust ihr keinen Gefallen, wenn du deinen Zustand verschlimmerst.«
    Dicke Brandblasen bedeckten eine Gesichtshälfte, seine Haare, Augenwimpern und Brauen waren versengt, sein Hemd war mit der Haut auf seiner Brust verschmolzen. Sie setzten ihn auf einen Untersuchungstisch, Rebecca und Jane machten sich an die Arbeit, schnitten behutsam das verkohlte Hemd auf und tränkten die entsetzlichen Verbrennungen mit warmem Salzwasser.
    »Die sollte inzwischen hier sein«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er schwenkte einen fleischigen Arm, um Rebecca und Jane zu verscheuchen. »Ich muss sie suchen«, sagte er und bemühte sich, vom Tisch herunterzukommen.
    »Das lässt du schön bleiben.« Rebecca drückte ihn an der unverletzten Schulter wieder auf den Tisch. »Sie und Dad sind wahrscheinlich auf dem Weg hierher, und du musst diese Verbrennungen behandeln lassen.«
    »Aber ich muss wieder zurück zum Feuer. Bob Freeman kümmert sich um alles, und ich traue ihm durchaus zu, dass er sich mit meinen Rindern ohne Brandzeichen auf und davon macht.«
    »Bob Freeman hat Besseres zu tun, als dein Vieh zu klauen«, beharrte Rebecca. »Er will das Feuer ebenso löschen wie du, also mach mal halblang, Mac, und sei still!« Sie nickte ihrer Mutter zu, die eine Spritze vorbereitet hatte.
    Als die Nadel in seinen Arm drang und Jane langsam den Kolben herunterdrückte, flatterten Big Macs Augenlider, und er erschlaffte.
    »Ich hoffe bei Gott, dass sie wirklich auf dem Weg hierher sind«, flüsterte Jane und drehte ihn auf die unverletzte Seite, damit sie fortfahren konnte, dem großen Mann die Kleidung aufzuschneiden, um an die restlichen Verbrennungen heranzukommen. »Sie lassen sich jedenfalls verdammt viel Zeit.«
    Rebecca musterte ihre Mutter. Jane fluchte nur selten, und es verriet die Anspannung, unter der sie stand. »Ich gehe davon aus, dass wir früh genug erfahren, wenn sie hier sind«, sagte sie und bemühte sich, nicht an Danny da draußen in der Dunkelheit zu denken – verirrt, vielleicht verletzt, verängstigt, hungrig, vom Feuer bedroht.
    »Hör auf damit, Becky«, sagte Jane leise und drückte sanft Rebeccas Hand. »Sich das Schlimmste vorzustellen bringt sie auch nicht schneller nach Hause.«
    Rebecca blinzelte die Tränen fort und zwang sich, die Hände ruhig zu halten, um Big Macs Verbrennungen zu versorgen. »Ich weiß, aber –«
    Wie auf ein Stichwort ertönte draußen auf der Straße ein Ruf. »Sie sind wieder da! Sie sind wieder da!«
    Rebecca und Jane schauten einander an, Hoffnung glomm in ihren Augen auf. »Geh du«, sagte Jane. »Vielleicht sind es Django und Danny.«
    Ihre

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