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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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antwortete er vorsichtig. »Ich habe mich nur gefragt, wohin sie unterwegs waren.«
    Sie zog eine dünne schwarze Augenbraue hoch und nahm ihn genau unter die Lupe. »Ich weiß, dass Danny die Angewohnheit hat herumzustromern, Ben – aber das machen die meisten Jungen. Der kreuzt wieder auf, keine Bange.«
    Ben stibitzte noch ein Stück Kuchen vom Teller, wich ihrem spielerischen Klaps aus und überließ sie ihrer Arbeit. Auf dem Weg zu seinem Pick-up schaute er in den dunkler werdenden Himmel. Es war unerträglich heiß, die Gewitterwolken hingen bedrohlich niedrig. Fliegen summten ihm ums Gesicht. Er stieg in die Gluthitze der Fahrerkabine.
    Ben schlug die Tür vor den Fliegen zu, fuhr die Straße entlang, holte seine Vorräte bei Annie ab und begab sich dann in den relativen Schutz des Busches.
    Der Motor heulte, Kanister und Ersatzteile klapperten auf der Ladefläche neben den Vorratskartons, als er den steilen, gewundenen Pfad zum Hügel hinauffuhr und schließlich neben dem Eagle Head Rock anhielt. Die Wolkendecke war hier oben dichter, sie hing als dunkler Nebel aus Rot, Grau und Schwarz in den Baumwipfeln.
    Vorsichtig kletterte er hinunter zu den Höhlen und knipste die Taschenlampe an. Das Lager wirkte zunächst unverändert, doch dann entdeckte er, dass vier Törtchen von Emily in einer Blechdose neben dem ziemlich faden Brot steckten. Außerdem fand er eine neue Notiz mit ähnlichem Wortlaut wie die erste.
    Er überlegte, was er tun solle, und kam dann zu dem Entschluss, dass er wahrscheinlich aus einer Mücke einen Elefanten machte. Er würde die Höhle im Auge behalten. Sollte John Miller tatsächlich auftauchen, würde er sich mit ihm unterhalten, um zu erfahren, was der Kerl vorhatte.
    Ben kehrte mit seinen Vorräten nach Hause zurück und fand Jake und Django beim Pokerspiel am Küchentisch. Das Funkgerät knackte. »Du fährst besser runter zu Emily«, sagte er zu Jake, stellte die Kartons beiseite und klopfte den Staub vom Hut. »Sie backt etwas Besonderes für dich, du alter Glückspilz.«
    Jake legte die Karten mit einstudierter Lässigkeit zusammen. »Tja, manche haben es einfach drauf, andere nicht. Mach dir nichts draus, Kumpel! Es ist eben nicht jeder mit meinem guten Aussehen und meinem Charme gesegnet.« Er grinste.    
    Ben und Django brachen in Gelächter aus und bewarfen ihn mit Karten.
    Jake schüttelte gutmütig den Kopf, setzte den Hut auf und begab sich zur Tür. »Django wird dir Gesellschaft leisten, während ich die Annehmlichkeiten bei der wunderbaren Emily genieße. Bis nachher, ihr armen Tröpfe.«
    Lachend holte Ben eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Nachdem er den ersten kühlen Schluck getrunken hatte, ließ seine Anspannung allmählich nach. »Wie geht’s dir, Django?«
    Der Aborigine grinste und entblößte dabei große gelbe Zähne. Sein Gesicht zeigte tiefe Falten wie eine getrocknete Pflaume. »Bauchschmerzen sein weg, Boss. Nie wieder ich essen Berts Fleischpasteten.«
    Ben wollte gerade antworten, als das Funkgerät zum Leben erwachte. »Hier spricht Jim Rider von der Wallaby Creek Station an den Brandmeister von Morgan’s Reach. Bist du da, Ben?«
    Bens Mund wurde trocken, als er die Panik in der Stimme vernahm, und er stellte rasch die Verbindung her. »Ich bin hier, Jim.«
    »Wir haben hier draußen ein paar Probleme, Kumpel«, sagte er schleppend. »Im Süden ist Feuer ausgebrochen, und es kommt rasch näher. Große Scheiße – wir brauchen jede Hand, die du auftreiben kannst.«

11  
      
    C arey Downs trauerte. Das kleine Mädchen war in der Nacht gestorben. Als Hugh das Laken über die reglose Gestalt zog, brach die Mutter vor Kummer zusammen. Big Macs Miene spiegelte die eigene Qual wider, aber er riss sich zusammen, hob Maeve sanft von der Bettkante und trug sie in die Abgeschiedenheit ihres Schlafzimmers.
    Hugh stellte den Totenschein aus, während der Wind draußen heulte und der Staub die Dämmerung verschleierte. Das Weinen der anderen Kinder und die Trauerklagen der Aborigine-Frauen, die auf der hinteren Veranda eine Nachtwache eingerichtet hatten, verstärkten seine Niedergeschlagenheit nur noch. Carey Downs gehörte seit fünf Generationen Big Macs Familie. Sie war das Salz der Erde, zäh und furchtlos, an die harten Bedingungen gewöhnt und nur allzu vertraut mit den Tragödien, die in einer solchen Abgeschiedenheit alle treffen konnten. Hugh hätte nicht mehr tun können – er hatte gewusst, das Kind würde sterben, sobald er es

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