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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gelehnt, um eine Antwort von Max zu bekommen. Aber nichts war geschehen.
    Sie setzte sich hinter das Lenkrad und fragte sich verzweifelt, was sie tun solle. Der Wald erstreckte sich über mehrere Hundert Meilen, und Max konnte überall sein. Ihn zu suchen wäre Wahnsinn – das Feuer wütete offenbar noch immer –, und schon bald könnte sie hier in der Falle sitzen. Dennoch konnte sie ihn nicht im Stich lassen.
    »Oh, Max«, flüsterte sie unter Tränen, »wo bist du nur?«
    Ein lautes Bellen holte Sal aus ihrem Elend. Sie öffnete die Wagentür. Brandy lief aufgeregt hin und her. »Was ist los?«, fragte sie, stieg aus und streichelte den Kopf des Hundes.
    Brandy bellte und rannte weg, bellte wieder, kam zurück, jaulte und stupste Sals Hand mit der Schnauze.
    Da begriff Sal, dass Max in Schwierigkeiten geraten sein musste und der Hund ihr Rufen gehört hatte und zu ihr gelaufen war, um sie zu holen. Hastig streifte sie die Ersatzstiefel über, die sie auf den Boden geworfen hatte, und griff nach den beiden Wasserbeuteln sowie einer starken Taschenlampe.
    Der Hund jaulte und kläffte und lief im Kreis, während sie in dem Durcheinander auf der Heckablage mühsam nach dem Verbandskasten suchte und dann die Tür zuschlug. »Guter Junge, Brandy, bring mich zu Max!«
    Er preschte davon, und Sal versuchte ihm so schnell wie möglich über den holprigen Boden, Baumwurzeln und Ranken zu folgen. Der Strahl der Taschenlampe erhellte den Wald, der zu dieser Abendzeit hätte ruhig sein sollen. Doch überall riefen Vögel, fliehende Tiere raschelten und krachten durchs Unterholz. Das Feuer kam offenbar näher, denn nun roch Sal den Rauch.
    Ihrer Schätzung nach hatte sie sich über eine Stunde durch den Busch vorwärtsgekämpft; Brandy kehrte immer um, wartete auf sie und lief dann weiter. »Warte!«, rief sie. »Brandy, hierher!«
    »Sal? Sal, was zum Teufel machst du hier?«
    Ihr Herz hüpfte vor Erleichterung, aber seine Stimme hatte schwach geklungen. »Ich suche nach dir«, rief sie zurück. »Wo bist du?«
    Unablässig nannte er ihren Namen, und sie folgte seiner Stimme. Sie schob sich an hinderlichen Ästen, Farnen und Wandelröschen vorbei, die wild entschlossen zu sein schienen, sie von ihm fernzuhalten.
    Als das Licht der Taschenlampe auf Max’ Ponys fiel, tauchte Brandy plötzlich wieder auf und bellte einmal, bevor er wieder einen steilen Abhang hinunterlief.
    »Ich komme, Max!«, rief sie, leuchtete mit der Lampe hinunter und stellte fest, dass er unbeholfen an einem steinigen Flussufer saß. Seine Habseligkeiten lagen ringsum verstreut, sein Gesicht war blutüberströmt.
    Sie rutschte hinunter und überschlug sich in ihrer Hast beinahe, bevor es ihr gelang, sich an einer Baumwurzel festzuhalten. Sie fand Halt und stieg vorsichtig die restliche Strecke hinab, denn es würde niemandem helfen, wenn auch sie sich verletzen würde.
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nach Hause fahren«, schimpfte er.
    »Wie gut, dass ich nicht höre, oder?«, entgegnete sie, reichte ihm einen Wasserbeutel und benutzte ihr Taschentuch, um das Blut abzuwischen, damit sie sehen konnte, woher es kam.
    Am liebsten hätte sie vor Erleichterung aufgeschrien, ihn an sich gedrückt und im gesagt, wie sehr sie ihn liebte – aber für Gefühlsduseleien war keine Zeit, wenn sie vor dem Feuer fliehen wollten. Daher sagte sie nur: »Du hast da einen fiesen Schnitt und eine Beule, so groß wie ein Ei, hinten am Kopf – aber du wirst es überleben.«
    »Warum zum Teufel läufst du überhaupt hier draußen herum?«, fragte er, als sie ein Stück Mull auf die Wunde legte und mit einem Verband befestigte.
    »Ich habe dich gesucht, um dich vor dem verdammten Waldbrand zu warnen. Ich habe stundenlang nach dir gerufen. Wieso hast du mir nicht geantwortet?«
    »Brandy hat dich gehört. Ich muss bei dem Sturz das Bewusstsein verloren haben.« Er versuchte, sich zu bewegen, zuckte aber unwillkürlich vor Schmerz zusammen. »Würdest du dir bitte mein Bein anschauen?«, fragte er. »Ich glaube, es ist gebrochen.«
    Mit zitternden Händen richtete Sal die Taschenlampe darauf. »Das kann ich wirklich nicht sagen. Aber der Knöchel ist geschwollen, daher ist es wohl am besten, wenn wir ihn schienen, bevor ich dich hier raushole.«
    »Mach keine Umstände!«, sagte er ungeduldig. »Reich mir einfach deine Hand, dann schaff ich es schon allein, hier rauszukommen.«
    »Wenn du so klug bist, warum hast du es dann nicht schon längst getan?«, fuhr sie ihn

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