Das Land am Feuerfluss - Roman
an. Die Erleichterung, dass sie ihn gefunden hatte, nachdem sie große Angst ausgestanden hatte, verlieh ihrem Tonfall eine gewisse Schärfe.
Sie schaute sich um, sammelte die Umhängetasche ein, aus der Skizzenblöcke, Stifte und Zeichenkohle gefallen waren, steckte alles wieder ein und hob seinen Gehstock auf.
Max schlang sich die Tasche über die Schulter, griff nach ihrem Arm und stützte sich schwer auf den Gehstock, als er sich mühsam aufzurichten versuchte. Seine Miene war finster entschlossen, aber sein zischender Atem und die Farbe, die ihm aus dem Gesicht wich, zeigten deutlich, dass er große Schmerzen hatte.
»Du kannst nicht raufsteigen«, sagte sie mit einem Blick auf den Abhang. »Gibt es eine Stelle, an der es nicht so steil ist?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, die Ponys zu mir herunterzulocken, aber denen hat der Anblick auch nicht gefallen. Am besten lässt du mich hier, damit ich allein klarkomme, Sal. Ich kann das Feuer schon riechen.«
»Ohne dich gehe ich nirgendwohin«, beharrte sie, griff nach einer Baumwurzel und begann, den Abhang hinaufzukrabbeln.
Die beiden Stuten trugen an den Vorderbeinen Fußfesseln und konnten nicht fortlaufen, aber sie scheuten, stampften und schüttelten den Kopf, weshalb Sal Schwierigkeiten hatte, sie zu packen. Sie suchte sich das kräftigere Pony aus, griff mit den Fingern in die Mähne, löste die Hobbel und setzte das Seil als provisorisches Halfter ein.
Die Stute tänzelte und legte die Ohren an, aber Sal hielt die Mähne fest, stellte sich auf einen heruntergefallenen Ast und schwang sich auf den Rücken des Tieres.
»Gutes Mädchen!«, schmeichelte sie, bemüht, die verängstigte Stute zu beruhigen und den Abhang hinunterzutreiben.
»Komm, Betsy«, rief Max vom Flussufer aus. »Sei ein braves Mädchen, hab keine Angst!«
Beim Klang ihrer Stimmen schien die Stute Mut zu fassen. Unsicher schlitternd suchte sie einen Weg den Abhang hinunter – und schon bald waren sie unten angekommen. Sal hatte keine Belohnung für das Pony außer einem Tätscheln des Halses.
Sie wandte sich an Max, der liebevoll die Stirn der Stute streichelte. »Das kannst du immer noch machen, wenn wir hier raus sind«, sagte sie forsch. Sie verschränkte die Finger. »Stell deinen gesunden Fuß hier drauf, und ich helfe dir auf.«
Kleinlaut folgte Max ihren Anweisungen und lächelte schwach vom Rücken des Ponys auf sie hinab. »Mir war bisher gar nicht klar, wie tyrannisch du bist.«
»Dir ist überhaupt nichts klar geworden«, murmelte sie. Sal schaute den Abhang hinauf zu dem anderen Pony, das sie beobachtete und beunruhigt wieherte. »Ich gehe zu Molly hinauf. Dann können wir am Flussufer entlangreiten, bis wir einen Weg hier raus finden.« Ohne auf seine Antwort zu warten, kletterte sie erneut den Hang hinauf.
Molly war ganz froh, dass auch ihre Hobbel entfernt wurden und Sal sie den Hügel hinunterführte. Das Tier schnaubte vor Freude, rieb die Nüstern an Betsys, und die beiden warteten ruhig ab, was als Nächstes geschehen würde.
Sal fand ein langes, einigermaßen flaches Holzstück und verwendete es dazu, Max’ Sprunggelenk zu schienen. Sie befestigte das Holz mit einer Mullbinde aus dem Verbandskasten an seinem Bein. Wenigstens hatte seine Kopfwunde zu bluten aufgehört. Doch er würde bestimmt starke Kopfschmerzen bekommen, wie aus der Beule zu schließen war.
»Wahrscheinlich ist es nicht klug, in die Hütte zurückzukehren. Das Feuer hat uns den Weg dorthin womöglich abgeschnitten. Wohin führt dieser Fluss?«, fragte sie, sobald sie sicher sein konnte, dass die Schiene halten würde.
»Den habe ich nie ganz erforscht«, sagte er, »aber die alten Landkarten zeigen, dass er sich nach Norden schlängelt und schließlich in den Cooper Creek mündet.«
Sal wusste, dass der Cooper Creek weit im Südwesten in den Eyre-See mündete, nachdem er die Sturt-Wüste von Windorah und Longreach durchquert hatte, und dass seine Quelle irgendwo südlich von Hughenden lag. »Das ist eine höllische Strecke, Max. Bist du sicher, dass es keinen anderen Weg hier hinaus gibt?«
»Nur den, auf dem du reingekommen bist.«
Sie blickte in den Himmel. Graue Rauchschwaden wirbelten über den Baumwipfeln. »Ich bezweifle stark, dass wir auf dem Weg noch hinausfinden«, sagte sie. »Wir setzen uns lieber in Bewegung, bevor wir wirklich in der Falle sitzen.«
»Becky, bald werden Verletzte eingeliefert. Dann musst du stark und positiv gestimmt sein«, sagte Jane,
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