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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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lebendigen Bewegtheit des Meeres unwirtlich und streng.
    Er freute sich auf Max. Sehr sogar. Der hatte ihnen bei Madame Bonnet ein großes Zimmer reserviert, in ihrem ehemaligen Résistance -Versteck, unterm Dach und inmitten des Efeus.
    Max holte sie dort ab, nachdem sich Catherine und Jean eingerichtet hatten, und nahm sie mit zu seinem Taubenschlag. Auf dem breiten Mäuerchen neben dem Brunnen hatte er ein erfrischendes Picknick vorbereitet: Wein, Früchte, Schinken und Baguette. Es war Trüffel- und Lesezeit, das Land roch nach wilden Kräutern und leuchtete in den Herbstfarben Rostrot und Weingelb.
    Braun war Max geworden, fand Jean, braun und erwachsen.
    Er hatte sich in den zweieinhalb Monaten allein im Luberon so komplett eingelebt, als ob er im Herzen schon immer ein Mann des Südens gewesen wäre. Aber auch sehr müde sah er aus, fand Jean.
    »Wer schläft schon, wenn die Erde tanzt?«, hatte Max kryptisch gemurmelt, als er ihn darauf ansprach.
    Max erzählte, Madame habe ihn während seiner »Krankheit« kurzerhand als »Knecht für alles« engagiert. Sie und ihr Mann Gérard waren über sechzig, und das Grundstück mit den drei Ferienhäusern und -wohnungen war zu groß, als dass sie allein darauf alt werden wollten. Sie bauten Gemüse, Obst und ein wenig Wein an; Max ging ihnen gegen Logis und Kost zur Hand. Sein Taubenschlag war bewohnt von Papierstößen aus Notizen, Geschichten und Entwürfen. Nachts schrieb er, am Morgen bis zum Mittag und ab späten Nachmittag arbeitete er auf dem üppig blühenden Anwesen und tat alles, was Gérard ihm auftrug. Reben schneiden, Unkraut jäten, Obst pflücken, Dächer ausbessern, säen, ernten, umgraben, den Lieferwagen beladen und mit Gérard zu den Märkten fahren; fleckige Pilze suchen, Trüffel putzen, Feigenbäume schütteln, Zypressen in Form von lebenden Hinkelsteinen zuschneiden, die Pools säubern und morgens das Brot für die Frühstücksgäste holen.
    »Ich kann jetzt auch Trecker fahren und alle Teichkröten an ihrem Gesang erkennen«, teilte er Jean mit einem selbstironischen Grinsen mit.
    Die Sonne, die Winde und das Herumrutschen auf Knien über die provenzalische Erde hatten Max’ jungenhaftes Großstadtgesicht in ein Männerantlitz verwandelt.
    »Krankheit?«, fragte Jean, als Max ihnen nach seinem Bericht weißen Ventoux -Wein eingoss. »Was denn für eine Krankheit? Davon hast du mir nichts geschrieben.«
    Unter der Bräune wurde Max rot und etwas unruhig.
    »Die Krankheit, die ein Mann bekommt, wenn er ernsthaft verliebt ist«, gab er zu. »Schlecht schlafen, schlecht träumen, sich den Kopf verdrehen lassen. Nicht lesen können, nicht schreiben, nicht essen. Brigitte und Gérard konnten es vermutlich nicht länger mitansehen und verordneten mir Tätigkeiten, die den Verstand vor dem Ruin bewahren. Deswegen arbeite ich für sie. Mir hilft es, ihnen auch, wir reden nicht über Geld, alles ist gut so.«
    »Die Frau auf dem roten Trecker?«, fragte Jean.
    Max nickte. Dann holte er Luft, als ob er Anlauf nehme.
    »Genau. Die Frau auf dem roten Trecker. Das ist ein gutes Stichwort, weil ich dir etwas Wichtiges über sie noch erzä…«
    »Der Mistral kommt!«, rief Madame Bonnet ihnen besorgt entgegen und unterbrach damit Max’ Beichte. Die kleine, drahtige Frau näherte sich, wie immer in Shorts und Männerhemd und mit einem Körbchen Früchte in der Hand, und deutete auf die sich drehenden Windrädchen neben einem Lavendelbeet. Bisher zupfte zwar nur eine Brise an den Halmen, aber der Himmel zeigte ein klares, tiefes Tintenblau. Alle Wolken wie fortgewischt, und die Ferne schien näher gerückt. Der Mont Ventoux und die Cevennen waren scharf und deutlich zu erkennen. Ein typisches Zeichen für den brausenden Nordwestwind.
    Sie begrüßten einander. Dann wollte Brigitte wissen: »Haben Sie Erfahrung, was der Mistral mit Ihnen macht?«
    Catherine, Jean und Max schauten sie fragend an.
    »Wir nennen ihn Maestrale. Herrscher. Oder vent du fada. Wind, der verrückt macht. Unsere Häuser zeigen ihm nur die schmale Stirn« – sie deutete auf die Baurichtung ihrer Gehöfte –, »damit er sie nicht allzu sehr beachtet. Es wird, wenn er kommt, nicht nur kühler. Es wird auch lauter. Und jede Bewegung schwerer. Wir werden alle für einige Tage verrückt sein. Am besten ist, Sie besprechen nichts Wichtiges miteinander. Es wird nur Streit geben.«
    »Ach?«, sagte Max leise.
    Madame Bonnet sah ihn an, mit ihrem milden Lächeln aus dem nussbraunen

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