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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Campingplatz durch das Stadttor auf die Bäckerei zugingen, kam ihnen ein Ork mit einem Armvoll Baguettes entgegen. Er war begleitet von einem Elb, vertieft in sein iPhone.
    Perdu entdeckte einen Trupp Harry Potters, die sich lauthals mit einer Garde Martinscher Nachtwachen vor der blauen Fassade der Bücherei La Découverte stritten. Auf Mountainbikes kamen ihnen zwei aufgedonnerte Vampirdamen entgegen, die Max einen hungrigen Blick zuwarfen. Und aus der Kirche schälten sich gerade zwei Douglas-Adams-Fans im Bademantel und mit Handtuch über der Schulter.
    »Eine Convention!«, rief Max.
    »Eine was?«, fragte Cuneo und starrte dem Ork hinterher.
    »Eine Fantasy-Convention. Das ganze Dorf ist voller Leute, die sich verkleiden wie ihre Lieblingsautorinnen oder Lieblingsfiguren. Großartig.«
    »Wie – als Moby Dick, der Wal?«, fragte Cuneo.
    Perdu sah wie Cuneo den Wesen nach, die Mittelerde oder Winterfell entsprungen erschienen. Unglaublich, was Bücher alles anrichteten.
    Cuneo fragte bei jedem Kostüm, aus welchem Buch es stammte, und Max gab ihm mit glühenden Wangen Auskunft. Als ihnen eine Frau im scharlachroten Ledermantel und mit weißen Stulpenstiefeln entgegenkam, musste er jedoch passen.
    Perdu erklärte: »Diese Dame, meine Herren, ist keine Frau im Kostüm, sondern das Medium, das mit Colette und George Sand spricht. Wie, ist ihr Geheimnis, sie behauptet, sie trifft sie in ihren Zeitreiseträumen.«
    In Cuisery hatte alles Platz, was sich um Literatur rankte. Es gab auch einen Arzt, der sich auf literarische Schizophrenie spezialisiert hatte. Zu ihm kamen jene, deren zweite Persönlichkeit die Wiedergeburt Dostojewskis oder Hildegard von Bingens war. Und auch manche, die sich im Gewirr ihrer eigenen Pseudonyme verhedderten.
    Perdu lenkte seine Schritte zum Präsidenten der Gilde und des Trägervereins von Cuisery, Samy le Trequesser. Trequessers Wort war die Eintrittskarte, um mit den Bouquinisten über Sanary zu sprechen. Le Trequesser wohnte über der alten Druckerei.
    »Kriegen wir von dem Oberliterato ein Passwort oder so?«, fragte Max. Er konnte sich kaum losreißen von den Auslagen, die vor jedem zweiten Laden Bücher, Fotobände und Landkarten feilboten.
    »Eher ›oder so‹.«
    Immer wieder blieb Cuneo an den Karten der Bistros stehen und machte sich Notizen in seiner Rezeptkladde. Sie waren in der Region Bresse, die für sich beschlossen hatte, als die Wiege der französischen Kreativküche zu gelten.
    Als sie sich in der Druckerei anmeldeten und im Büro des Präsidenten warteten, erlebten sie eine Überraschung: Samy le Trequesser war kein Präsident.
    Sondern eine Präsidentin.

31
    V or ihnen saß, an einem Schreibtisch, der aus schwerem Strandgut zusammengezimmert schien, die Frau, die Salvo vergangenen Abend aus der Seille geangelt hatte.
    Samy war Samantha. Sie trug ein weißes Leinenkleid. Und außerdem hatte sie Hobbitfüße. Riesengroß und sehr behaart.
    »Also?«, fragte Samy. Sie schlug ihre wohlgeformten Beine übereinander und wippte aufreizend mit einem Hobbitfuß. »Wie kann ich euch nun helfen?«
    »Eh, ja. Ich suche den Autor eines bestimmten Werkes. Es ist ein Pseudonym, ein geschlossenes, und …«
    »Geht es Ihnen wieder gut?«, fragte Cuneo dazwischen.
    »Aber ja.« Samy schenkte Salvo ein Lächeln. »Und vielen Dank für das Angebot, dass ich Sie küssen kann, Salvo, bevor ich alt werde. Ich überlege es mir schon die ganze Zeit.«
    »Gibt’s Ihre scharfen Füße in Cuisery?«, wollte Max wissen.
    »Also, um noch mal auf das Buch Südlichter zurückzu…«
    »Ja, im Eden. Das ist ein Freizeit-Info-Touristen-Neppzentrum, da gibt es Hobbitfüße, Orkohren, aufgeschlitzte Bäuche …«
    »Vielleicht hat es ja auch eine Frau geschri…«
    »Ich will für Sie kochen, Signorina Samantha. Und wenn Sie vorher gern schwimmen möchten, bitte, ich habe nichts dagegen.«
    »Ich glaube, ich kaufe mir auch Hobbitfüße. Als Hausschuhe. Kafka wird ausflippen, meint ihr nicht?«
    Perdu schaute, um Fassung ringend, aus dem Fenster.
    »Jetzt haltet doch mal endlich die Klappe! Sanary! Südlichter! Ich brauche den Autor, den echten! Bitte!«
    Er hatte lauter gesprochen, als er wollte. Max und Cuneo sahen Jean überrascht an. Samy dagegen hatte sich zurückgelehnt, als fange sie gerade an, sich zu amüsieren.
    »Seit zwanzig Jahren suche ich ihn. Oder sie. Das Buch … es ist …« Jean Perdu gab sich Mühe, es in Worte zu fassen. Aber alles, was er sah, war Licht, das sich auf

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