Das Leben dahinter (German Edition)
Bier und ging wieder. Von der Mitte des Raums drang Gelächter zu ihnen herüber und das dissonante Kling von anstoßenden Gläsern.
Alles schien ganz harmlos. Aber man wusste ja nie.
C heung hatte den Zettel gelesen, steckte die Makulatur in die Hosentasche. Sein Gesicht regte sich nicht. Er blickte auf und fragte nur:
„Wann?“
„Umgehend“, antwortete Miles.
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Cheung trank hastig aus. Dann standen alle wortlos auf, Miles Finley bezahlte und sie verließen das „Rett’s Corner“. Die Sonne draußen traf Caitlin wie ein Vorschlaghammer. Sie hetzten nicht, liefen aber schnellen Schrittes.
Die unterschwellige Angst war nun ihr aller, ständiger Begleiter und ließ sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Seit Caitlin ihrem Vater von den Erkenntnissen erzählt hatte, die die verschlungenen Pfade des Netzes in seiner chaotischen Perfektion preisgegeben hatten, konnte sich keiner von ihnen mehr entspannen.
Janine und Caitlin waren gerade von Nowak zurück ins Wohnheim gekommen, als die Nachricht von dessen Tod im Netz aufgetaucht war. Inzwischen hatte Caitlin sich einen neuen Login eingerichtet.
Gut , hatte Caitlin zuerst gedacht. Ein Herzinfarkt. Er war nunmal ein ziemlich starker Raucher und übergewichtig dazu. Hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten.
Sicherheitshalber hatte n sie dann Nowaks Account trotzdem nach neuen Daten durchsucht. Der Status war sehr schnell auf verstorben geändert worden und so kam sie auf weitere inoffizielle Nutzer und deren kürzlich verdeckt publizierte Pläne. Sie mutmaßte, dass diese Verantwortlichen jetzt ziemlich verwirrt sein mussten, sofern sie wirklich nichts von Caitlins Spähcluster gewusst hatten.
„ Wo ist das Leck und warum verschwinden die jetzt? Ahnen die, dass wir ihnen ans Leder wollen“, fragten die sich jetzt vielleicht und warteten einfach ab, was die Gruppe vorhatte.
Aber w enn der Plan ihres Vaters aufging, würden die ewig warten können. Caitlin war froh, dass er ausnahmsweise mal einen Plan hatte – gerade ihr Vater, dieser zerstreute, alte Grabschänder.
Der nächste Stopp würde eine verlassene Hütte irgendwo zwanzig Kilometer nordöstlich sein. Cheungs Hütte. Dieser Typ war Caitlin unheimlich, aber angeblich war er der Einzige, der den Transfer richtig durchführen konnte und der in dieser Situation zumindest ansatzweise vertrauenswürdig war. Cheung war wohl ein früherer Kollege ihres Vaters gewesen. Aus der Zeit, als er noch als junger Mann in der Transportbranche tätig war und kein Universitätsdozent für Archäologie. Während seines Studiums und noch bevor er ihre Mutter kennengelernt hatte und sie wieder hatte gehen lassen. Sein Lebenslauf passte zu ihrem Vater; verworren und planlos durch sein Dasein stolpernd, ohne Rücksicht auf Fehler.
Ob denn zwischen Janine und ihr etwas liefe, hatte er Caitlin flüsternd beim Einsteigen gefragt und ihr zugezwinkert. Sie hatte es keiner Antwort gewürdigt und war einfach eingestiegen.
Sie fuhren mit Cheungs altem Memaksa , dessen Anordnung von Beulen auf der Oberfläche der Gauß‘schen Normalverteilung nahekam. Insgesamt war das Gefährt in einem beklagenswerten Zustand; klemmende Türen, sprödes oder gerissenes Sitzleder sowie halb herabbaumelnde Armaturen. Die Fahrzeugreihe wurde seit zwei Jahrzehnten nicht mehr hergestellt und das hohe Alter sah man dem Memaksa an. Der Innenraum war dafür äußerst großzügig, selbst mit vier weiteren Personen fühlte Caitlin sich nicht beengt.
Janine saß neben ihr auf der Rückbank , Clara Holloway ganz links, ihr Vater vorn neben Cheung. Das Ziel war bestimmt und der Memaksa sauste ihm über eine staubige Straße entgegen. In etwa zwanzig Minuten würden sie aus dem Raster der PRO fallen.
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Niemand sagte etwas, alle blickten durch die großzügigen Kunststofffenster, um zu sehen wie eine malerische Landschaft am Memaksa vorbeifuhr. Das Meer zeigte sich archaisch hinter kleinen, grasbewachsenen Hügeln. Seevögel kreisten in der Ferne, als kannten sie keine Zeit.
Und wieder begann es in Claras Kopf zu arbeiten…
Vögel waren auf der Erde den Dinosauriern entsprungen, aber auf Wad’Akh’Wian hatte es nie solche Theropoden gegeben. Trotzdem gab es hier Vögel. Sie waren die Seitenlinie einer kleinen Echsengattung, genauso wie Menschen eine Seitenlinie kleiner Erdensäuger waren. Die Abspaltung und Evolution dieser Vögel reichte vermutlich viele Äonen zurück, denn sie hatten sich mittlerweile in tausende Arten und
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