Das Leben dahinter (German Edition)
ihn noch nie erlebt hätte. Die Öffentlichkeit würde sie an den Pranger bringen und in die tiefste Grube werfen und das nur aufgrund von gerade einmal vier Personen!
Er hatte die Abteilung erreicht , durchschritt möglichst breitschultrig die gesicherte Tür und schnappte sich sofort den ersten Mitarbeiter am Kragen, den er finden konnte. Dabei war ihm völlig egal, dass dieser Mann wenigstens einen Kopf größer war als er selbst.
„Wo sind Krantz und Benoît?“, schnauzte er ihn von unten an.
Der Bursche war höchstens zwanzig und wurde fast augenblicklich kreidebleich.
„Äh…“
Immermanns Kopf fühlte sich rotglühend an.
„WO?“, zerrte er am Kragen des Jungen. Stammelnd und zitternd wies dieser in eine Richtung, in der sich ein halbes Dutzend Personen hinter einer kleinen Trennwand unterhielten.
Immermann entließ den Burschen aus seinem Griff und stieß ihn weg, so kräftig er konnte. Der Bursche wankte nicht einmal.
„Was zum Teufel soll das?“, brüllte er so laut und bösartig wie möglich in Benoîts Richtung und setzte sich dann so schnell und wutschnaubend wie möglich in Bewegung, um sich in die Runde zu drängen.
Er stand plötzlich direkt vor Benoît. Krantz hielt sich mit den anderen im Hintergrund und beobachtete das Geschehen mit Furcht in den Augen.
„Bin ich denn der letzte Blödmann für euch, oder was?“, kreischte Immermann, seine Stimme überschlug sich fast. „Ich sitze in meinem Büro und weiß nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als diese vier Scheißer entkommen zu lassen?“
Benoît schwieg und setzte sich gemächlich hin. Das und sein Schlafzimmerblick trieben Immermanns Puls noch weiter hinauf, in ungeahnte Höhen.
„ Halloho? Ich rede mit dir!“
„Reg dich ab“, sagte Benoît entspannt. „So ein Herzinfarkt ist keine witzige Sache.“
„Was soll der Scheiß?“
Benoîts Augen blitzten auf.
„Du weißt, was ich meine“, grinste er Immermann an. Dann atmete Benoît tief ein.
„ Zunächst einmal wissen wir ganz genau, wo das Quartett ist“, meinte er gelassen. Er drehte sich um und öffnete eine Karte von Wad’Akh‘Wian über seinem Terminal.
Immermanns Puls beruhigte sich ein wenig.
Hatte Benoît ihm gerade gedroht? Konnte er das denn?
„Sie sind mit einem Memaksa unterwegs in Richtung Rett Cliff . In zehn Minuten haben sie die Hütte eines gewissen Lesile Cheung erreicht.“
Er holte den Kartenausschnitt, in dem sich ein roter Punkt von rechts nach links bewegte, mit seinen Händen heran. Ein blauer Punkt folgte dem roten in einigem Abstand.
„ Aber weißt du“, sagte Benoît, drehte sich zu Immermann um und setzte ein wirklich unheimliches Grinsen auf. „diese Memaksas sind schon sehr alt. Sie sind dafür bekannt, dass sie oft kaputt gehen.“ Er beugte sich nach vorn. „Und manchmal – wenn man sie nicht gut genug wartet – gibt einfach die Plasmadämmung nach. Und dann… BUMM!“
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Die restliche Fahrt war ruhig verlaufen. Cheung hatte die Klappe gehalten und Clara hatte die Aussicht genossen und etwas nachgedacht.
Sie wusste inzwischen wie sie an ih ren Onkel herantreten würde. Eigentlich sollte es problemlos laufen. Der alte Mann war ein ganz besonderes Kaliber und er hasste die PRO. Sie würde ihm einfach die komplette Geschichte erzählen und ihn um Asyl bitten. Wenn er noch immer derjenige war, an den sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte, würde er sie mit offenen Armen empfangen.
Aber dazu mussten sie alle erst einmal von diesem Planeten runter.
Plötzlich ertönte irgendein Signal im Inneren des Memaksa. Quietschend und schrill wie eine Gabel, die über einen Teller kratzte.
„Oh oh“, stieß Cheung durch zusammengebissene Zähne aus, als er eine kleine Anzeige betrachtete, die gerade vor ihm aufgetaucht war.
„ `Oh oh´ klingt nie gut. Was ist los?“, fragte Miles aufgeregt.
„Ich bin nicht sicher, aber es könnte sein, dass wir verfolgt werden. Jemand ist hinter uns und kommt relativ schnell näher. Auf dieser Strecke ist aber außer mir eigentlich nie jemand unterwegs. Ihr seid doch nicht etwa in Schwierigkeiten?“
„ Könnte sein“, antwortete Miles.
Tod in einem alten Memaksa , dachte Clara. In diesem Ding konnte eigentlich alles passieren, wenn man sich die Statistiken über dieses veraltete Vehikel ansah. Es wäre der perfekte Unfall…
„ Könnte sein? Wer?“
„PRO.“
Cheung verzog noch immer keine Mine. „Das hättet ihr mir
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