Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
Vom Netzwerk:
sind wir wieder weg aus Tulsa, nach Texas, um Carlos zu suchen. Sein Marines-Regiment ist dort stationiert. Als wir ihn endlich gefunden hatten, wussten wir alles, was man zum Überleben braucht.«
    Ich nahm mir vor, ihn später noch einmal nach Tulsa zu fragen. Aber jetzt mussten wir erst mal die Lebensmittel nach Hause schaffen. »Ich hab eine Idee«, sagte ich. »Wie wär’s, wenn ich die Kisten einfach da vorn aus dem Fenster schmeiße? Sind doch alles nur Dosen und Schachteln, da kann nicht viel kaputtgehen.«
    »Gute Idee«, sagte Alex. »Du bleibst hier oben und wirfst die Kartons runter. Ich stell mich unten hin. Sobald du fertig bist, laden wir alles in den Transporter.«
    Erst wollte ich meinen eigenen Vorschlag zurückziehen, weil ich keine Lust hatte, die Schlepperei hier oben allein zu machen. Doch dann wurde mir klar, dass Alex unten mit dem Gewehr stehen würde. Er und Julie wussten, wie man sich verteidigt – mir hatte das bisher noch niemand beigebracht. »Na gut«, sagte ich also.
    Wir schlugen das Fenster ein und Alex wartete, bis ich den ersten Karton runtergeworfen hatte. »Geht doch gut«, sagte er dann, griff nach einem Sack Reis und trug ihn nach unten, während ich schon die nächsten Kartons aus dem Fenster schleuderte. Einige von ihnen platzten auf, aber die meisten hielten.
    Es dauerte eine Weile, bis ich sie alle runtergeworfen hatte. Am Ende war ich ziemlich erschöpft, aber wir waren noch nicht fertig. Wir mussten auch noch die drei Säcke Reis runterbringen, denn die konnte man nicht aus dem Fenster schmeißen. Alex kam rauf und jeder von uns nahm einen Sack. Ich hatte keine Ahnung, wie schwer zehn Kilo sein können. Unten gab Alex mir das Gewehr und ging noch mal rauf, um den letzten Reis zu holen.
    Der Transporter sah schon ziemlich alt aus und die Fenster waren weiß gestrichen, so dass man nicht hineingucken konnte. Aber es passte alles rein bis auf unsere Räder. Die banden wir mit einem Seil, das Alex gefunden hatte, auf dem Dach fest.
    Das Geräusch des startenden Motors kam mir vor wie ein Wunder. Und das Gefühl, als der Wagen sich tatsächlich in Bewegung setzte, war geradezu unbeschreiblich.
    »Weißt du, wie wir zurückkommen?«, fragte ich.
    »Nein, du musst mir helfen«, sagte Alex. »Ich hab versucht, mir den Weg zu merken, aber für mich sieht hier alles gleich aus.«
    Also sagte ich ihm, wo er abbiegen sollte. Es waren keine anderen Autos unterwegs, und falls uns jemand hörte, so ließ er sich jedenfalls nicht blicken. Ich war froh darüber, denn Alex hatte mir das Gewehr in die Hand gedrückt, und mir graute davor, es womöglich benutzen zu müssen.
    »Zu wem wolltet ihr denn in Tulsa?«, fragte ich. »Oder lag das nur auf dem Weg?« Es war leichter, Alex etwas zu fragen, wenn wir beide nach vorn schauten, so dass keine Gefahr bestand, dass sich unsere Blicke begegnen würden.
    »Wir dachten, wir treffen dort eine Tante und einen Onkel von uns an«, sagte Alex. »Die sind letzten Juni dorthin aufgebrochen. Wir haben ein paar Tage nach ihnen gesucht, aber ohne Erfolg.«
    »Ich kann mir Städte kaum noch vorstellen«, sagte ich. »Städte mit Bewohnern.«
    »Die haben sich auch sehr verändert«, sagte Alex. »Überall liegen Leichen herum, die meisten nur noch als Skelett. Selbst die Ratten sind inzwischen alle tot. Und es gibt nur wenige Häuser, die noch beheizt sind, deshalb teilt man sich die Wohnungen.«
    »Gibt es denn noch Schulen?«, fragte ich, weil mir meine Vorstellung von den Städten für Politiker und Millionäre einfiel. »Krankenhäuser? Hättet ihr nicht dort bleiben können, Julie und du?«
    Alex umfasste das Lenkrad ein bisschen fester. »Eigentlich hatte ich vorgehabt, Julie bei der Familie unseres Onkels zu lassen. Anschließend wollte ich nach Texas gehen und Carlos suchen, damit er weiß, wo wir sind. Dann wollte ich zurückkommen, um auf den Ölfeldern zu arbeiten. Aber ich konnte Julie nicht allein lassen. Deshalb sind wir zusammen nach Texas gegangen.«
    »Aber ihr seid dort nicht geblieben«, sagte ich. »Hättest du nicht auf den Ölfeldern in Texas arbeiten können?«
    »Hätte ich«, antwortete Alex. »Aber wer hätte dann auf Julie aufgepasst?«
    »Julie ist so ein vernünftiges Mädchen«, sagte ich. »Die weiß doch, wie man Schwierigkeiten aus dem Weg geht.«
    »Dann wären die Schwierigkeiten eben zu ihr gekommen«, sagte Alex. »Das Risiko wollten wir nicht eingehen.«
    Ich überlegte, ob ich Alex nach dem Kloster fragen sollte,

Weitere Kostenlose Bücher