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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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uns beiden auch nichts Besonderes aufgefallen. Man sah sofort, dass es kein Ferienhaus war, aber das hatte schließlich nichts zu bedeuten.
    Wir wandten wieder Alex’ Methode an, bei der man ein paar Steinchen gegen die Vordertür wirft und dann ganz schnell in Deckung geht, für den Fall, dass jemand schießt. Das tat aber niemand. Wir gingen wieder näher ran und schauten auf der Suche nach einem Lebenszeichen durch die Fenster. Nachdem wir uns halbwegs sicher fühlten, versuchten wir, die Türen zu öffnen. Sie waren alle verschlossen. Also schlugen wir mit einem Stein das Wohnzimmerfenster ein.
    In meinem Leben hat das Geräusch von splitterndem Glas das von Türklingeln ersetzt.
    Alex war an der Reihe, die Hand durchs Loch zu stecken und das Fenster von innen zu öffnen. Ich finde Einbrechen immer noch toll, aber diesen Teil mag ich am wenigsten. Jedes Mal rechne ich damit, dass mir gleich irgendwer dadrinnen die Hand abhackt. Das hat mir schon einige Albträume verschafft.
    Aber niemand ging mit der Axt auf uns los und wir stiegen hinein.
    Der Tod war sofort zu riechen. Es stank genauso wie der Leichenberg, nur viel schlimmer, weil das Haus verschlossen gewesen war.
    »Lass uns wieder gehen«, sagte ich. »Bitte.«
    »Du kannst draußen warten, wenn du willst«, sagte Alex.
    Aber ich wusste, wenn ich es mir nicht ansah, würde es mir nur noch größere Angst machen. »Geht schon«, sagte ich. Ich habe schon schlimmer gelogen.
    Alex nahm meine Hand. Ich sah, dass seine blutete. »Du hast dich geschnitten«, sagte ich, um zu verbergen, dass ich bei der Berührung seiner Hand vor Angst und Aufregung zitterte.
    »Nur ein Kratzer.« Er zog die Hand wieder zurück. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht vollbluten.«
    Ich nickte. Alex ging jetzt in Richtung des Gestanks und ich folgte ihm.
    Wir fanden die Leiche in der Küche. Früher war sie ein Mensch gewesen und hatte auf dem Stuhl gesessen, neben dem sie jetzt lag. Oder vielmehr das, was noch von ihr übrig war: ein bisschen zerrissene Kleidung, ein Gürtel, Haut und Knochen, Haare, ein Augapfel. Neben der Leiche lag ein Jagdgewehr und einen Meter weiter ein toter Pitbull.
    Ich schrie.
    »Schau nicht hin«, sagte Alex, aber ich konnte den Blick nicht abwenden. Er ging um den Toten herum, zog das rot karierte Wachstuch vom Tisch und deckte ihn damit zu. Dann hielt er mich fest, bis ich aufhörte zu zittern.
    »Ich glaube, wir haben Glück«, sagte er. »Der Hund ist erst vor kurzem gestorben, vielleicht sogar erst heute. Eine Weile hat er noch an seinem Herrchen gefressen, aber dann ist er verhungert. Vielleicht finden wir noch irgendwo Hundefutter.«
    »Ich glaub nicht, dass Horton Hundefutter mag«, sagte ich.
    »Nicht für Horton«, sagte Alex. »Für uns.« Er durchsuchte die Küchenschränke, und tatsächlich, da standen zwei Dosen Futter. Unser Abendessen , dachte ich und war froh, dass Alex nicht vorgeschlagen hatte, den Hund zu essen.
    »Fertig?«, fragte ich. Sogar für mich klang meine Stimme piepsig. »Können wir jetzt gehen?«
    »Hier muss es noch mehr geben«, sagte Alex. »Spürst du das nicht? Der hat doch mehr verteidigt als zwei Dosen Hundefutter.«
    »Aber er ist tot«, sagte ich. »Vielleicht hat er Selbstmord begangen, weil er nichts mehr zu essen hatte.«
    »Kann sein«, sagte Alex. »Aber wir sollten uns trotzdem mal umsehen. Nach Windeln und Toilettenpapier.«
    Wir wussten beide, dass wir hier keine Windeln finden würden. Aber ich war einfach nur froh, aus der Küche rauszukommen. Wir durchsuchten das Haus von oben bis unten und steckten alles ein, was uns brauchbar erschien. Viel war das nicht. Alex ging sogar in den Keller, kehrte aber mit leeren Händen zurück.
    »Sieht aus, als hätte dich deine Ahnung getäuscht«, sagte ich.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Wenn er vorgehabt hätte, sich umzubringen, hätte er als Erstes seinen Hund erschossen. Den hat er geliebt.«
    Damit hatte er vermutlich Recht – sollten wir jemals in diese Lage kommen, würden wir Horton auch als Erstes töten oder ihn wenigstens freilassen. »Es gibt auch eine Garage«, sagte ich. »Vielleicht ist da was drin.«
    »Dann hätte er mit seiner Knarre in der Garage gesessen«, sagte Alex. »Es muss hier im Haus sein. Irgendwas haben wir übersehen.«
    »Vielleicht war es Geld«, sagte ich. »Oder Schmuck. Irgendwas, das er für wertvoll hielt.«
    Alex schüttelte den Kopf. »Der Hund ist gerade erst gestorben«, sagte er zum zweiten Mal, als wäre er

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