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Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter de Bruyn
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letzten Ehestreit und den Nürnberger Lebensmittelpreisen handelten, wurde in denen an Christian Otto deutlich, welche Enttäuschung die persönliche Begegnung mit dem wesentlich älteren Jacobi war. Denn dieser war weder daran interessiert, Persönliches von Jean Paul zu erfahren, noch Persönliches preiszugeben, sprach vielmehr dauernd von seinen eignen Werken und trug sämtliche Rezensionen zu diesen immer mit sich herum. Er war eitel, kleidete sich neumodisch, achtete streng auf Konventionen, und da er keine Scherze vertragen konnte, las er auch den »Katzenberger« nicht. »Er sollte« , schrieb Jean Paul resümierend, »meinem erdigen Herzball einen neuen Stoß zur Bewegung um die höhere Sonne geben und mich heiligen wie Herder, ja mehr als Herder – er war beides nicht, und meine frömmsten Wünsche für mich können leider nun von niemand weiter erfüllt werden als von mir selber. – Hab’ ich ihn nur gesehen, hatt’ ich bisher gedacht, so werd’ ich ein neuer Mensch und begehre weiter keinen edelberühmten Mann mehr zu sehen. Ach!«

Abb.49: Friedrich Heinrich Jacobi, 1801.
Gemälde von Johann Peter Langer
    Von Hegel, der zu dieser Zeit Rektor des Nürnberger Gymnasiums war, ist in Jean Pauls Briefen kaum die Rede, mehr aber von dessen Frau, die ihm beim Einkaufen zur Seite stand. Denn da es dort billiger war als in Bayreuth, wurde von ihm nicht nur ein neues Kleid für Karoline erstanden, sondern auch Nürnberger Bratwürste, holländischer Käse, ein Gurkenfässchen und drei Sack Mehl. Mit Hegel aber konnte er sich auch nicht anfreunden, als dieser ihm fünf Jahre später die Ehrendoktorwürde der Heidelberger Universität verlieh. Denn bei aller Anerkennung, die er für ihn hatte, blieb ihm sein Denken immer fremd. »Hegel ist der scharfsinnigste unter allen jetzigen Philosophen, bleibt aber doch ein dialektischer Vampyr des innern Menschen« , schrieb er an seinen Sohn Max, als dieser in Heidelberg studierte, und fügte später hinzu: »Hegels Phänomenologie habe ich mir selber gekauft; an Scharfsinn ist er jetzo fast der Erste. Das Wahre such’ ich bei den jetzigen Philosophen gar nicht.«
    Freundschaft zu schließen war ihm selbstverständlich eher möglich mit einem Menschen, der ihn und sein Werk so sehr verehrte wie der 16 Jahre jüngere Professor Heinrich Voß. Dieser, ältester Sohn des berühmten Dichters Johann Heinrich Voß, hatte mit diesem und seinem Bruder Abraham zusammen in Heidelberg eine Neuübersetzung Shakespeares unternommen, und da er einen Band davon an Jean Paul geschickte hatte, war daraus ein lebhafter Briefwechsel entstanden, der andauerte bis Heinrich Voß 1822 starb. An ihn richtete Jean Paul 1817 die Bitte, ihm für den geplanten Sommeraufenthalt in Heidelberg ein Zimmer zu besorgen: »Ein Stübchen zur Miete (nicht einmal ein Kämmerchen dazu), – ferner ein Bett – ein schlechtes Kanapee, weil ich nur auf einem lese und schreibe – jemand zum Kaffee- und Bettmachen und Getränkeholen – gar keine Möbeln außer den allerunentbehrlichsten.« Dass er von dieser Reise als Ehrendoktor heimkehren würde, wussten nicht einmal die Professoren, die ihm diesen Titel verliehen.

Abb.50: Heinrich Voß im 21. Lebensjahr.
Gemalt von Franz Gareis, gestochen von Carl Barth
    An einem Mittwoch im Juli 1817 stieg er, natürlich vom Pudel begleitet, morgens um fünf Uhr in den gemieteten Einspänner, übernachtete in Bamberg und Würzburg und war am Sonntag in Heidelberg, wo er sich beim Professor Voß als unterstützungsbedürftiger Student melden ließ. Nach der herzlichen Begrüßung erlebte Voß mit, wie Jean Paul den Kutscher entlohnte und ihm dabei doppelt so viel Trinkgeld gab, als ausgemacht war. »Erstens« , sagte er ihm dazu, »weil du ein guter Kerl bist; zweitens, weil du ein armer Teufel bist, ich zwar nicht übermäßig viel, aber doch mehr habe als du; drittens, damit du der lieben Frau und den lieben Kindern all die schönen Sachen genau wiedersagst, die ich dir unterwegs vorgesagt und hundertmal eingetrichtert habe.«
    Nachdem Jean Paul sich einen Arbeitsplatz in der Stube und einen im Garten hatte einrichten lassen, wurden zwischen ihm und dem Gastgeber strenge Arbeitszeiten vereinbart, an die sich zu halten dann aber der vielen Ehrungen, Ausflüge und Einladungen wegen doch nicht ganz gelang. Zwei Höhepunkte gab es, an denen Jean Paul seinen Ruhm in vollen Zügen genießen konnte, nämlich einen Fackelzug der Studenten und die Verleihung der

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