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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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nur den Teil mit den Raketen. Wenigstens fängt Meier mit der Batikfee gleich ein Gespräch an, sodass ich in Ruhe den Kübel weiterbearbeiten kann. Als ich endlich den Rand abgetrennt habe und der Tante den Kübel geben will, reißt ihn mir Meier förmlich aus der Hand. Er dreht ihn um und setzt ihn auf den Boden. Doch damit nicht genug, fängt er jetzt auch noch an zu trommeln. Das ist zu viel für mich. Während sie ihm bestätigt, dass er ja »so ein leidenschaftlicher Trommler« ist, mache ich mich unbemerkt aus dem Staub.
    Seitdem geht Meier mehrmals die Woche zum Trommeln und Tanzen. Ich weiß nicht, warum er das macht. Vielleicht hilft es ihm, irgendwelche Probleme zu bewältigen (die er vorher wahrscheinlich noch gar nicht hatte), oder er lernt dabei sein inneres Ich kennen. Vielleicht macht es im aber auch einfach nur Spaß oder die Batikfee hat ihn verzaubert. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass ich ihn garantiert nicht danach fragen werde.

 
Keller nachgerüstet
    Die Frage »Haben Sie auch Folien?« klingt zunächst einmal recht harmlos und eine einfache Antwort wie »Ja, da hinten« hätte wahr­scheinlich auch gereicht. Aber nein. Ich muss natürlich noch weiter nachfragen: »Für was soll die Folie denn sein?«
    Der Kunde antwortet: »Bei mir kommt etwas Wasser durch die Wand und da habe ich mir gedacht, dass ich da vielleicht besser eine Folie davormache.«
    »Folie ist da mit Sicherheit keine gute Lösung«, widerspreche ich. »Da sollte man vielleicht erst einmal die Ursache finden und dann beheben. Wo kommt das Wasser denn her?«
    »Das kommt direkt durch die Wand im Keller«, erklärt er. »Also eigentlich ist es ja noch gar kein Keller. Den baue ich gerade noch.«
    »Klingt irgendwie komisch«, denke ich und frage weiter: »Also steht da noch gar kein Haus, sondern bloß der Keller, oder?«
    »Doch, doch. Das Haus steht schon lange. Aber weil da kein Keller drunter ist, habe ich angefangen nachzurüsten. Und jetzt drückt mir eben das Wasser von außen durch die Lehmwand.«
    Ich kann kaum glauben, was er mir da erzählt, und frage daher sicherheitshalber noch einmal genau nach, was er da gemacht hat. Wahrscheinlich habe ich ihn ja bloß falsch verstanden. Aber Pustekuchen. Er hat tatsächlich ein 2 x 2 Meter großes Loch in die Bodenplatte seines Hauses gestemmt und dann angefangen, das darunterliegende Erdreich abzutragen. Leider läuft ihm das Loch ab 1,5 Meter Tiefe immer wieder mit Wasser voll. Und um das zu vermeiden, braucht er von mir die Folie.
    Ich überlege ernsthaft, ob ich die Polizei rufen oder ihm lieber einen Termin in der Klapse vereinbaren soll. Andererseits steht ja eigentlich nirgendwo geschrieben, dass es verboten ist, sich sein eigenes Grab zu schaufeln. Und falls er das Ganze doch überleben sollte, weil er nicht gerade im Keller ist, wenn das Haus einstürzt, kann er immer noch sagen: »Das hat mir der im Baumarkt so erklärt.«
    Damit er aber genau das später nicht machen kann, hole ich zunächst einen Kollegen dazu und erkläre ihm die Sachlage. Der denkt natürlich erst, dass ich ihn verarschen will. Aber als ihm der Kunde das Ganze bestätigt, ist er doch ziemlich erstaunt. Nachdem mein Kollege nun den Ernst der Lage erkannt hat, sage ich zu dem Kunden: »Nur damit wir uns richtig verstehen. Ich habe den Kollegen als Zeugen dazugeholt, damit es im Fall der Fälle nicht heißt: ›Das hat mir der Typ im Baumarkt so erklärt. Der ist schuld, dass mein Haus kaputt ist, und ich will jetzt ein neues von ihm haben.‹ Sie bekommen von mir keine Folie oder sonst irgendetwas. Das Einzige, was Sie von mir bekommen, ist ein gut gemeinter Rat. Schütten Sie das Loch schnell mit Beton zu. Oder noch besser, fragen Sie mal einen Statiker, was der Ihnen rät. Das, was Sie da machen, ist lebensgefährlich.«
    Wütend fährt er mich an: »Das müssen Sie schon mir überlassen, was und wie ich umbaue. Aber wenn Sie mir nichts verkaufen wollen, dann muss ich eben woanders hingehen.«
    »Tun Sie das. Ich werde Ihnen auf jeden Fall nichts verkaufen«, sage ich. »Schließlich will ich wirklich nicht schuld sein, wenn Sie unter Ihrem eigenen Haus begraben werden.«
    Er ist sich jedoch der Gefahr seines Tuns anscheinend in keinster Weise bewusst, denn er zieht laut meckernd von dannen, um sein Glück woanders zu versuchen. Bleibt nur zu hoffen, dass er dort dann auch gut beraten wird und irgendwann zur Einsicht kommt.

 
Auf den Hund gekommen
    Mein Kollege und ich sind gerade

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